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WAS MACHT EIGENTLICH...

Anni Friesinger im Jahr 2000.  Acht Jahre später bremste ein Radunfall ihre Karriere
Foto: picture-alliance / ASA | Stefan Matzke

… Anni Friesinger?

Mit zwölf Deutschen und 16 Weltmeistertiteln im Einzel und Mehrkampf sowie drei olympischen Goldmedaillen gehört sie zu den erfolgreichsten deutschen Eis­schnell­läuferinnen. Seit ihrem verletzungs­bedingten Karriereende 2010 arbeitet die heute 44-Jährige als TV-Expertin, Marken­bot­schafterin und Geschäfts­führerin einer Kinderboutique.

Auch wenn Anni Friesinger 2010 mit einem Knie-Knorpelschaden recht früh ihre erfolgreiche Eisschnelllauf-Karriere beenden musste, kommt die umtriebige Geschäftsfrau bis heute vom Eissport nicht ganz los. Kein Wunder bei dem familiären Umfeld: Vater, Mutter, Geschwister und Ehemann waren Eislauf-Asse, und sie ist praktisch neben der Eislaufbahn aufgewachsen. Die Leidenschaft für die schnellen Kufen hat Friesinger an ihre beiden Töchter Josephine (9) und Elisabeth (6) weitergegeben, die inzwischen in der Jugendabteilung von Red Bull Salzburg Eishockey spielen. Wenn es ihre Zeit zulässt, steht die dreifache Olympiasiegerin heute wieder drei-, viermal pro Woche in der Eislaufhalle, um die sportlichen Fortschritte der Töchter zu verfolgen.

Ehe räumlich getrennt

Anni Friesinger-Postma und Erich Klann posierten 2017 vor den Kameras bei der "Let's Dance"-Show in Köln
Anni Friesinger-Postma und Erich Klann posierten 2017 vor den Kameras bei der "Let's Dance"-Show in Köln - Foto: Getty Images / Andreas Rentz

Da Friesinger viel beschäftigt ist, kommt sie selbst nicht mehr so häufig zum intensiven Sporttreiben, allenfalls mal am Wochenende. Aber Fitness wird immer noch groß geschrieben, zumal ihr Knorpelschaden ein regelmäßiges Muskelerhaltungstraining erfordert: „Sit-ups, Liegestütze, kleine Sprünge, Seitstütz, um den ganzen Muskelapparat in Form zu halten", beschreibt sie ihr 15-bis 30-minütiges Programm, das sie auch schon mal in ihrem Büro auf einer ausgerollten Trainingsmatte absolviert. „Und am Wochenende Ausdauertraining, meistens Inline-Skating oder Laufen." Manchmal sind dann auch ihre Töchter auf dem Fahrrad dabei. In jüngster Zeit findet Friesinger auch viel Spaß beim Stand-up-Paddeln auf dem Mondsee bei Salzburg, wo sie mit ihren beiden Töchtern heute lebt. Eher Seltenheitswert hat gemeinsamer Sport mit ihren Mann, dem niederländischen Goldmedaillengewinner Ids Postma, denn das Paar führt seit 2009 eine Ehe auf Distanz: Postma hat vor Jahren den Bauernhof seiner Eltern in Holland übernommen und ist heute Vollzeit-Landwirt mit 650 Milchkühen. Friesingers Versuch, dauerhaft in das holländische Bauerndorf umzusiedeln, ist fehlgeschlagen: „Ich habe die Berge und die Stadt so vermisst", beschreibt die Goldmedaillengewinnerin ihr großes Heimweh. In der räumlichen Trennung sieht Friesinger das Erfolgsrezept ihrer Ehe, da so jeder seine individuellen Freiheiten behält und sich um seine beruflichen Aufgaben kümmern kann. Das Paar achtet aber darauf, dass es sich mindestens alle 14 Tage sieht.

Die Corona-Pandemie hat diesen Rhythmus zuletzt erheblich durcheinander gebracht. Durch den Lockdown waren Friesinger mit den Kindern und Postma im Vorjahr einmal sogar zweieinhalb Monate lang getrennt, da ihnen die Einreise ins jeweils andere Land verwehrt blieb. Zwar habe Postma bei allen Mahlzeiten via Skype mit am Tisch gesessen: „Aber Videotelefonie ersetzt natürlich nicht die menschliche Nähe." Beim richtigen Wiedersehen habe die Familie sich dann weinend in den Armen gelegen. Seitdem wisse man die gemeinsamen Momente noch mehr zu schätzen: „Es geht immer um die Qualität und nicht um Quantität", betont Friesinger. Obwohl die „Eisschnellläuferin des Jahres 2003" zuletzt durch das Homeschooling ihrer Töchter zusätzlich belastet war, ist die Familienplanung im Hause Friesinger-Postma noch nicht abgeschlossen, ein Söhnchen würde schon noch passen.

Ehrenamtlich tätig

Anni Freisinger kann nach ihrer sportlichen Karriere auch berufliche Erfolge vorweisen. Ein paar Jahre lang war sie fürs holländische Fernsehen und auch mal für einen deutschen Sender als Eissport-Expertin tätig. Daneben ist sie Markenbotschafterin für verschiedene Sportartikel- und Bekleidungshersteller, zuletzt kam 2015 das Engagement für den Discounter Kik hinzu. Zudem ist sie beratend an der Entwicklung spezieller Sportausrüstung beteiligt, von muskelunterstützenden Rennanzügen bis zu Inline-Skatern. Seit 2015 leitet sie in Salzburg die eigene Concept-Boutique „Small Heroes" für nachhaltig produzierte Kindermode, in deren Erweiterung sie in der coronabedingten Pause gerade viel Energie gesteckt hat. Friesinger hofft, dass der erneuerte Laden sie und ihre fünf Mitarbeiterinnen bald wieder gut ernähren kann. „Zum Glück habe ich einen Web-Shop", betont die mode- und designaffine Sportlegende bei „vip.de". Ihr Versuch, in Holland eine zweite Boutique zu eröffnen, ging nach neun Monaten schief, weil sie zu selten vor Ort war und die Mitarbeiterinnen als Team nicht funktionierten. „Überall steht, ich wäre Millionärin und ich hätte für immer ausgesorgt", klagt Friesinger. Sie habe aber bei Investments nicht immer nur Glück gehabt und auch schon mal richtig „Lehrgeld" bezahlen müssen.

Neben ihren geschäftlichen Aktivitäten und der sportlichen Unterstützung ihrer Töchter ist Friesinger vielfach ehrenamtlich tätig. So ist sie Athletenbotschafterin der Entwicklungshilfeorganisation „Right to Play", unterstützt die Christiane-Eichenhofer-und die Kinderrheuma-Stiftung und ist im Anti-Doping-Kampf und für die Deutsche Aids-Hilfe aktiv. Bei diversen TV-Events ist sie auch gern gesehener Gast, ob bei der Tanz-Show „Let´s dance" (2017) oder im Vorjahr beim Grillen mit Johann Lafer.

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