Sie heißen Astronauten, Kosmonauten, Weltraumtouristen oder schlicht Raumfahrer. Rund 600 Menschen durften bereits einen Blick fernab der Erde in den Kosmos werfen. Und es werden immer mehr – denn die Geschichte der bemannten Raumfahrt wird weiter geschrieben.
Es ist noch immer ein exklusiver Job – trotzdem ist im Weltraum mehr los, als man denkt. Etwa 600 Erdenbürger, vor allem Amerikaner, Europäer und Asiaten, gehören bereits zum Kreis der Auserwählten, zwölf davon betraten ein anderes Himmelsobjekt als die Erde. Es waren alles Amerikaner, die zwischen 1969 und 1972 ihre Spuren auf dem Mond hinterließen. Danach verlor die Menschheit auf dem weiteren Weg ins All die Lust auf den Erdtrabanten. Dies soll sich nun wieder ändern. Während Indien, Südkorea, Japan und mehrere private Firmen unbemannte Missionen zum Mond planen, geht Amerika andere Wege.
Als Apollo-Nachfolger gilt das Artemis-Projekt der Nasa. Das unter Ex-Präsident Donald Trump gestartete Programm sollte ursprünglich ab 2024 beginnen, wird jedoch erst später umgesetzt. Ziel ist es unter anderem, den Mond zu umrunden und erstmals eine Frau auf den Mond zu bringen. Anschließend soll jeweils jährlich eine weitere Mondlandung stattfinden. Zudem soll bei Artemis der Südpol des Mondes erkundet werden, da dort Wassereis nachgewiesen wurde. Wasser bedeutet nicht nur Leben – es kann auch zu Treibstoff verarbeitet werden.
Sowohl Nahrung als auch Treibstoff werden benötigt, wenn es hinter dem Erd-Satellit weitergehen soll. Über kurz oder lang soll der sogenannte Lunar Orbital Platform-Gateway (LOP-G) seinen Betrieb aufnehmen. Es handelt sich dabei um eine Zusammenarbeit der amerikanischen Bundesbehörde Nasa, der europäischen Weltraumorganisation ESA, dem russischen Pendant Roskosmos, der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa und der Canadian Space Agency CSA. LOP-G soll um den Mond kreisen und unter anderem als Zwischenstation für bemannte Mondflüge dienen – aber auch für Erkundungsmissionen zum Mars beispielsweise.
China wird mehr und mehr zur dritten Macht im Kampf ums All
Erstmal bleiben die weiteren geplanten Missionen aber in Erdnähe. So schickt die Russische Föderation in den kommenden Jahren weitere Sojus-Missionen ins All. „Sojus" heißt so viel wie Vereinigung und soll an die ehemalige Sowjetunion erinnern. Die Vehikel gliedern sich in das Sojus-Raumschiff und die Sojus-Rakete. Das Raumschiff ist sozusagen die Fähre, die die Raumfahrer zu den verschiedenen Raumstationen brachte und weiterhin bringt. Das startete in den 70er-Jahren mit den Salyut-Stationen (deutsch: Salut) und wurde später mit der legendären Mir (deutsch: Frieden) fortgesetzt. Die Mir umrundete die Erde 86.325-mal und wurde 2001 zum kontrollierten Absturz gebracht.
Der Start von Sojus MS-18 ist für den 9. April ab dem Kosmodrom Baikonur in Kasachstan geplant. Neben zwei russischen Kosmonauten soll entgegen ersten Planungen doch wieder ein US-Amerikaner mit an Bord zum Flug zur ISS genommen werden. Sojus MS-19 soll am 22. September ins All fliegen und neben Commander Anton Schkaplerow auch die Filmwelt mit an Bord haben. Der Regisseur Klim Shipenko, dessen Film „Salyut-7" bei einigen Streamingdiensten zu sehen ist, will dort mit einer ebenfalls zu befördernden Schauspielerin den Kurzfilm „The Challenge" drehen. Sojus MS-20 schließlich soll im Dezember abheben und dann Weltraumtouristen an Bord haben, die von einem einzigen Kosmonauten geflogen werden.
Als neue Macht im Orbital-Raum präsentiert sich seit einigen Jahren gerne die Volksrepublik China. Entsprechend plant auch das ehrgeizige Land in diesem Jahr einen bemannten Flug. Shenzhou 12 („magisches Schiff") soll im Juni vom Kosmodrom Jiuquan, dem ältesten und größten Weltraumbahnhof Chinas, seine Mission starten. Es handelt sich dabei um den siebten bemannten Flug der Volksrepublik. Als Missionschef für den Flug ab der Wüste Gobi ist Nie Haisheng eingeplant. Nach dem Kommandanten des Raumfahrerkorps der Volksbefreiungsarmee ist seit 2005 sogar ein Asteroid benannt. Die sogenannten Taikonauten sollen zur Chinesischen Raumstation fliegen, um dort weitere Module zu installieren. Es handelt sich um den ersten bemannten Flug Chinas seit rund fünf Jahren.
Ganz vorne mit dabei sind natürlich auch die USA, die gleich mehrere Erkundungen am Start haben. Im Mai vergangenen Jahres kam neuer Schwung in die bemannte US-Raumfahrt, als die Mission „SpX-DM2" mittels des wiederverwertbaren Raumschiffs Crew Dragon erfolgreich verlief. Es war die erste bemannte US-Mission seit 2011. Nun schließen sich aus der Schmiede des US-Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmens SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk weitere Fahrten an.
Ende April soll die Mission „SpaceX Crew-2" vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral starten. Vier Astronauten sollen für eine längere Mission zur ISS gebracht werden. Im Herbst wird es dann für Deutschland interessant: Der Saarländer und ESA-Astronaut Matthias Maurer soll an Bord der Mission „SpaceX Crew-3" sein, die ebenfalls zur ISS führt. Mit „Inspiration4" soll Ende des Jahres dann wieder Weltraumtourismus im Fokus stehen. Der amerikanische Milliardär Jared Isaacman hat den Flug gechartert. „AX-1" wiederum wurde vom Raumfahrtunternehmen Axiom Space gebucht. Es wäre der erste Flug, den Axiom an millionenschwere Investoren vermittelt. Losgehen soll es im kommenden Jahr.
Suborbital ist die Mission New Shephard unterwegs, die also streng genommen keinen Ausflug ins Weltall unternimmt. Die nach dem ersten US-Astronauten Alan Shephard benannte Rakete soll ebenfalls für den Weltraumtourismus genutzt werden und das nächste Mal zum Sommer oder Herbst dieses Jahres starten. Auch der Riese Boeing mischt bei der wiederentdeckten Lust zum Aufbruch mit. Die Mission „Boe-CFT" soll frühestens im Herbst starten und per wiederverwendbarem Raumschiff CST-100 Starliner dazu dienen, Crewmitglieder zur ISS zu bringen und auf dem Rückflug andere Raumfahrer wieder auf die Erde zu bringen. Eine klassische Austausch-Mission also.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA schickt selbst keine Raumfahrer ins All. Doch ihre Wissenschaftler werden immer wieder zur ISS transferiert, um weitere Forschungsarbeit zu leisten. Einen sicher immer größer werdenden Beitrag zur bemannten Raumfahrt wird der Tourismus einnehmen. Als Marktführer gilt hier das 1998 gegründete Unternehmen Space Adventures. Die Preise von teils mehr als 50 Millionen Dollar sind natürlich nicht für jeden erschwinglich.
Wohl nur um einen Hype hat es sich bei „Mars One" gehandelt. Dazu wollte eine private Stiftung rund 40 Astronauten auswählen, die 2023 zum Mars aufbrechen und bis zu ihrem Lebensende dort bleiben sollten. Das ging als Kolonisierung des roten Planeten an den Start, aber dann eher mächtig in die Hose. Der Zeitplan ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Sowohl die Nasa als auch Roskosmos und chinesische Behörden peilen jedoch noch immer den bemannten Flug zum Mars an. Wann dies umgesetzt wird? Das steht sprichwörtlich noch in den Sternen.