Der 1. FC Saarbrücken wirft beim 2:2 in Wiesbaden zwei Punkte weg. Die Summe an haarsträubenden Abwehrpatzern wird zu einem Ärgernis, das der neue Trainer Uwe Koschinat wird angehen müssen.
Hätte man vor dem Spiel gesagt, dass der 1. FC Saarbrücken beim SV Wehen Wiesbaden einen Punkt mitnehmen würde, dann hätten das wohl die meisten Fans unterschrieben. Doch nach dem 2:2 am Ostersamstag herrschte Frustration im Lager der Blau-Schwarzen.
Üble Abwehrfehler, späte Gegentore und eine erschreckende Bilanz sind die Folge. In den vergangenen acht Spielen hat es 13-mal hinter Torwart Daniel Batz eingeschlagen. Die Geschichte des Spiels in der Brita-Arena ist schnell erzählt. Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte, in der die Gastgeber etwas näher an einem Tor waren, präsentierte sich das Gästeteam von Coach Lukas Kwasniok abgezockt und konsequent, ging durch einen Doppelpack von Julian Günther-Schmidt mit 2:0 in Führung und schien das Spiel gegen biedere Wiesbadener im Griff zu haben. Doch dann kam die 84. Minute. Völlig überflüssig und mit viel zu viel Risiko wollte der FCS den Ball durch die Defensive laufen lassen. Innenverteidiger Boné Uaferro spielte dann schon in Bedrängnis einen Fehlpass. Sekunden später klingelte es im Saarbrücken Kasten und was dann kam, war absehbar und daran hatte auch der Trainer seinen Anteil. Ohne große Not wechselte er fünfmal, brachte dabei vier Offensiv-Akteure, denen es eher darum ging, mit einer Angriffs-Aktion auf sich aufmerksam zu machen, als das Tor zu verteidigen. Die Folge: Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als Moritz Kuhn unbedrängt flanken und Patrick Tietz seinen zweiten Treffer erzielen konnte. „Uns hat ein Stück weit die Seriosität gefehlt, und das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison", kritisierte Kwasniok und muss sich in die Kritik aber doch miteinbeziehen. Seitdem fünf Wechsel erlaubt sind, macht der Trainer von dieser Möglichkeit eifrig Gebrauch. In Wiesbaden ging es nicht zum ersten Mal daneben. Nicht immer nachvollziehbar sind die Rochaden auf der Außenverteidigerposition. Mario Müller, der eine starke Hinserie spielte und innerhalb des Teams hohes Ansehen genießt, ist nach seiner Verletzung außen vor. Doch die Anzahl der Gegentore gerade über die linke Seite ist auffällig. Beim Ausgleich in Wiesbaden bemühte sich Anthony Barylla gar nicht erst, die Flanke zu verhindern. Es war nicht das erste Mal. Barylla, in Kwasnioks System immer gesetzt, spielt seit seinen Vertragsverhandlungen mäßig. Den 23-Jährigen zieht es im Sommer wohl weg aus Saarbrücken. Gleiches gilt für Innenverteidiger Marin Sverko, der mit Vereinen in England in Verbindung gebracht wird. Der kroatische U21-Nationalspieler fehlte in Wiesbaden aufgrund von Reisestrapazen. Da auch noch Steven Zellner wegen Kniebeschwerden ausfiel, musste mit Uaferro und Kapitän Manuel Zeitz abermals eine Aushilfsinnenverteidigung ran.
Dass Kwasniok im Sommer gehen wird, steht spätestens seit der vergangenen Woche endgültig fest. Seinem Nachfolger hinterlässt er eine defensive Baustelle. Sollten Barylla und Sverko wie erwartet gehen, steht mit Zellner nur noch ein Innenverteidiger zur Verfügung. Doch dass der 30-jährige Ausnahmespieler eine ganze Saison durchhält, ist nach seiner Verletzungshistorie äußert fraglich. Der erst im Winter verpflichtete und derzeit verletzte Bjarne Thoelke dürfte ebenso wie der unsichere Uaferro keine guten Karten auf einen neuen Vertrag haben. Nicht viel besser sieht es außen aus. Sommer-Zugang Sebastian Bösel laboriert mittlerweile seinen dritten Muskelfaseriss seit Oktober aus. Er steht noch genauso unter Vertrag wie Mario Müller, der nach seiner überraschenden Demontage wohl kaum mit allzu großem Selbstvertrauen in die neue Runde starten dürfe. Bleibt Allrounder Jayson Breitenbach, dessen Zukunft vom Votum des neuen Trainers abhängen wird. Immerhin herrscht auf dieser Position nunmehr Klarheit. Wie der Verein am Dienstagmittag mitteilte, wird Uwe Koschinat die Mannschaft ab Sommer trainieren. Die Blau-Schwarzen und der Fußballlehrer haben sich auf einen Zweijahresvertrag verständigt, der zur Saison 2021/2022 in Kraft tritt. Mit der Vorbereitung auf die neue Spielzeit übernimmt der in Köln lebende Koschinat die Zügel beim FCS.
Der 49-Jährige arbeitete zuletzt beim Zweitligisten SV Sandhausen. Dort führte er den Verein im Vorjahr überraschend ins obere Tabellendrittel. Nach einem schwachen Saisonstart wurde er im Herbst freigestellt. Der frühere Abwehrspieler von TuS Koblenz gilt als eher emotionaler Vertreter seiner Zunft. Er bringt sicherlich die nötige Erfahrung und Robustheit für das zu erwartende schwierige zweite Jahr mit und stand bisher im Ruf, seinen Mannschaften ein stabiles Defensivkorsett verpassen zu können. Spätestens seit dem Ostersamstag in Wiesbaden ist das ein nicht zu unterschätzendes Argument. Ungeklärt ist bislang, ob Bernd Heemsoth Co-Trainer bleibt. Am Samstag geht es für den 1. FCS erst einmal um 14 Uhr im Ludwigspark gegen TürkGücü München.