Witziger Hintergrund für ein kleines Shooting gesucht? Mit mehr als 40 Motiven entpuppt sich die „Fancy Pop-up Gallery" in der ehemaligen Kufa als neuer Besuchermagnet in Saarbrücken.
Die „Fancy Pop-up Gallery" in Saarbrücken ist eine echte Erfolgsgeschichte. Die Öffnung hätte bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres stattfinden sollen, wurde aber nach hinten geschoben – natürlich wegen des Lockdowns. Die Verzögerung tut dem Andrang nun aber keinen Abbruch – vielleicht sogar im Gegenteil: „Wir sind immer auf zwei bis drei Wochen ausgebucht", sagt Walter Ries stolz. Der Inhaber der Gallery ist kein Unbekannter in der Kunst- und Veranstaltungsszene, war schon mitverantwortlich für Diskos wie das „Number One" in Saarbrücken oder für das „Indoorevent Laserground" und den „Kletterhafen" in Merzig.
Maske darf für Fotos ausgezogen werden
Die Verzögerung bei der Öffnung hatte auf jeden Fall einen kleinen Vorteil: Es blieb mehr Zeit für die Vorbereitungen. Und da die „Pop-up Gallery" zu den Museen zählt, durfte sie nun auch früher als beispielsweise ein Kino öffnen. Die Abstandsregeln sind im weitläufigen Gebäude der ehemaligen Kulturfabrik und Eventarena Kufa mit ihren rund 2.500 Quadratmetern locker einzuhalten. Eine Klimaanlage sorgt für kontinuierlichen Luftaustausch, und überall stehen Desinfektionsmittel bereit. Ein Mundschutz ist natürlich zu tragen, doch Walter Ries betont: „Für die Fotos darf dieser zwischendurch ausgezogen werden."
Mit dieser großen Fläche und mehr als 40 Stationen ist das „Fancy" nach eigener Aussage eines der größten Pop-up-Museen Deutschlands. Die wirklich liebevoll gestalteten und vor allem begehbaren Locations bieten sich als Hintergrund für witzige Selfies geradezu an. Und auch Influencer stehen hier förmlich Schlange, um für ein Foto einen ungewöhnlichen Hintergrund zu bekommen. Der neue Trend ist aus den USA nach Deutschland geschwappt. Die Ausgehbeschränkungen und die Schließungen von Kulturstätten scheinen den Erfolg zu befeuern. „Ich denke, die Leute sind heiß auf ein Erlebnis", bringt es Walter Ries auf den Punkt.
Und so kann man sich beispielsweise als Teil eines erfolgreichen Beutezugs nach einem Banküberfall ablichten lassen. Oder darf es eine Erinnerung daran sein, dass man mit ein paar Sturmtrupplern aus dem „Star Wars"-Universum auf Raumfahrt war. Wie wäre es damit, an einem Standboxsack seine Wut auszulassen? Dessen wenig dezentes Pink setzt dazu einen schönen Kontrastpunkt. Oder besteht etwas Appetit auf Riesenlollis und überdimensionale Donuts? Alles kein Problem.
Für die sehr gelungene Ausstattung zeichnen fünf saarländische Künstler verantwortlich, darunter Oliver Häfele und Jochen Maas. Häfele hat sich als kreativer Kopf im Bereich visuelles Marketing einen hervorragenden Namen gemacht und hat auch als Gastronom sein gutes Händchen bewiesen, beispielsweise beim „Fredrik" in Saarbrücken oder mit der Übernahme des „Lese-Pavillons" im Deutsch-Französischen Garten. Jochen Maas wiederum schneiderte beispielsweise Kostüme für die „Emmes" in Saarlouis oder überzeugt mit seinen Maas-Arts-Sternen.
Airbus-Zubehör im XXL-Format
Zudem konnte „Fancy"-Betreiber Walter Ries zwölf saarländische Firmen für ein Sponsoring begeistern. Darunter ist auch die Globus-Gruppe, die extra für die Ausstellung einen riesigen Fleischkäsweck hat bauen lassen. „Das ist ein Wahrzeichen des Saarlandes", sagt Andrej Schmidt dazu mit einem Augenzwinkern. Der Globus-Geschäftsleiter Saarbrücken lobt die „Pop-up Gallery": „Die Idee ist schon witzig." Diese Möglichkeit der Werbung dürfte aber nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Influencer interessant sein.
Ungewöhnlich als Hintergrund sind beispielsweise auch einige Teile eines Airbus A340-300 im XXL-Format inklusive echter Flugzeugturbine und echten Flugzeugmöbeln eines Herstellers aus dem Saarland. Dies ist eine Möglichkeit, sozusagen wahrhaftig in die Luft zu gehen. Landen wiederum kann man mit einem Bett, das senkrecht an die Wand gebaut wurde – und es bei einer Aufnahme aus dem entsprechenden Winkel so ausschauen lässt, als würde man herausfallen. Wunderschön auch die eigens entwickelte Lounge mit pinken Flamingos und verspielter Inneneinrichtung.
Das American Diner im Eingangsbereich dient hingegen nicht nur als Kulisse mit echten Drinks, Snacks und Popcorn, sondern derzeit auch als Startpunkt für den Aufenthalt, der während der derzeitigen Corona-Lage auf zwei Stunden begrenzt ist. 300 bis 400 Interessierte würden täglich durch das „Fancy" gehen, wie Walter Ries erzählt. Es gab sogar bereits Anfragen von ganzen Schulklassen, die dort beispielsweise Videoprojekte umsetzen. Und natürlich drehen auch die Influencer für verschiedene Plattformen wie Youtube, Tiktok, Instagram oder Snapchat. „Da hat jeder seinen eigenen Style", erklärt Walter Ries und fügt hinzu: „Das ‚Fancy‘ ist so gedacht, dass man wirklich jeden Winkel nutzen kann." So kann man also auch an den neu und farbenfroh gestrichenen Wänden posieren oder neben der knallroten überlebensgroßen Dogge – immerhin beeindruckende 2,20 Meter hoch.
Natürlich sollen nicht alle Einzelheiten der hinreißend fabrizierten Kulissen im Vorfeld verraten werden. Doch der Inhaber lässt immerhin durchblicken, dass es im Laufe des Jahres noch einige Neuerungen oder Ergänzungen geben wird. Vor dem Jahreswechsel soll dann beispielsweise eine Kulisse dazukommen, vor der man dann Silvester- oder auch Happy-New-Year-Bilder machen könne. Auch für ungewöhnliche Familienbilder würden sich die Hintergründe anbieten, wie er erläutert, unter anderem als Babyshooting. Er wirft jedoch ein: „Es ist kein Spielplatz, sondern ein fast schon professionelles Fotostudio."
Dementsprechend seien auch weitere Kooperationen geplant. Immer wieder würden beispielsweise Anfragen kommen, ob man sich denn professionell fotografieren lassen könne. Da könne man als gut vernetztes Unternehmen Kontakt zu den lokalen Profi-Fotografen herstellen. Oder man engagiert einfach selbst einen Fotografen seiner Wahl und bringt ihn oder sie mit. Die bunte Welt der Überraschungen könnte natürlich auch einer Band als visuelles Wunderland für einen Clip oder gar als Bühne dienen. Denn für Videodrehs oder auch für Präsentationen kann man das „Fancy" exklusiv buchen. So muss man nun also nicht mehr nach Köln oder Berlin düsen, um sein Social-Media-Profil mit peppigem Content aufzufrischen.
Buchung für Videodrehs möglich
Farben, Requisiten und Kulissen sind aber nur die halbe Miete. Denn auch auf die Beleuchtung wurde großer Wert gelegt, damit die Szenerien dann auch optisch stimmig sind. Manche würden sich sogar professionell schminken lassen für die Shootings, wie Walter Ries erzählt. Und auch wirtschaftlich regional hat der Inhaber gedacht. Denn natürlich freuten sich die Messebauer und Techniker über das Engagement, bei der Installation der Pop-up Gallery zu arbeiten. Die hatten schließlich während des Lockdowns über Monate hinweg keine Einnahmen. Bis zum 31. Dezember ist erst mal der Betrieb des Fancy geplant. Geöffnet ist freitags bis sonntags und nach Absprache.