Die schönste Szene ist die, wenn der gesamte Förderverein die teuer taxierten Bilder von KD Pratz in den Rhein schmeißt, und diese friedlich im Geleitzug Richtung Nordsee schwimmen. Dieser Förderverein, dirigiert von dem eitlen Museumsdirektor Michael Neuhuber, ist eine Versammlung von Kunstliebhabern, wie sie wohl in jeder mittleren Stadt vorkommen: ein ältliches Pastorenehepaar, eine durchgeistigte Psychiaterin, ein stämmiger Mann mit offenbar viel Geld („das Einstecktuch") und einige pensionierte Lehrer und Rechtsanwälte. Man setzt sich für einen Anbau an das bestehende Frankfurter Wendevogel-Museum ein. Der Bau soll ausschließlich die Bilder und Skulpturen des berühmten und berüchtigten Künstler KD Pratz enthalten. Der lebt in einem Schloss hoch über dem Rhein, hat sich hinter den dicken Mauern verschanzt, schießt Drohnen mit der Flinte ab und will von der Welt nichts wissen. Dass dieses Grüppchen die Exkursion zu dem Malerfürsten überhaupt wagt, hängt damit zusammen, dass KD Pratz doch nicht so abgehoben ist, als dass er nicht scharf darauf wäre, einen eigenen Museumsbau mit seinem Œuvre zu bekommen. Ins Rollen kommt die Geschichte durch den fiktiven Erzähler, Constantin, ein Architekt, der sehr an seiner Mutter hängt.
Der Roman ist ein Vergnügen für alle, die sich in dieser Welt von Kunst und Künstlertum bewegen und Spaß daran haben, sich auch von den absurdesten Werken herausfordern zu lassen. Magnusson ist ein guter Rechercheur, er hat den richtigen Ton getroffen, wird aber nie fies und verächtlich. Auch die Edelwinzer, die sich von berühmten Architekten riesige Hallen bauen lassen, wo dann das Publikum in edler Atmosphäre Spitzengewächse verkostet, kriegen nebenbei ein wenig Spott ab. Warum dieser KD Pratz eigentlich so berühmt ist, wird nicht ganz klar. An einer Stelle erwähnt der Autor, dass er mit Marina Abramovic zusammengearbeitet hat und wohl mit ihr liiert war. Es spielt auch keine Rolle, Hauptsache seine Bilder sind gefragt und teuer.