Was wäre die Welt ohne die ewig gültigen Zitate vom alten Goethe. Von dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält", bis zum „Schaudern" als „der Menschheit bester Teil". Der halbe Faust ließe sich über diese irren Zeiten der Pandemie ausbreiten. Als hätte der alte Meister alles vorausgesehen, was sich da so abspielt.
Dass Zitate aus seinem literarischen Schaffen für ziemlich viel herhalten müssen, ist er ja gewohnt. Besonders freuen dürfte ihn aber, dass jetzt auch die für ihn selbst so wichtige Farbenlehre ins Spiel gebracht werden kann. Seine Betrachtungen zum Phänomen der Farbe könnten vielleicht einiges erschließen. Goethe hielt sich dabei nicht so sehr mit physikalischen Aspekten auf, ihm war die Frage der Wahrnehmung von Farben wichtig.
Bekanntlich nehmen wir Farben, korrekter: Wellenlängen, unterschiedlich wahr. Das könnte erklären, warum gelb eben nicht für jeden das gleiche Gelb ist, und was dann rot sein soll, im Auge des Betrachters liegen mag.
Weil das so ist, gibt es für Lichtzeichenanlagen im Straßenverkehr, auch bekannt als Ampel, zur Sicherheit eine einheitlich klare Anordnung. So gesehen ist die Corona-Ampel gar keine so richtige Ampel, weil sie zwar dieselben Farben hat, aber das mit der eindeutigen Ordnung nicht ganz so einheitlich ist. Oder vielleicht doch? Schließlich lädt auch die Verkehrsampel-Gelb-Phase geradezu ein, einen gewissen Interpretationsspielraum auszureizen. Nicht selten steht dann am Ende eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen. Oder womöglich ein Polizeieinsatz. Beide Fälle sind kaum Ausdruck von dem, was Fahrlehrer als vorausschauendes Fahren predigen.
Andernorts sind in Sachen Corona geplante Öffnungsmodelle zurückgestellt worden nach dem Motto: Anhalten, statt es auf Notbremsung ankommen lassen. Dass die Bundesnotbremse jetzt überhaupt und bundeseinheitlich notwendig erscheint, hat viel mit überzogenen Interpretationsspielräumen zu tun. Damit soll jetzt Schluss sein. „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."