Es gab eine Zeit, da nannte man den FC Bayern München gern FC Hollywood. Denn an der Säbener Straße war immer viel los. Vor allem, als Lothar Matthäus dort noch spielte. Dem Rekord-Nationalspieler wurde stets ein enges Verhältnis zu Boulevardmedien nachgesagt. Nun ist der 60-jährige TV-Kommentator und in der Branche immer noch bestens vernetzt. Das macht die Angelegenheit für einige Vereine nicht ungefährlicher. Schon vor Monaten lancierte „Loddar" gezielt eine Indiskretion, dass Gladbachs Coach Marco Rose nach Dortmund wechseln würde. Er hat Recht behalten. Nach dem bitteren Aus der Bayern in der Champions League hat er Trainer Hansi Flick während eines Live-Interviews quasi Richtung DFB verabschiedet.
Der Moment war unpassend, dass Matthäus manchmal Taktgefühl fehlt, ist ebenfalls keine Neuigkeit. Doch er lag richtig. Flick hat am Samstag bestätigt, dass er die Bayern gern verlassen würde.
Das Schauspiel, dass sich Flick und sein Sportdirektor Hasan Salihamidzic in den vergangenen Wochen geliefert haben, ist des FC Bayern unwürdig. Nahezu jedes Internum, jedes Gespräch wurde „durchgestochen". Die sportliche Situation ist dabei nahezu unerheblich. Die Bayern werden aller Voraussicht nach wieder Meister. Dass sie in der Champions League im Viertelfinale gescheitert sind, ist keine Schande. Zumal die Verletztenliste zu lang war, um den Titel zu verteidigen. Schlimmer ist, dass den sich im Umbruch befindlichen Bayern der Kompass verloren gegangen ist. Uli Hoeneß hat sich mehr oder weniger zurückgezogen, Karl-Heinz Rummenigge bereitet seinen Vorruhestand vor. Neuer starker Mann soll Oliver Kahn werden. Doch der hält sich noch im Hintergrund. Die Ausgangslage ist fatal. Ein beliebter und erfolgreicher Trainer wie Flick wird maximal beschädigt. Er wird sich zur Nationalelf retten können. Sportchef Salihamidzic ist bereits jetzt eine „lame duck". Kaum vorstellbar, dass „Brazzo" eine Ära einleiten kann. Es gibt nur eine Lösung. Kahn muss jetzt aus dem Schatten Rummenigges treten und die Weichen stellen.