Im Jahr 2060 soll die Zahl der Pflegebedürftigen auf über 4,53 Millionen ansteigen. Eine gigantische Herausforderung, die weit mehr als nur den Bereich der Altenpflege betrifft. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Noch vor einem Jahr wurde für das selbstlose Engagement der Pflegekräfte von Balkonen geklatscht. Dieser tosende Beifall ist längst verhallt. Die Probleme sind dagegen geblieben. Es mangelt weiterhin an einer angemessenen Bezahlung, an verlässlichen Dienstplänen und Nachwuchskräften. Doch trotz dieser alarmierenden Situation halten die Pflegerinnen und Pfleger unser Gesundheitssystem am Laufen, indem sie für unsere Liebsten kämpfen. Und das jeden Tag aufs Neue.
In diesem Jahr gibt es so viele Bewerber wie noch nie
Passend zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai – dem Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale – geben wir diesen Menschen eine Bühne und richten den Fokus auf die Altenpflege. Dabei sprechen wir mit Chantal Ostermann, Gründerin des trägerübergreifenden Vereins von Pflegekräften für Pflegekräfte „proud to care" und hören nach, welche Themen die Menschen im Pflegebereich am meisten bewegen, warum ein flächendeckender Tarifvertrag und bezahlbarer Wohnraum unabdingbar sind, welche Herausforderungen die Zukunft im Altenpflegebereich mit sich bringen wird und warum die Akademisierung der Pflege so wichtig sei. „Nach meinem Kenntnisstand gab es in diesem Jahr so viele Bewerber auf die Ausbildung wie noch nie und auch mehr Bewerber mit Abitur, was sehr erfreulich ist", weiß Ostermann. „Ich denke, dass die generalistische Ausbildung mit ihren sehr vielfältigen Möglichkeiten und medizinischer Orientierung sehr attraktiv geworden ist." Wir begleiten die Amtshilfe der Bundeswehr in der Residenz Ambiente Berlin und sprechen mit den beiden Soldaten Florian Klose und Felix Egar darüber, was das Besondere an dieser Arbeit ist und warum Florian Klose unbedingt nach der Beendigung seiner Dienstzeit in den Altenpflegebereich wechseln möchte. Dabei begegnen wir neben Residenzleiter Peter Sehmdorf, der dafür plädiert, Mitarbeiter im Pflegebereich mit allen Kräften zu fördern, auch drei außergewöhnlichen Frauen, die ihre Heimatländer hinter sich gelassen haben, um in Deutschland im Pflegebereich zu arbeiten. Ehrlich erzählen sie uns ihre Geschichten und zeigen, wie schön und erstrebenswert dieser Beruf sein kann. Dieser Meinung ist übrigens auch der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner, der zwar schonungslos mit der aktuellen Situation im Pflegebereich umgeht, aber auch mögliche Auswege aus der Krise anbietet. Die Zahlen und Fakten, die sich am Ende unseres Themas der Woche finden lassen, sprechen für sich. Schon jetzt gibt es in Deutschland über 4,13 Millionen pflegebedürftiger Menschen. Für die Zukunft prognostiziert das Statistische Bundesamt eine rasante Zunahme: Bis zum Jahr 2060 erwarten die Experten einen Anstieg auf 4,53 Millionen Menschen. Eine klare Herausforderung, die nicht nur die Altenpflegekräfte, sondern unsere ganze Gesellschaft betrifft. Um diese Aufgaben stemmen zu können, muss der Pflegebereich so attraktiv wie nur möglich gestaltet werden. Jeder einzelne Mitarbeiter sollte motiviert und gefördert werden – und das bedeutet weit mehr als vergänglicher Applaus.