Andrea Kiewel moderiert seit über 20 Jahren den „ZDF-Fernsehgarten", die neuen Shows laufen ab 9. Mai. In ihrem Buch berichtet die frühere Lehrerin über ihre ungewöhnliche Karriere.
Seit über 20 Jahren moderiert Andrea Kiewel im Sommer den „ZDF-Fernsehgarten". Mit Stars und Sternchen ist sie auf Du und Du und mittlerweile selbst ein Promi. Oft kommt die gebürtige Ostberlinerin etwas hektisch rüber. Dafür scheint sie immer gut drauf zu sein. Erfolg und Einschaltquoten geben ihr in jedem Fall Recht. „Kiwi", wie ihre Fans sie nennen, sagt im Fernsehgarten nicht nur an. Sie gärtnert auch, schmust mit Tieren, gibt Lebenstipps oder springt in Pools. Letzteres dürfte ihr besonders liegen – schließlich gehörte die gefragte Fernsehfrau einst der DDR-Schwimmnationalmannschaft an. Eigentlich ist Andrea Kiewel aber Unterstufenlehrerin. Sie unterrichtete von 1988 bis 1991 in Berlin-Hellersdorf. Doch dann kam alles anders.
Lebt der Liebe wegen zeitweise in Tel Aviv
In ihrem kürzlich erschienenen Buch „Meist sonnig – Eine Liebeserklärung an das Leben" (Eden Books) gibt Andrea Kiewel noch etwas mehr von sich preis. Eine Biografie ist ihr Werk jedoch nicht, eher eine Anekdotensammlung zum Schmunzeln, die aber manchmal mehr Fragen aufwirft als dass sie Antworten gibt. Fernsehliebling „Kiwi" wirkt in der Lektüre oft wie eine Getriebene, die es sich selbst nicht recht machen kann. Zumindest in einigen Kapiteln – ein paar Seiten weiter ist es schon wieder „Meist sonnig". Wie beim ZDF verbreitet die studierte Pädagogin auch im Buch gute Laune, wirkt dabei aber immer etwas überdreht und dem Frohsinn verpflichtet. Ab dem 9. Mai (ZDF, 12 Uhr), läuft die erste „Fernsehgarten"-Show des Jahres. Zu Gast sind unter anderem Maite Kelly und Ben Zucker. 19 weitere Live-Sendungen sind für 2021 geplant.
Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme vor ein paar Wochen genoss Andrea Kiewel das Leben in Tel Aviv, wo sie wegen ihrer großen Liebe zeitweise lebt. Gerade herrsche „Balagan", übersetzt: Chaos und Durcheinander, ist zu erfahren. „Die Rede ist von zu viel Regen für eine zu kleine und zu alte Kanalisation. Und morgen scheint wieder die Sonne bei 23 Grad. Ich fahre hier viel Fahrrad und bewundere das stürmische Meer", so die ZDF-Moderatorin. Auf den Straßen Tel Avivs nur selten erkannt zu werden, schätzt sie durchaus. „Hier eine von vielen zu sein, ist ein großes Glück für mich. Aber ich genieße natürlich auch meinen Job in Germany", so die Kolumnistin der Zeitschrift „Superillu".
Am Wochenende lässt sie es meist ruhig angehen, egal ob sie sich in Deutschland oder Israel aufhält. „Der deutsche Sonntag ist der israelische Samstag. Wir schlafen lang, weil wir noch satt sind vom Shabbat-Dinner am Freitagabend", berichtet die 55-Jährige.
Vorm sonntäglichen ZDF-Dreh in Deutschland ist es allerdings anders: „Vor meiner Show mache ich immer Frühsport: Ich renne oder trainiere auf dem Crosstrainer, vor allem, um wach zu werden. Ich dusche kalt und schmiere mir ein Brot, das ich auf dem Weg zum ZDF esse. Manchmal reicht die Zeit aber auch nur für einen Espresso und eine Laugenbrezel ohne alles", so Andrea Kiewel. Ist sie in Deutschland, pendelt die Moderatorin zwischen Frankfurt/Main, dem ZDF-Sitz in Mainz und in Berlin. Sollte es sie eines Tages wieder in die Hauptstadt verschlagen, fiele die Wahl auf ihre alte Heimat Ostberlin. „Am Ende der Netflix-Serie ‚Das Damengambit‘ läuft die Hauptdarstellerin durch die Straßen von Moskau. In Wirklichkeit ist es aber gar nicht Moskau, es ist mein Ostberlin, ganz genau gesagt die Karl-Marx-Allee nahe dem Alexanderplatz. Dahin zöge ich, wenn meine Sehnsucht nach Berlin größer wird", lächelt die quirlige Fernsehfrau. Auch Brandenburg ist ihr in bester Erinnerung. Mit ihren Eltern zeltete sie den eigenen Worten nach einst in Grünheide. Auch bei Storkow habe man so manchen Urlaub verbracht. „Brandenburg liebe ich sehr. Viele Ecken sind mir nach wie vor vertraut", schwärmt die ZDF-Ikone von der Mark.
Hundenärrin und Sportlerin
Auf der Nostalgiewelle schwimmt Andrea Kiewel eigentlich nicht so gern. Doch auf Nachfrage vergleicht sie die DDR mit einer guten Verwandten. „Es ist diese Tante, die man zu Familienfeiern einlädt, neben der keiner sitzen möchte, und am Ende trinkt man die meisten Gläser Wein mit ihr und lauscht ihren Erzählungen." Man verspreche sich ein schnelles Wiedersehen, auch wenn es dann anders kommt. „So ist das mit mir und der DDR. Sie ist immer da. Auch wenn wir uns nicht treffen", so „Kiwi".
Im Fernsehen schaut sie fast alles, wie sie auf Nachfrage erklärt: „Alles – aber nicht alles immerzu." Nachrichten, Shows und Dokumentationen mag Kiewel, aber auch Netflix und dort vor allem Serien. Für das ARD-Pendant zum „ZDF-Fernsehgarten" – „Immer wieder sonntags") –
habe sie keine Zeit, schätze Moderator und Sänger Stefan Mross jedoch durchaus. „Seine Ex-Frau Stefanie Hertel verehre ich sehr. Sie ist eine tolle Frau und wunderbare Künstlerin und Kollegin."
Dann kommt die Sprache noch mal aufs Buch, an dem sie eigenen Angaben zufolge 18 Monate lang arbeitete. Vieles wirkt locker-leicht, wichtige Eckpfeiler der Vita lässt „Kiwi" jedoch aus. Der Skandal um Schleichwerbung, wegen dem Andrea Kiewel einige Zeit von der Mattscheibe verschwand, spielt keine Rolle. Warum ihr Vater von Regisseur Konrad Wolf respektiert wurde, wie im Buch zu lesen ist, bleibt offen. Konkreter wird die frühere Moderatorin des Sat1-Frühstücksfernsehens, als sie über ihre Amouren und „leckeren Sex" mit Unbekannten schreibt. Andrea Kiewel, die eigentlich Mathyssek heißt, outet sich im Buch auch als Hundenärrin und sportlich Aktive. Tiefgang bekommt die Lektüre in den Passagen, in denen die Autorin über Frauenrechte und Lesegewohnheiten von Kindern schreibt. Auch über Israel erfährt der Leser eine ganze Menge. Ein Kapitel widmet „Kiwi" dem Umstand, dass sie sich oft unter Wert verkaufe und keine gute Vertrags- beziehungsweise Honorarverhandlerin sei. Mit Weight Watchers (Anm. d. Red.: Anbieter von Schlankheitskuren) schloss sie laut einem Artikel im Magazin „Der Spiegel" und anderen Medienberichten allerdings mal einen ganz guten Kontrakt – mit einem Jahressalär in sechsstelliger Höhe und vielen Annehmlichkeiten. Im Gegenzug platzierte die Fernseh-Autodidaktin offenbar Firmen-Werbung in ihren Sendungen. ZDF und MDR kündigten daraufhin 2007 TV-Verträge mit ihr. Kein Jahr später war Andrea Kiewel erneut im ZDF zu sehen. Ab 2009 moderierte sie wieder den „ZDF-Fernsehgarten".