Die Fans riefen und das Studio gab nach: Nach dem unbefriedigenden Ergebnis der Kinoversion legen Warner Bros. und DC Comics nun „Zack Snyder’s Justice League" vor. Ein Erfolg auf ganzer Linie? Der Streaminganbieter Sky liefert die Antwort.
Die Hintergründe zur nun veröffentlichten Schnittfassung bieten eigentlich schon genügend Stoff für einen ganz eigenen Film. 2017 veröffentlichten Warner Bros. und DC Comics den Streifen „Justice League". Anfangs saß dabei noch der von „300" oder „Watchmen" her bekannte Bild-Magier Zack Snyder am Ruder. Snyder führte ebenfalls Regie beim gelungenen Superman-Streifen „Man of Steel" (2013) und dem unterschätzten „Batman v Superman: Dawn of Justice" (2016). Während der Dreharbeiten zu „Justice League" nahm sich seine Tochter das Leben, und er trat verständlicherweise von dem Projekt zurück – vorerst.
Man munkelt, dass dieser Schritt dem Studio entgegenkam, da seine Version als zu düster angesehen wurde und sie zudem eine Länge von zwei Stunden nicht hätten überschreiten sollen. An seiner Stelle sprang Joss Whedon ein. Der New Yorker leistete exzellente Drehbucharbeit beim Pixar-Meilenstein „Toy Story" und der empfehlenswerten Horrorsatire „The Cabin in the Woods". Als Regisseur führte er beim DC-Konkurrenten Marvel die ersten beiden „Avengers"-Filme zu riesigen Publikumserfolgen.
Whedon versah den Film mit umfangreichen Nachdrehs, die kolportierte 25 Millionen Dollar kosteten und rund zwei Monate dauerten. Der Wechsel machte sich am Ton der Kinoversion von „Justice League" deutlich bemerkbar. Die 2017er-Fassung ist kurz, bunt mit witzig gemeinten Dialogen und Onelinern bestückt. Das Ergebnis jedenfalls stellte niemanden zufrieden: An den Kinokassen blieb das Spektakel mit etwas mehr als 650 Millionen Dollar an weltweitem Einspielergebnis deutlich hinter den Erwartungen zurück. Und weder Kritik noch das Publikum mochten sich mit den recht deutlich zu unterscheidenden Szenen von Snyder und Whedon zufriedengeben. So fügte sich der Film auch nicht in das filmische „DC Extended Universe" ein.
Superhelden werden echte Charaktere
Nun, einige Jahre später und nach zahlreichen lauten Stimmen seitens der Fans und sogar einzelner Crew-Mitgliedern, folgten weitere Nachdrehs. Zack Snyder durfte noch mal ran, offensichtlich aus dem Vollen schöpfen und seine Vision vollenden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – zum großen Teil jedenfalls. Der Fokus auf die Erweiterung der Charaktere tut der epischen Geschichte merklich gut. Die Spezialeffekte wirken deutlich runder, die Konflikte viel besser herausgearbeitet. Bezahlt wird das alles mit einer Laufzeit von rund vier Stunden und natürlich der Handschrift des Regisseurs: Zack Snyder mag Geschichten hyperdramatisch, und seine Optik ist abgedunkelt, wenig farbenfroh und mit ordentlich Weichzeichner ausgestattet.
Die Geschichte beginnt nach wie vor mit dem Tod: Superman wird von Doomsday aufgespießt und die Welt trauert. Kurz darauf besetzt Oberschurke Steppenwolf (Ciarán Hinds; sein Kostüm wurde deutlich aufgewertet und wirkt dadurch bedrohlich) mit seinen Paradämonen die Insel der Amazonen, von der auch Wonder Woman (Gal Gadot) stammt, und entreißt ihnen eine Mutterbox. Eine zweite schnappt er sich aus Atlantis, dem Ursprung von Aquaman (Jason Momoa). Mit einer weiteren Mutterbox, die sich im Besitz der Menschheit befindet, könnte Steppenwolf die Erde unterwerfen und sich bei Oberoberschurke Darkseid einschleimen. Das ist natürlich zu viel für Batman (Ben Affleck), den dunklen Ritter von Gotham. Er macht sich auf und rekrutiert neben den beiden bereits genannten Superhelden noch The Flash (Ezra Miller) und Cyborg (Ray Fisher), um die Gerechtigkeitsliga zu gründen – die Justice League. Doch sie stoßen an Grenzen und nur mit Supermans (Henry Cavill) Hilfe könnte Steppenwolf noch aufgehalten werden. Doch der ist ja tot, oder?
Die vier Stunden des Snyder Cuts sind trotz der epischen Erzählweise kurzweilig und unterhaltsam. Gerade die kleinen Szenen zwischen den furiosen Schlachten (von denen es reichlich gibt) helfen dabei, die Metawesen genannten Superhelden als echte Charaktere wahrzunehmen. Ben Affleck überzeugt vor allem als gealteter Bruce Wayne, Gal Gadot bringt eine warme Herzlichkeit, Jason Momoa ist der hemdsärmelige Typ mit dem guten Kern – eine Art Meta-Holzfäller –, Ezra Miller ist für den einen oder anderen Spruch gut und Ray Fisher verkörpert die Cyborg-Story mit großer Tragik. Sogar Henry Cavill verleiht dem Überwesen Superman eine greifbare Seele. Bei der gelungenen Neu- oder Wieder-Interpretation ist es sogar verzeihbar, dass das neue Ende dann doch wieder wirkt, als sei es nachträglich aufgepflastert worden.