Der KBV-Verlag spezialisiert sich auf Kriminalromane mit Lokalkolorit. Bei der Buchmesse Saar werden sowohl einige seiner Autoren als auch Verlagsleiter Ralf Kramp lesen.
Zu den Menschen, die sich freiwillig fesseln lassen, zählen Krimifans. Auf diese Klientel hat sich der KBV-Verlag spezialisiert. „Mordsgeschichten mit Charakter, Autoren mit einem besonderen Gespür für spannungsgeladene Plots, eine Mixtur aus Qualität und Originalität, in so manchem Fall zusätzlich mit einer großen Prise tiefschwarzen Humors gewürzt", verrät das Unternehmen sein Erfolgsrezept auf seiner Internetseite. 2002 hatte Ralf Kramp den im Rheinland ansässigen KBV Klein & Blechinger Verlag übernommen und dessen Sitz 2007 nach Hillesheim in der Eifel verlegt. Der Ort gilt als „Deutschlands Krimihauptstadt", die mit Eifel-Krimi-Wanderweg, Krimihotel und anderen Attraktionen ein beliebtes Touristenziel ist.
Schwerpunkt des Verlagsprogramms sind Kriminalromane mit Lokalkolorit. Es umfasst etwa 250 Druckwerke, von denen viele in der Eifel spielen. Einer der bekanntesten der gut 50 KBV-Autoren ist Jacques Berndorf. Auch in seinen Werken dient die reizvolle Mittelgebirgslandschaft in Rheinland-Pfalz oft als Schauplatz für Mord und Totschlag. „Die Eifel ist voller einsamer, verlassener Orte und voller Geheimnisse und alter Relikte, zum Beispiel haben die Römer hier ihre Kulturschätze hinterlassen. Das beflügelt die Fantasie", erklärt Ralf Kramp das Phänomen.
Reizvolle Landschaft inspiriert zu Mord und Totschlag
Auch, dass man in anderen Regionen auf Verbrecherjagd unterwegs sein kann, spiegelt das KBV-Angebot wider. Kramp nennt als Beispiele zwei Landstriche in Nordrhein-Westfalen: „Genau wie in der Eifel gibt es auch hier Weiten und Wälder, viele einsame und spannende Orte. So beflügelte Henrike Jütting ein fiktiver Campingplatz am Werse-Ufer im Münsterland und Christoph Güsken der Aasee in Westfalen zu ihren aktuellen Kriminalromanen ‚Im Schatten der Werse‘ und ‚Kopflos am Aasee‘. Frei nach dem Motto ‚Stille Gewässer sind tief‘ inspirieren auch solche Plätze zu Mord und Totschlag in besonderem Ambiente." Ähnliches gilt für Nina Röttger, die sich für ihre Protagonistin „Die grüne Fee von Absinth", die eine moderne Gauklerin in der heutigen Mittelalter-Szene ist, die sagenumwobene Marksburg oberhalb der rheinland-pfälzischen Stadt Braubach am Rhein als Location aussuchte. Bei Ulrike Bliefert ist es das Berlin der Kaiserzeit mit detailgetreuen Schilderungen des Settings rund um eine junge Fotografin, die in „der Tod der Schlangenfrau" ermittelt.
„Das Verbrechen findet also – wenn man so will – immer und überall statt, ob einsame oder belebte Plätze, ob im Heute oder Gestern. Auch im Krimi gefällt die Abwechslung. Und das Faszinierende ist: Jeder Autor bringt etwas von seiner Region mit ein oder aber auch seinem Faible für Geschichte und Geschichten", sagt Ralf Kramp. Er weiß, wovon er spricht, denn der 57-Jährige ist selbst Autor, bekannt unter anderem für seine Eifelkrimi-Reihe um den kauzigen Ermittler Herbie Feldmann und dessen fiktiven Begleiter Julius. In ihrem zehnten Abenteuer „Ein Grab für zwei" verschlägt es die beiden an eine alte Tankstelle in der Einöde, wo bald ein Skelettfund Aufsehen erregt.
„Was kann man da Schöneres machen als lesen?"
Ralf Kramp ist nicht nur Verleger und Autor, sondern auch Veranstalter, Karikaturist und Archivar. Zusammen mit seiner Frau Monika leitet er das „Kriminalhaus" in Hillesheim. Es beherbergt eine Buchhandlung, das „Café Sherlock" sowie das Deutsche Krimi-Archiv mit rund 35.000 Bänden, der größten zusammenhängenden Sammlung deutschsprachiger Kriminalliteratur. Die Zeit der Corona-Pandemie wurde dort für Renovierungsarbeiten genutzt. Der Verlag selbst sei mit „einem hellblauen Auge" davongekommen, berichtet Ralf Kramp von den vergangenen Monaten. Er lobt die Buchhandlungen, die „trotz des Lockdowns sehr kreativ waren". Das Leseverhalten der Menschen habe sich in den vergangenen Monaten geändert: „Die Pandemie hat unsere Freizeitaktivitäten in die vier Wände verlegt. Was kann man da Schöneres machen als Lesen? Logischerweise haben die Leute Dinge für sich wiederentdeckt, die verschollen waren: Puzzeln, Häkeln, Brotbacken… Und auch das Lesen ist vielen, denen der normale Alltag manchmal nicht die Zeit dazu lässt, wieder in den Sinn gekommen. Besonders Hörbücher haben einen Boom entwickelt."
Bei der Buchmesse Saar ist der KBV-Verlag mit 17 Krimiautoren aus dem gesamten Bundesgebiet vertreten. Zu ihnen zählt Wolfgang Schüler mit „Sherlock Holmes und das Ostseegold". Darin jagt der britische Meisterdetektiv zusammen mit Dr. Watson Spukgestalten auf der Ostsee-Insel Hiddensee. „Als zeitlose Figur kann der berühmteste Privatdetektiv der Welt auch ein Zeitreisender sein, der an allen möglichen Orten zu allen möglichen Zeiten, dem Verbrechen auf der Spur ist", begründet Ralf Kramp, warum der KBV-Verlag nahezu 20 Bände in dessen Sherlock-Holmes-Reihe veröffentlicht hat.
Einige KBV-Autoren werden im Rahmen der Buchmesse Saar live lesen: die Mittelalterexpertin Nina Röttger („Die grüne Fee und der Mord auf der Marksburg"), der Zauberkünstler André Storm („Licht aus!"), die Eifeler „Miss Marple" Andrea Revers („Schlaf schön!"), die Schauspielerin Ulrike Bliefert („Der Tod der Schlangenfrau"), Anette Schwohl, die Herausgeberin der Tierkrimi-Anthologie „Hunde die bellen morden nicht" und die Aachen-Krimi-Autorin Ingrid Davis („Aachener Abgründe").
Auch Ralf Kramp stellt sein aktuelles Werk „Ein Grab für zwei" vor. Auf die Frage, warum Kriminalliteratur so populär ist, antwortet er: „Das Spiel von Gut und Böse fasziniert von Menschengedenken an, ob in der Bibel, im Märchen oder eben heute im modernen Krimi. Das emotionale Spannungsfeld reicht von Neugier über Spannung bis hin zu zeitweiser Furcht und guter Unterhaltung."
Sein Rat an junge Autoren: „Mit Augen und Ohren sammeln. Je mehr selbst Erlebtes mit in die Geschichte einfließt, umso authentischer wird sie. Und noch eins: Alles, was man schreibt, sollte man darauf überprüfen, ob man das so nicht schon zigfach woanders gelesen hat. Das gilt für Sprache wie auch für Inhalt." Der KBV-Verlag sei immer offen für Neues: „Wenn ein Autor seine Umgebung wie die Westentasche kenne, dann ist das die beste Voraussetzung, die Region in Form von glaubwürdigem Lokalkolorit rüberzubringen."