Monatelang liefen die Vorbereitungen der Organisatoren des Rehlinger Leichtathletik-Meeting auf Hochtouren – ungewiss, ob die Veranstaltung in der Corona-Pandemie stattfinden kann oder nicht. Erst zwei Wochen vor dem Veranstaltungstag gaben die Behörden grünes Licht.
Die 56. Ausgabe des traditionsreichen Pfingstsportfestes im Rehlinger Bungertstadion hing lange am seidenen Faden. Für die Durchführung eines solchen Events brauchte es im Vorfeld ein umfangreiches, detailliertes und schlüssiges Hygienekonzept. Der LC Rehlingen stemmte diese große Herausforderung mit Bravour, was die offizielle Genehmigung nach kritischer Prüfung durch das Gesundheitsamt des Landkreises Saarlouis und die Ortspolizeibehörde bestätigt.
Die Spiele können also beginnen, das Pfingstsportfest findet am Pfingstsonntag, den 23. Mai statt. Im Gegensatz zu 2020, als das Pfingstsportfest pandemiebedingt ausfallen musste. Sportlich hat das Leichtathletik-Meeting wieder einiges zu bieten. Auch, weil es zur vom Weltverband definierten internationalen Kategorie „World Athletics Continental Tour Bronze" zählt. Damit verbunden sind qualitative Standards und Verpflichtungen, die unter anderem die Prämierung der Leistungen betrifft. So wird es erstmals Preisgelder für die besten Acht geben. Auch können die Athletinnen und Athleten in Rehlingen Punkte für das Qualifikations-Ranking für die Olympische Spiele in Tokio sammeln. „Wir haben sehr stark auf nationale Akteure gesetzt – für die machen wir das ja letztlich alles. Um ihnen ein Forum und die Möglichkeit der Qualifikation für Internationale Wettkämpfe zu bieten", stellt Thomas Klein klar.
Zu den deutschen Weltklasse-Leichtathleten, die in Rehlingen an den Start gehen, gehört die zweifache Europameisterin im Hindernislauf Gesa Krause (Silvesterlauf Trier). Der zweifache Weltmeister, dreifache Europameister und Olympia-Silbermedaillen-Gewinner von London 2012, Kugelstoßer David Storl vom SC DHfK Leipzig (Bestweite: 22,20 Meter), wollte sich mit dem luxemburgischen Landesrekordhalter Bob Bertemes (22,22 Meter) ein packendes Duell um den Sieg liefern. Doch kurzfristig stoppte ihn eine Verletzung. Dennoch steht ein ausgeglichenes Feld mit den besten Kugelstoßern Deutschlands, darunter Saarlandrekordhalter und U23-EM-Finalist Valentin Moll vom LC Rehlingen.
Auch beim Stabhochsprung der Männer wird es einen spannenden Kampf um den Sieg geben. Hier treffen die besten Deutschen aufeinander und kämpfen zwei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften um die beste Ausgangsposition im Kampf um die Olympiatickets: Der frühere Zehnkämpfer Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich erst seit 2019 voll auf den Stabhochsprung konzentriert und auf Anhieb Vize-Europameister bei der Team-EM wurde, trifft auf Vereinskollege Bo Kanda Lita Baehre (WM-Vierter in Doha 2019) sowie Oleg Zernikel (ASV Landau) und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken). Für Holzdeppe, Weltmeister von 2013, ist es die neunte Teilnahme am Pfingstsportfest. Beim Stabhochsprung der Frauen zählt die Deutsche Meisterin aus dem Jahr 2020, Stefanie Berndorfer (geb. Dauber, SSV Ulm), zu den Favoritinnen. Ihren Meistertitel 2020 muss sie sich mit Ria Möllers (TSV Bayer 04 Leverkusen) teilen, die ebenfalls in Rehlingen am Start sein wird. So, wie ihre Teamkollegin Katharina Bauer, die erfahrene Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) und zum ersten Mal Jacqueline Otchere (MTG Mannheim). Mit Marion Lotout, Margot Chevrier (beide FRA) und Wilma Murto (FIN) erhalten die deutschen Springerinnen starke Konkurrenz aus dem Ausland.
Europameister Mateusz Przybylko vom TSV Bayer 04 Leverkusen führt auf dem Papier die Hochsprung-Konkurrenz an. Ihm wollen Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und der Universiade-Weltmeister aus dem Jahr 2017, Falk Wendrich (LAZ Soest) das Leben schwer machen. Das Teilnehmerfeld komplettieren der junge Ukrainer Oleh Doroshchuk, Niederländer Amels Douwe und Litauer Adrijus Glebauskas.
Konkurrenz-Kampf mit Meeting in Dessau machte Planung schwer
Diskus-Olympiasieger Christoph Harting (SSC Berlin) hatte seine Teilnahme hingegen abgesagt. „Das ist schon schade. Mit ihm wären alle Medaillengewinner der Olympischen Spiele in Rio 2016 komplett gewesen, was einen besonderen Reiz gesetzt hätte", bedauert Klein und erklärt: „Die Konkurrenz durch andere hochwertige Veranstaltungen ist in dieser Zeit schon sehr groß. Freitags findet in Dessau ein ähnliches Event statt und die Athletinnen und Athleten schauen natürlich ganz genau, wo man die besten Chancen auf eine möglichst hohe Punktzahl hat."
Offenbar auch noch dann, wenn sie schon zugesagt haben. „Ohne eine Verpflichtung seitens der Athleten hat sich eine Art Meeting-Hopping entwickelt, das es uns natürlich nicht leichter macht", klagt Klein und nennt ein Beispiel: „So haben wir beim Speerwurf im Vergleich zu Dessau den Kürzeren gezogen und diese Disziplin aus dem Programm gestrichen, weil wir kein Teilnehmerfeld zusammenbekommen haben."
In Dessau starten die Topstars Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg, früher SV Saar 05 Saarbrücken), Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) und der deutsche Vizemeister von 2019, Julian Weber (USC Mainz), der eigentlich in Rehlingen zugesagt hatte.
„Hätte das Sportfest wieder ausfallen müssen, hätten wir schon Angst gehabt, 2022 wieder richtig in Tritt zu kommen. Von daher sind wir froh, dass es stattfinden kann. Auch wenn der Charakter ein ganz anderer als bisher sein wird", sagt Thomas Klein. Den Organisator und ersten Vorsitzenden des LC Rehlingen schmerzt, dass beispielsweise keine Zuschauer zugelassen werden können. 350 Menschen dürfen im Stadion sein – das reicht aber gerade so für die Athletinnen und Athleten und ihren Anhang. Auch das von allen Gästen geschätzte Rahmenprogramm entfällt. „Deshalb sind wir sehr froh über die Liveübertragung des SR Fernsehens. Das war für uns eine große zusätzliche Motivation, das Sportfest überhaupt ohne Zuschauer vor Ort durchzuziehen", sagt Klein. Der SR wird die Wettkämpfe im Fernsehen von 17.15 bis 19.15 Uhr übertragen. „Ich möchte mich auch bei unseren Sponsoren und Partnern bedanken, die zu einem Großteil die ganze Zeit hinter uns gestanden und uns trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation unterstützt haben", ergänzt Klein, der sich wie alle Helferinnen und Helfer ehrenamtlich engagiert und sich der großen Verantwortung angesichts der andauernden Pandemie bewusst ist. Deshalb erfüllt das mit Unterstützung der Spezialistin Prof. Dr. Barbara Gärtner vom Uniklinikum Homburg erstellte Hygienekonzept höchste Ansprüche.
„Wir freuen uns, auch für die Sportlerinnen und Sportler, dass wir unser Sportfest machen können und hoffen auf gutes Wetter und gute Leistungen", sagt Thomas Klein und ergänzt: „Und darauf, mit einem tollen Event in doch schwermütigen Zeiten einen kleinen, positiven Akzent setzen zu können. Auch, wenn man es nur am Fernsehen miterleben kann."