Der Autor Paul Maar, bekannt unter anderem durch seine Sams-Geschichten, stellt beim saarländischen Literaturfestival „Erlesen!" sein aktuelles Kinderbuch vor. Dessen Hauptfigur ist Tojok, ein junger Troll.
Lange, spitze Ohren, eine runde Nase und hochstehende, grüne Haare: Tojok ist ein ganz normaler Trolljunge. Und er ist der Held des aktuellen Kinderbuchs von Paul Maar. In „Der kleine Troll Tojok", erschienen im Verlag Friedrich Oetinger, erlebt der Wildfang Abenteuer in seiner Trollwelt. „Er ist die ideale Identifikationsfigur für Kinder, denn er ist genauso neugierig und unternehmungslustig wie sie", erklärt der Verlag und wirbt auf dem Cover mit „Neues vom Sams-Autor". Diesen Beinamen trägt Paul Maar schon seit vielen Jahren. 1973 erschien der erste Band der zehnteiligen „Sams"-Reihe, die bis heute zu den Klassikern der Kinderliteratur in Deutschland zählt.
Doch wer Paul Maar auf das Sams reduziert, tut ihm Unrecht: Der heute 85-Jährige beeindruckt mit einem umfassenden Gesamtwerk. Er ist Illustrator, Übersetzer, Drehbuch- und Theaterautor. Aus seiner Feder stammen viele bekannte Stücke der Augsburger Puppenkiste, er entwarf Bildergeschichten für Zeitschriften und schrieb mehr als 50 Bücher, die mittlerweile in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Die Liste seiner Auszeichnungen umfasst fast 30 Einträge. Unter anderem wurden ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse, der Deutsche Jugendliteraturpreis sowie die Hans-Christian-Andersen-Medaille verliehen.
„Paul Maars Kinderbücher sind vielfältig und kreativ, zeitlos und allgemeingültig. Kinder können sich mit den Figuren in seinen Büchern identifizieren. Obwohl seine Geschichten immer ein gutes Ende haben, sind sie nie platt und regen zum Weiterdenken an. Seine Bücher spenden Trost – für die junge Zielgruppe in diesen Zeiten wichtiger denn je", bringt es Andrea Wolf, Geschäftsführerin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, auf den Punkt. Sie ist Mitglied des Organisationsteams des saarländischen Literaturfestivals „Erlesen!". 22 Veranstaltungen stehen vom 3. bis zum 14. Juni auf dem Programm, darunter eine Paul-Maar-Lesung mit Musik für Familien am Samstag, 12. Juni, um 16 Uhr im Saarbrücker Schloss. „Er wird gemeinsam mit den Musikern Konrad Haas und Wolfgang Stute auftreten. Es gibt Vorlesespaß mit dem kleinen Troll Tojok. Dazu werden eigens dafür komponierte Lieder gespielt", berichtet Andrea Wolf.
„Eine lebendige, lustige Vorstellung"
„Eine lebendige, lustige Vorstellung", verspricht Paul Maar, dem Tojok sehr am Herzen liegt, „ich hatte das Bedürfnis, nach vielen „Sams"-Büchern mal von einer neuen fantastischen Figur zu erzählen. Mit meiner Familie hatte ich Urlaub auf den Lofoten gemacht und war dort ständig mit Troll-Geschichten konfrontiert worden. Selbst auf Straßenschildern waren sie zu sehen: ‚Vorsicht, Troll kreuzt!‘ Das bewirkte, dass ich den neuen Buchhelden zu einem kleinen Troll machte", erzählt der Autor von der Idee zu seinem aktuellen Werk. Im Gegensatz zum frechen Sams könne man Tojok, der einen norwegischen Vornamen trägt, fast als ganz normalen Jungen beschreiben: „Er lebt in einer Kleinfamilie in einem Steinhaus im Wald und erlebt kleine Abenteuer, wie sie auch deutsche Kinder seines Alters erleben könnten. Was ihn allerdings von ihnen unterscheidet, ist eine Eigenschaft, die er mit allen Trollen teilt: Er versteht die Sprache der Tiere und kann sich mit ihnen unterhalten."
Besonders wichtig ist für Paul Maar, dass der Troll die Welt mit Kinderaugen sieht. Damit ihm das als Autor gelingt, müsse man die Erinnerung bewahrt haben an das Kind, das man mal war. Der Sammelband mit den drei Troll-Geschichten, die für Kinder ab fünf Jahren empfohlen werden, ist erst vor Kurzem erschienen, es sei noch zu früh, über eine Fortsetzung nachzudenken, sagt Paul Maar. Doch er schließt es nicht aus, denn die bisherigen Lesungen, die immer zusammen mit den anderen beiden Mitgliedern des „schiefen Märchen-Trios" stattgefunden haben, seien bei Kindern sehr gut angekommen. Neben gemeinsamem Gesang gibt es auch Instrumentaleinlagen des Gitarristen und Perkussionisten Wolfgang Stute und des Allround-Musikers Konrad Haas, der Querflöte, Saxofon und Keyboard spielt. Zu Beginn der Lesung wird Paul Maar, der die Bücher auch illustriert hat, die Hauptpersonen in großflächigen Zeichnungen vorstellen.
Andrea Wolf weiß, wie wichtig literarische Angebote für Kinder, die noch nicht selbst lesen können, sind: „Wer vorgelesen bekommt oder selbst liest, lernt zu denken, zu abstrahieren und erlebt mehr. Kinder setzen eigene Wünsche und Sorgen durch Geschichten in neue Zusammenhänge. Situationen, die sie überfordern, werden von erdachten Figuren durchgespielt." Eine gute Wahl seien Kinderbücher, die Spaß machen und dazu befähigen, das eigene Erleben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das Interesse an dieser Art von Literatur ist vorhanden, sagt Andrea Wolf: „Buchhandlungen berichten, dass Eltern sich viel beraten lassen und Bestelltes abholen oder liefern lassen. Vorlesebücher und Kinderbeschäftigung stehen in Homeoffice-Zeiten dabei hoch im Kurs. Vorlesen ist absolute Quality Time." Wie unterhaltsam diese Qualitätszeit sein kann, können die großen und kleinen Besucher der Troll-Tojok-Lesung am 12. Juni nicht nur im Saarbrücker Schloss erleben, betont Andrea Wolf. „Wer kein Ticket für das Saarbrücker Schloss bekommt, kann sich die Show mit einem Streaming-Ticket für die ganze Familie direkt ins Wohnzimmer holen und dort lauschen und mitsingen."