Nun ist es also doch noch zum großen Knall gekommen. Präsident Fritz Keller wird nach kurzer Amtszeit beim DFB aufhören, gleiches gilt für seinen härtesten Widersacher, Generalsekretär Friedrich Curtius. Schatzmeister Stephan Osnabrügge wird auf dem DFB-Bundestag Anfang 2022 nicht mehr kandidieren. Der 1. Vizepräsident Rainer Koch, bis zu diesem nun vorgezogenen Bundestag Interimspräsident, wird beim DFB wohl auch in Zukunft nicht unerheblichen Einfluss besitzen. Er ist nach wie vor Mitglied in Uefa-Ausschüssen, er wird Präsident des bayerischen Fußball-Verbands bleiben. „Den ewigen Strippenzieher", nannte ihn die „FAZ" kürzlich, und die „Süddeutsche Zeitung" titulierte ihn als „Deutschlands unbeliebtesten Funktionär".
Koch wird alle Hebel in Bewegung setzen, um einen Präsidenten zu installieren, der ihm treu ergeben ist. Außer Frage steht, dass sich Keller mit seinem Nazi-Vergleich gegenüber Koch ins Abseits manövriert hatte. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es der Präsident war, der den bayerischen Juristen samt seiner halbseidenen Entourage um Curtius und Osnabrügge als Hauptproblem des DFB ausgemacht hat. Koch ging es stets um Macht, dazu muss er nicht in der ersten Reihe stehen. Noch immer hat er die Mehrheit der Landesverbände hinter sich. Gut möglich, dass er ein willfähriges Gesicht installieren wird, um weiter hinter den Kulissen wurschteln zu dürfen. Der Name Philipp Lahm fällt in diesem Zusammenhang fast zwangsläufig.
Das Chaos beim DFB ist so groß, dass es kaum jemanden geben wird, der sich seinen Namen ruinieren wird. Der Dortmunder Vereinschef „Aki" Watzke wäre so jemand. Von der jüngeren Garde wäre Bastian Schweinsteiger einer mit einer weißen Weste. Doch der wird besseres zu tun haben. Der größte Sportverband des Landes benötigt einen knallharten Neuanfang. Alte Zöpfe müssen abgeschnitten werden. Hoffnung auf Erneuerung besteht aber erst, wenn Rainer Koch kein Amt mehr besetzt. Weder international, noch national, noch in Bayern. Doch dagegen wird er sich mit Haut und Haaren wehren. Und so den dringend benötigten Neuanfang torpedieren.