Im Rahmen der „Finals 2021“ und gewissermaßen als Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele werden vom 3. bis 6. Juni 140 Meistertitel in 18 Sportarten vergeben. Ein besonderer Leckerbissen für Tischtennis-Freunde dürfte dabei das Herren-Mannschaftsfinale zwischen Borussia Düsseldorf und dem 1. FC Saarbrücken sein.
Offiziell werden die „Finals 2021“ in der Bundeshauptstadt Berlin und in der Metropolregion Rhein-Ruhr ausgetragen. Dass die Deutschen Meisterschaften der Leichtathletik wieder wie schon 2019 in Braunschweig stattfinden, wird dabei etwas außen vor gelassen. Dabei dürfte es viele Sportbegeisterte bei der nationalen Generalprobe für die Olympischen Spiele in Tokio wohl wesentlich mehr interessieren, wie es um die aktuelle Formkurve bei Goldkandidaten wie Weitspringerin Malaika Mihambo oder dem Speerwurf-Trio Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann bestellt ist, als sich um Randdisziplinen wie Kanupolo, Rhythmische Sportgymnastik, 3x3 Basketball, Stand-Up-Paddling, Karate oder Taekwondo zu kümmern. Aber dank der geplanten ausführlichen Berichterstattung von ARD und ZDF mit insgesamt 25 Stunden im Hauptprogramm, wozu noch die diversen Livestreams kommen werden, wird auch das sportliche Geschehen in der niedersächsischen Löwenstadt wohl ausreichend dokumentiert werden können.
In insgesamt 18 Sportarten, darunter auch beliebten Publikumsdisziplinen wie Reiten, Schwimmen, Triathlon oder Geräteturnen, werden vom 3. bis 6. Juni 2021 exakt 140 deutsche Meistertitel vergeben.
25 Stunden im Hauptprogramm von ARD und ZDF
Während Ministerpräsident Armin Laschet für die Veranstaltungen in NRW mit den Austragungsorten Balve (Reiten), Bochum, Dortmund und Duisburg vorzeitig coronabedingt die Zulassung von Zuschauern vor Ort kategorisch ausgeschlossen hatte, hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller eine etwaige (eingeschränkte) Publikumspräsenz bei den in der Hauptstadt anstehenden Entscheidungen offengelassen, beispielsweise dem Bogensport und dem Modernen Fünfkampf im Olympiapark oder dem Triathlon rund um das Strandbad Wannsee. Was gegen Zaungäste bei den Kanu-Wettbewerben auf der weitläufigen Regattabahn im Sportpark Duisburg angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen spricht, wird wohl Laschets Geheimnis bleiben. Auch beim Beobachten der neuen olympischen Kletter-Disziplin im Bochumer Ruhrstadion hätte die überschaubare Zuschauer-Zahl sicherlich die Einhaltung aller Corona-Vorsichtsregeln durchaus möglich gemacht.
Bei in geschlossenen Arenen abgehaltenen Wettbewerben sieht das natürlich ganz anders aus. Und so wird denn auch der am 6. Juni in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle anstehende Leckerbissen für Tischtennis-Freunde, das Herrenfinale um die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft zwischen dem 30-maligen Rekord-Champion Borussia Düsseldorf und dem Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken TT, der 2020 erstmals in der Vereinsgeschichte triumphieren konnte, ohne Live-Publikum über die Bühne gehen. Es dürfte ein Duell auf Augenhöhe werden, weil beide Teams mit einer Reihe von Weltklasse-Spielern aufwarten können. Die Tagesform wird mit entscheidend sein, das Pokerspiel der beiden Trainer Danny Heister (Düsseldorf) und Wang Zhi (Saarbrücken) um die derzeit noch völlig offene Positionsverteilung in der Teamaufstellung nicht zu vergessen. Eventuell wird also beispielsweise der stärkste Spieler aus taktischen Überlegungen nicht auf die ihm eigentlich gebührende Position eins gesetzt werden. So hatte Heister seinen deutschen Super-Star Timo Boll, immerhin die Nummer zehn der aktuellen Weltrangliste, beim entscheidenden zweiten Play-off-Halbfinale in der Best-of-Three-Serie gegen den ASV Grünwettersbach nur an Position drei an den Tisch geschickt und den beiden Schweden Anton Källberg (Weltranglisten-Position 57) und Kristian Karlsson (Weltranglisten-Position 24) den Vortritt auf den ersten beiden Positionen überlassen. Saarbrückens Wang Zhi hatte seinen deutschen Ausnahmespieler Patrick Franziska, Weltranglisten-Platz 16, beim extrem engen zweiten Play-off-Halbfinal-Duell mit den TTF Liebherr Ochsenhausen an Position zwei gesetzt und dem Slowenen Darko Jorgic, Platz 34 im Weltranking, den Vortritt auf Position eins gelassen. Ein Schachzug, der nur bedingt erfolgreich war. Weil Jorgic zwar sein Match gewinnen konnte, aber Franziska im Spiel gegen Ochsenhausens an Position eins gesetzten Hugo Calderano verlieren sollte. Letztendlich sorgte Saarbrückens Doppel mit Patrick Franziska an der Seite des Chinesen Shang Kun in beiden Halbfinal-Spielen für den siegbringenden dritten Punkt zum jeweiligen 3:2-Erfolg gegen Ochsenhausen.
„Düsseldorf ist das Nonplusultra derzeit“
Womit Saarbücken zum dritten Mal in Folge ins Liebherr TTBL-Finale einziehen konnte. Wo die Saarländer mit Düsseldorf ein erfolgshungriger Gegner erwartet. Der sich völlig ungewohnt in den beiden zurückliegenden Saisons 2018/19 und 2019/20 mit dem unschönen Gefühl hatte anfreunden müssen, mal keinen deutschen Titel erobert zu haben, obwohl die Rheinländer mit insgesamt 72 Triumphen auf nationaler wie internationaler Ebene nach den Wasserfreunden Spandau der erfolgreichste deutsche Sportverein sind. Für die aktuelle Saison hatte sich Borussia Düsseldorf daher einiges vorgenommen. Was sich nicht nur im souveränen Sieg in der Hauptrunde der Tischtennis-Bundesliga (Platz eins mit 40:2 Punkten, deutlich vor dem Zweitplatzierten Saarbücken mit 30:14 Punkten) gezeigt hatte, sondern auch im Gewinn des Liebherr-Pokal-Finales 2020/21 am 9. Januar mit 3:1 gegen Ochsenhausen und der Champions League 2020/21 gegen den 1. FC Saarbrücken. Wobei Timo Boll und Co. den Saarländern im Finale am 18. Dezember 2020 beim 3:1-Erfolg kaum eine Chance gelassen hatten, den Ehrenpunkt für Saarbrücken hatte Darko Jorgic im Duell mit Kristian Karlsson beigesteuert. Auch am letzten Spieltag der Hauptrunde hatte Düsseldorf mit einem 3:1-Triumph gegen Saarbrücken eine Duftmarke seiner Stärke setzen können (nur Jorgic hatte gegen Boll einen Punkt sammeln können), nachdem Saarbrücken im Hinspiel im November 2020 noch ein glatter 3:0-Husarenstreich in der NRW-Landeshauptstadt gelungen war. Für das Finale, das am 6. Juni um exakt 10.45 Uhr beginnen wird, scheinen bei Saarbrücken aus dem vierköpfigen Team Franziska, Jorgic und Chun gesetzt zu sein, Außenseiter-Chancen auf einen Einsatz besitzt aber auch der junge Tscheche Tomas Polansky (im Weltranglisten-Ranking Platz 166). Düsseldorf hat neben den drei Top-Stars Boll, Källberg und Karlsson mit dem blutjungen Deutschen Ricardo Walther (Platz 89 im Weltranking) einen weiteren starken Spieler in der Hinterhand.
Saarbrücken zum dritten mal in Folge im Finale
Saarbrückens Ausnahmekönner Patrick Franziska schob nach dem glücklichen Finaleinzug gegen Ochsenhausen die Favoritenrolle klar den Düsseldorfern zu: „Düsseldorf ist das Nonplusultra derzeit, aber wir werden uns bestmöglich auf das Finale vorbereiten und alles geben.“ Zuletzt waren die beiden Teams in der Saison 2015/16 in einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft aufeinandergetroffen, wobei damals die Borussia mit 3:1 die Oberhand behalten hatte. Kampflos wird sich der FCS jedenfalls nicht ergeben, was sich auch aus den Worten von Darko Jorgic ableiten lässt: „Einerseits haben wir eine sehr starke Mannschaft und uns daher intern weitere Titel als Ziel gesetzt. Auf der anderen Seite haben wir aber auch einen guten Teamgeist.“ Möglicherweise wird die Entscheidung in Dortmund erst im abschließenden Doppel fallen, wobei dem Saarbrücker Duo Franziska/Chun einiges zuzutrauen ist. Die Doppel waren erst in der Saison 2018/19 wieder ins Spielsystem der Tischtennis-Bundesliga integriert worden, nachdem sie davor letztmals anno 2011 zum Ermitteln des entscheidenden dritten Punktes zum Einsatz gekommen waren. Im Dortmunder Finale wird daher ein möglicher 3:2-Endstand nicht (mehr) als Folge einer fünften Einzel-Paarung entstehen können. Die TTBL und ihr Geschäftsführer Nico Stehle blicken mit großer Vorfreude auf das Event der „Finals 2021“: „Wir sind überzeugt von dem Konzept, die Meisterschaftsentscheidungen vieler Sportarten an einem Wochenende gebündelt auszutragen, und freuen uns sehr, nun in diesem Jahr mit dem Liebherr TTBL-Finale ein Teil von ‚Die Finals 2021 Berlin/Rhein-Ruhr’ zu sein.“ Am frühen Morgen des 6. Juni werden übrigens die Rollstuhl-Tischtennisspieler in der gleichen Halle ab 8.45 Uhr ihren klassenübergreifenden Meister im Finale der Champions Trophy ermitteln.