Er ist der Sprössling gleich zweier Handball-Familien: der Eisels aus Homburg und der des SV 64 Zweibrücken. Mit dem Wechsel in die Talentschmiede von Bundesligist Eulen Ludwigshafen kommt Marc-Robin Eisel der Erfüllung seines großen Traums einen Schritt näher.
Für Marc-Robin Eisel endet im Sommer 2021 eine Ära. Nach vielen prägenden Jahren bei Drittligist SV 64 Zweibrücken wechselt das 21-jährige Talent in das neu gegründete Handball-Leistungszentrum (HLZ) Friesenheim-Hochdorf. Das HLZ ist eine Kooperation der rheinland-pfälzischen Traditionsvereine TSG Friesenheim, die als Eulen Ludwigshafen in der 1. Bundesliga spielen, und TV Hochdorf, dessen Drittliga-Startplatz das HLZ übernimmt. Für Marc-Robin Eisel heißt das: Die Tür in das Handball-Oberhaus steht ihm jederzeit offen.
Die Tür in das Handball-Oberhaus steht ihm jederzeit offen
„Das Gesamtpaket stimmt einfach“, sagt der gebürtige Homburger, der zunächst einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. „Hier kann ich weiter Erfahrung in der 3. Liga sammeln, mich im Training mit der Bundesligamannschaft mit Spielern auf höchstem Niveau messen.“ Spätestens 2022 entscheidet sich, ob er den Sprung zu den Eulen schafft oder noch ein Jahr für die Nachwuchsschmiede spielt. Dort wird der frühere Jugend- und Junioren-Nationalspieler als „spektakulärer Neuzugang“ beschrieben. „Ich bin froh, mit Robin ein weiteres riesiges Talent in unseren Reihen zu haben. Sicherlich wird er uns helfen, die kommende Runde erfolgreich zu gestalten und sich gemeinsam mit unseren anderen Youngsters weiterentwickeln“, freut sich beispielsweise HLZ-Trainer Björn Friedrich über den Spielmacher und Rückraumlinken.
Für Eisel ist es die Chance, sich seinen ganz großen Traum vom Profi-Handball zu erfüllen. Als Sohn einer handballverrückten Familie hatte er als Kind auf der Suche nach einer geeigneten Sportart „nicht viele Optionen“, wie er gesteht. Sein Großvater war Mitbegründer der HWE Erbach/Waldmohr, sein Vater Markus hütete das Tor beim ehemaligen Regionalligisten SSV Homburg/Erbach. Auch seine Schwester und seine zwei Brüder spielen Handball. Bis zur C-Jugend spielte Marc-Robin auch noch Fußball beim FC Homburg. „Ich war gerade auf dem Sprung in den Regionalligakader, aber Handball war für mich interessanter und hat mir mehr Spaß gemacht. So ist es auch geblieben“, blickt er nüchtern zurück.
Angefangen hat seine Handballer-Karriere bei den Minis in Erbach. Bereits zum ersten D-Jugendjahr wechselte er zum SV 64 Zweibrücken, zu dem er nach einem anderthalbjährigen Doppelspielrecht-Abstecher beim TuS Dansenberg 2020 zurückkehrte. „Schon bei meinem damaligen Wechsel stand ich in der Kabine und hatte vor der Mannschaft kein Wort herausbekommen“, erinnert er sich und ergänzt: „Das war schon stramm. Doch ich bin heute noch davon überzeugt, dass der Wechsel absolut richtig war.“ In Dansenberg konnte er Spielpraxis in der 3. Liga der Herren sammeln und sich sportlich weiterentwickeln. „Als ich zum SV zurückgekehrt bin, war es mein Plan, mit der Mannschaft aus der Oberliga aufzusteigen und mich menschlich weiterzuentwickeln“, berichtet Eisel. Beides hat er geschafft. „Danach wollte ich noch ein bisschen in der 3. Liga zocken, um dann den nächsten Schritt zu versuchen“, ergänzt er. Auch das ist gelungen, obwohl die Corona-Pandemie „alles verkompliziert“ habe. Angebote aus der 2. Bundesliga hatte er ausgeschlagen, um erneut den Weg des Doppelspielrechts zu gehen. Dieses Mal allerdings mit der Perspektive Herren-Bundesliga.
Eisels beste Freunde wechseln im Sommer 2021 ebenfalls den Verein, was den Abschied wenigstens ein bisschen leichter macht: Kian Schwarzer geht zu Bundesligist TBV Lemgo-Lippe, Tim Schallers Ziel steht noch nicht fest. „Der SV ist halt wirklich die große Familie, von der viele andere Vereine nur reden. Jeder kennt jeden und das schon seit Jahren. Das ist schon etwas Besonderes, das man sich nicht in kurzer Zeit erarbeiten kann“, findet Eisel und wird fast doch noch wehmütig: „Dadurch, dass fast alle Spieler aus der eigenen Jugend kommen, ist auch das Umfeld einzigartig. Wir hatten in der Oberliga einen 700er-Zuschauerschnitt. Das hat definitiv nicht jeder.“
Nach seinem Abi in Contwig hat Marc-Robin Eisel bis Herbst 2020 ein Freiwilliges Soziales Jahr beim SV absolviert. „Das war eine wirklich gute Sache. Ich wusste zu der Zeit nicht, was ich beruflich machen soll, und da kam mir ein solches Orientierungsjahr gerade recht. Außerdem habe ich vieles dazugelernt“, sagt er. Nach dem FSJ hat er ein BWL-Studium in Kaiserslautern begonnen. „Die Hochschule liegt genau zwischen Hochdorf und Homburg. BWL kann man in Deutschland ja sicher an jeder Ecke studieren, notfalls als Fernstudium. Aber so ist das schon wesentlich besser“, stellt er fest. Künftig wird er wohl in Mundenheim wohnen, was die Anreise jeweils deutlich verkürzt. Doch: Studium schön und gut – Berufsplan A ist Handball-Profi: „Sonst würde ich den ganzen Aufwand nicht betreiben“, sagt Eisel und ist sicher: „Die 2. Bundesliga kann und will ich auf jeden Fall erreichen und natürlich werde ich alles dafür tun, in die Erste Liga zu kommen. Das wäre für alle Handballer ein echtes Träumche.“ Er weiß allerdings auch, dass man selbst nach einer Karriere als Bundesligaprofi „noch ein paar Jahre schaffen gehen muss. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, nebenher noch zu studieren. Auch, wenn das nicht so intensiv sein wird wie bei den meisten Kommilitonen. Aber man hat hinterher einen Hochschulabschluss in der Hand.“
„Wir freuen uns noch auf die restlichen gemeinsamen Spiele“
Bevor es so weit ist, gehört vor allem der harzgetränkte Ball in seine Hand. In der Pandemie war dies nicht so oft der Fall, wie er es gerne gehabt hätte. Auch sonst war alles anders: „Das erste halbe Jahr 2020 war schon hart. Wir sind zwar völlig verdient aufgestiegen, aber halt am grünen Tisch“, erinnert er sich und erklärt: „Es fehlte einfach etwas – den entscheidenden Sieg einzufahren und danach mit den Fans zu feiern. Deshalb waren wir schon recht erschüttert. Noch mal mehr, als wir gemerkt haben, dass die Situation wohl noch eine ganze Weile so bleiben wird.“ Trotzdem blieb sein Team auch in der Hochphase der Pandemie aktiv, vereinbarte gemeinsame Läufe, hielt Videokonferenzen und Athletikprogramme ab. Seit den Wintermonaten 2020 endlich wieder in der Halle. „So gesehen sind wir privilegiert und können uns glücklich schätzen, unser Hobby überhaupt ausüben zu können und uns zwei Mal pro Woche sehen zu dürfen“, meint Eisel und weiß: „Uns hat der Lockdown nicht so hart getroffen wie den Rest der Bevölkerung.“
Vor seinem Wechsel in die Vorderpfalz will Marc-Robin Eisel zusammen mit seiner SV-Familie noch einmal alles raushauen und für einen würdigen Saisonabschluss in der Ligapokalrunde der 3. Liga sorgen: „Jeder von uns hat Bock zu spielen. Gerade weil wir durch ein paar Vereinswechsel einen kleinen Umbruch im Team haben, freuen wir uns noch auf die restlichen gemeinsamen Spiele“, sagt er und kündigt an: „Mein erster Wechsel kam so kurzfristig, dass ich mich gar nicht richtig verabschieden konnte. Dieses Mal will ich die letzten Wochen auf jeden Fall genießen.“ Sofern es die Corona-Regeln zulassen, steigt auch eine Abschiedsparty für den „spektakulären Neuzugang“ des Handball-Leistungszentrums Friesenheim-Hochdorf.