Seit 20 Jahren betreibt Andreas G. Hary seinen „Asia-Shop“. Die Hälfte seiner Kunden kommt aus Fernost – was zweifelsohne für die Vielfalt und Qualität seiner Produkte spricht.
Seit mehr als 40 Jahren existiert in der Mainzer Straße 55 in Saarbrücken ein „Asia-Shop“. Wer eine große Auswahl guter Produkte des asiatischen Kontinents sucht, wird hier fündig. Seit 20 Jahren betreibt Andreas G. Hary mit seiner Familie diesen Shop, und er hat ein internationales Publikum, das auf die Qualität seiner Produkte schwört. Dass er als gelernter Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin zum Verkäufer asiatischer Produkte wurde, hat er seiner ersten Frau zu verdanken: „In der Klinik in Düsseldorf, in der ich damals arbeitete, lernte ich meine erste Frau kennen. Sie war Koreanerin und wollte immer so einen Laden aufmachen. Im Jahr 2000 stand dieses Ladenlokal zum Verkauf und wir entschieden uns, nach Saarbrücken zu gehen, um das Geschäft zu übernehmen“, erzählt er. Andreas G. Hary stammt aus der Landeshauptstadt. Die Entscheidung, seinen eigentlichen Beruf aufzugeben, fiel ihm nicht leicht. Zwar musste er fortan keine Nachtdienste mehr machen, dennoch war es für ihn ein Sprung ins kalte Wasser, und anfangs vermisste er seine medizinische Arbeit sehr. Doch von Anfang an kniete er sich in die Materie hinein und arbeitete sich ein. Er hat schon immer gerne gekocht – im Gegensatz zu seiner koreanischen Frau. Sie stammte aus einer betuchten Familie Koreas und wurde in ihrer Heimat immer bekocht.
Anfangs brachten sich die beiden gegenseitig bei, wie man was kocht. Deutsche Küche, koreanische Küche. Doch vor einigen Jahrzehnten war es im Saarland nicht so einfach, koreanische Waren zu bekommen. Häufig mussten sie damals bis nach Bonn fahren und dort den Lkw mit Waren beladen. Als ihr Vorgänger 1980 eröffnete, musste er sogar bis nach Holland fahren, um seine asiatischen Waren zu kaufen. All diese Erlebnisse halfen Andreas G. Hary später bei seiner Arbeit. Doch dann musste er einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Seine Frau verstarb vor elf Jahren. Hary entschloss sich, dennoch weiterzumachen.
Vor allem die vielen Kräuter erfreuen sich großer Beliebtheit
Ein Geschäft mit asiatischen Waren zu betreiben ist alles andere als einfach, denn die Europäer haben hohe Ansprüche. Bei ihm werden die gleichen Standards erfüllt, auch Sicherheitsstandards, wie sie in deutschen Geschäften gelten. Dazu hat Andreas Hary klare Vorstellungen, mit wem er zusammenarbeitet und mit wem nicht. Er bezieht seine Ware ausschließlich bei ihm bekannten Großhändlern. So gibt es fast nie Probleme. Und wenn es unterschiedliche Auffassungen über Qualität gibt, kann er schon sehr deutlich werden, um klarzustellen, was er unter Qualität versteht, wie er betont. Qualität ist eben sein Leitmotiv.
Das Sortiment hier stammt aus verschiedenen asiatischen Ländern. Anfangs waren vor allem chinesische Produkte gefragt. Das lag nicht zuletzt daran, dass es fast nur chinesische Restaurants in Saarbrücken gab. Heute hingegen haben wir die Küchen vieler Länder Asiens. Neben China sind das Korea, Japan, Vietnam, Laos, Thailand und einige weitere mehr. Entsprechend wuchs auch das Sortiment mit den Jahren. Vor allem Thailand liegt bei den Deutschen im Trend. Viele haben das Land und seine fantastische Küche im Urlaub kennen und schätzen gelernt.
Hary legt normalerweise auch großen Wert auf Frische, wie viele Asiaten dies auch tun. Linker Hand vom Eingang ist die Kühltheke. Das Angebot an Frischgemüse ist zurzeit allerdings etwas begrenzt – wegen der Corona-Pandemie. Es gibt kaum noch Standardflüge, etwa aus Thailand. Entsprechend gibt es immer weniger Ware, und Hary muss deutlich mehr dafür zahlen, um das Gemüse einzukaufen. Da wird es schwer, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu wahren.
Dennoch hat er immer Frischgemüse da, auch viele asiatischer Kräuter. Etwa thailändisches Basilikum oder Koriander. Letzterer wird aus Asien mit Wurzel verkauft. Die Europäer benutzen die Wurzel meistens nicht, „doch wenn sie sie einmal mitgekocht haben“, sagt er, „wollen sie die Wurzel immer.“ Ich denke mir, das kenne ich von Petersilie. Mein Freund Hoa, Spitzenkoch im Saarbrücker Restaurant „Indochine“, hat mich gelehrt, den Stängel der Petersilie mitzukochen. Denn die haben verdammt viel Geschmack.
Wir streifen durch die Gänge und bleiben zuerst bei den indischen Produkten stehen. Nicht sein größtes Steckenpferd, wie er betont, aber dennoch wichtig. Er selbst habe zur indischen Küche nicht den großen Zugang. Ganz im Gegensatz zu seiner zweiten Frau, Iam, einer Thailänderin, die sich sehr gut damit auskenne. Und die Nachfrage nach den Produkten sei durchaus gegeben. Auch unter medizinischen Gesichtspunkten, betont er. Einige Gewürze seien dahingehend sehr interessant. Kurkuma etwa habe einen medizinischen Aspekt oder das sogenannte Stinkpulver, das sehr gut gegen Blähungen sei. Aber auch Königskümmel gegen Reizhusten und viele weitere mehr. „Auch frischer Ingwer ist etwas Außergewöhnliches, denn er fördert sehr stark die Durchblutung und hilft auch gegen Erkältung“, betont er. Und warnt zugleich: „Für manche Menschen kann Ingwer aber auch nachteilig sein. Bei Leuten, die immer einen niedrigen Blutdruck haben und oft zu wenig trinken, sorgt Ingwer eher dafür, dass der Blutdruck noch weiter runtergeht.“
Wir schlendern weiter, in jedem Gang gibt es Spezialitäten. Gewürze, Pasten, Currys, Samen, Saucen, oft basierend auf Sojasaucen, Seetang, auch Noriblätter genannt, Säfte, Nudeln, Reisnudeln, Glasnudeln. Eingelegter Ingwer, süß und salzig aus Japan. Dazu Misopasten, Sesamöle, Fischsaucen, Austernsaucen, scharfe Saucen. Das Angebot scheint schier unendlich. Auch die Kühltruhen haben Besonderes zu bieten: etwa gefüllte Teigtaschen.
Alle Länder, die hier mit ihren Produkten vertreten sind, haben für den „Asia-Shop“ eine immense Bedeutung. Etwa die Hälfte seiner Kunden stammt aus Asien. So ist Hary immer auf dem neusten Stand und kriegt auch frühzeitig Veränderungen mit, denn seine Kunden fragen auch gezielt nach Produkten. So gab es in der Vergangenheit in der koreanischen Küche beispielsweise viel Fermentiertes. Das geschieht heute auch noch, aber mittlerweile sind die Produkte nicht mehr so stark fermentiert und meistens etwas süßer. Die Welt drehe sich eben immer weiter, und man müsse sich mit ihr drehen.
„Mir ist es nicht wichtig, die billigsten Produkte zu verkaufen. Die Produkte sollten eine gewisse Qualität haben. Wenn möglich, keine oder allenfalls wenig Konservierungsstoffe enthalten. Die Liste der Zusätze sollte entsprechend gering sein. Ganz vermeiden kann man diese bei vielen der Produkte nicht, weil es gar nicht ohne geht. Viele unserer Kunden suchen aber ganz gezielt oberste Qualität. Ein Kilogramm Reis für fast zehn Euro kauft normalerweise auch nicht jeder. Doch Kunden, die diesen Anspruch haben, wissen, warum sie so viel Geld dafür ausgeben.“ Natürlich hat Hary auch günstigere Sorten im Angebot.
Generell gilt die asiatische Esskultur als gesünder als unsere
Es ist kein Zufall, dass wir bei der asiatischen Kochphilosophie auch stets über Gesundheit reden. Der deutsche Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp lehrte bereits vor fast 200 Jahren: „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“ Hierzulande haben ihm allerdings wohl die wenigsten zugehört. Es gibt Untersuchungen in Europa, nach denen 20 Prozent der Bevölkerung durch falsche Ernährung zu Tode kommt. „Asiaten hingegen werden in der Regel häufig sehr alt. Japaner etwa haben die höchste Lebenserwartung“, erklärt Hary. „Auf Okinawa beispielsweise essen die Bewohner sehr viel Seetang und Bittermelonen. So halten sie auch ihren Blutzucker stabil. Sie essen sich nicht satt, sondern sie essen sich zufrieden. Dies bedeutet, sie essen nicht zu viel. Das machen manche Europäer deutlich anders.“
Gleiches gilt eigentlich für alle asiatischen Länder. Ob Korea, Vietnam, Thailand, Japan oder China – nirgendwo bekommt man einen knallvollen Teller hingestellt. Überall dort macht es die Vielfalt – serviert in kleinen Portionen. Das gilt für die Schüssel Reis ebenso wie für Gemüse, Meeresgetier, Fische und Fleisch. Alles in kleinen Portionen. Und jeder isst so, wie es ihm schmeckt. Man isst das, was der Körper gerade braucht!