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WAS MACHT EIGENTLICH...

Frankie Valli (Zweiter von links) mit seiner Band Four Seasons in den 60er-Jahren
Foto: imago images / United Archives International

…  Frankie Valli?

Mit den Four Seasons und als Solo-Sänger verzeichnete Frankie Valli ab den 60ern zahlreiche Welterfolge. Der für sein außergewöhnlich hohes Falsett bekannte „Jersey Boy" verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger und möchte mit fast 90 Jahren noch einmal auf Tour gehen.

Sicherlich ist 1980 eines der schwersten Jahre für Frankie Valli – innerhalb eines halben Jahres sterben seine beiden Töchter. „Das ist natürlich eine sehr, sehr harte Erfahrung. Das ist etwas, worüber Du nie hinwegkommst", sagt er dazu dem Magazin „Billboard". Das ist zwei Jahre, nachdem er mit dem Titelsong zum Musical „Grease" einen Nummer-eins-Hit landet. Der flotte Discotrack wird von Barry Gibb von den Bee Gees geschrieben und ist Vallis letzter großer musikalischer Wurf. „Das gehört zu den größten Platten, die ich je in meiner Karriere hatte." Da liegt eine 20 Jahre währende Erfolgsgeschichte hinter ihm.

Es ist eine großartige Karriere, in der er als Frontmann der Popband Four Seasons zahlreiche Top-Ten-Hits und Evergreens abliefert. „Sherry", „Big Girls Don’t Cry" und „Walk Like a Man" markieren 1962 die ersten Nummer-eins-Singles. Bis in die späten 70er folgen viele weitere Hits, etwa „Working My Way Back to You" (1966), „Beggin" (1967) oder „December, 1963 (Oh, What a Night)" (1975). Solo setzt Frankie Valli 1967 mit „Can’t Take My Eyes Off You" ein dickes Ausrufezeichen. Der Song schafft es auf Platz zwei der US-Charts und dürfte wohl eines der meist gecoverten Lieder der Popgeschichte sein.

Talent zeigte sich früh

Mit fast 90 Jahren möchte der US-amerikanische Sänger Frankie Valli noch einmal auf Tour gehen
Mit fast 90 Jahren möchte der US-amerikanische Sänger Frankie Valli noch einmal auf Tour gehen - Foto: picture alliance / Captital Pictures | Tony Michaels/ROT/Capital Pictur Tony Michaels/ROT

Bereits früh zeigt sich das musikalische Talent von Frankie Valli, der am 3. Mai 1934 als Francesco Stephen Castelluccio in Newark im US-Bundesstaat New Jersey geboren wird. Mit 18 unterzeichnet er einen Plattenvertrag mit Mercury Records. Erste Aufnahmen, etwa als Frankie Valley, Frankie Tyler, Frankie Vally oder unter dem Namen Frankie Valley and the Travelers, gehen in den Hitparaden unter. Anfang der 50er-Jahre gehört er zum Variety Trio, das sich später in The Four Lovers umbenennt und es 1956 mit „You’re the Apple of My Eye" immerhin auf Platz 62 der US-Charts schafft. Ab 1960 firmieren die Four Lovers als The Four Seasons – mit Tommy DeVito an der Gitarre, Bob Gaudio an den Keyboards, Nick Massi am Bass und Frankie Valli als Hauptsänger; schließlich ist sein Falsett so etwas wie das Aushängeschild der Truppe. Zunächst leisten sie Instrumental- oder Hintergrundgesangsarbeit für diverse andere Künstler. „Ich dachte mir, wenn das nicht klappt, weiß ich nicht, was ich tun soll", sagt er „Billboard". Und in der Tageszeitung „Los Angeles Daily News" erinnert er sich wie folgt an frühe Zeiten: „Hätte die Öffentlichkeit Wind davon bekommen, dass wir Leute in der Band hatten, die im Gefängnis waren, hätte uns sicherlich niemand im Radio gespielt."

Nachdem der Erfolg schließlich doch einkehrt, folgen Jahre des Tourens und der Veröffentlichungen. Das bringt die Scheidung von seiner ersten Frau Mary Mandel (1971) mit sich. Er heiratet 1974 Mary Ann Hannagan und führt eine kinderlose Ehe. 1984 gibt er Randy Clohessy das Jawort, doch 2004 trennen sie sich wieder. Ende der 70er-Jahre unterzieht er sich einer Operation, durch die er einen Großteil seines Gehörs wiedererlangt, dass ihm durch Otosklerose verlustig gegangen war. „Das rettete mein Leben", sagt er „Billboard" gegenüber.

1978 folgt ein erster Ausflug ins Schauspielerfach in der Bee-Gees-Ex­travaganza „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band". 1985 hat er eine Gastrolle in der Folge „Das Kainsmal (original: Buddies)" der Hitserie „Miami Vice". 1990 taucht er an der Seite von Burt Reynolds in der Komödie „Love Games" auf. 1998 mimt er in „The Mob – Der Pate von Manhattan" dann Frank Locascio, der unter Gangsterboss John Gotti eine steile Karriere in der Gambino-Familie hinlegte. Seine größte Rolle hat Frankie Valli wohl in der TV-Serie „Die Sopranos". Als Gangsterboss Rusty Millio tritt er von 2004 bis 2006 in sieben Folgen in Erscheinung, bevor es ein unschönes Ende mit ihm nimmt.

Aufnahme in die Rock Hall of Fame

Die Geschichte der Four Seasons dient Clint Eastwood wiederum als Vorlage für seine farbenfrohe und mitreißende Regiearbeit „Jersey Boys". Das Biopic über die Band basiert auf dem gleichnamigen sehr erfolgreichen Musical, das weltweit von geschätzt mehr als 20 Millionen Menschen gesehen wird. „Unsere Musik wurde so einer jüngeren Generation bekannt gemacht. Und die Gesellschaft hat dieses Interesse an den Underdogs", kommentiert er bei den „Los Angeles Daily News".

Nachdem Frankie Valli Ende der 70er-Jahre die Four Seasons verlässt, löst sich die Band kurz später komplett auf. Es folgen dennoch einige weitere Auftritte in den 80ern und 1990 die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Erst 2007 veröffentlichte er – nach 27 Jahren Pause – wieder ein Soloalbum. „Romancing the 60’s" enthält handwerklich solide, aber auch uninspirierte Neuinterpretationen von Klassikern wie „What A Wonderful World". Es belegt nur Platz 167 der US-Charts und bleibt damit deutlich hinter den großen Erfolgen zurück.

Immerhin verkauften die Four Seasons im Laufe ihrer Karriere mehr als 100 Millionen Tonträger – und es werden wohl noch einige hinzukommen. Denn trotz seiner nun fast 90 Jahre sind ab Juli rund 30 Konzerttermine angesetzt. Dabei spielt Frankie Valli neben den USA noch in Kanada und in Großbritannien.

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