Dass der 1. FC Saarbrücken am Saisonende nicht mehr ganz so stark aufspielte, lag auch am Fehlen von Angreifer Sebastian Jacob. Rechtzeitig zum Vorbereitungsstart will der 27-Jährige wieder fit sein.
Sebastian Jacob wirkt so fit wie noch nie. Breite Schultern und Oberschenkel, die eher an einen Radfahrer als an einen Fußball-Profi erinnern. Die letzten vier Saisonspiele musste der 27-Jährige aufgrund eines Anrisses der Achillessehne passen.
Auch das Halbfinale und das Finale um den Saarlandpokal fanden ohne ihn statt. Die 0:1-Niederlage bei der SV Elversberg verhagelte die so gute Saisonbilanz. „Es kam leider ein bisschen mit Ansage. Ich war in der Woche vor dem Spiel beim Training und habe da schon gemerkt, dass die Stimmung nicht mehr so richtig gut war. Ein Stück weit ist es normal, denn es ging für uns seit Wochen ja um nicht mehr wirklich viel. Hinzu kommt der Trainerwechsel und der Umbruch im Kader. Elversberg hatte sicher den Vorteil, dass sie noch richtig im Flow waren", sagte der Saarlouiser.
Doch die Bilanz des 1. FC Saarbrücken und seine persönliche fallen durchweg positiv aus: „Wir sind als Aufsteiger Fünfter geworden. Ich selbst habe zehn Tore erzielt und sieben Vorlagen beigesteuert. Ich glaube, damit kann ich zufrieden sein. Wir haben am Anfang die Messlatte sehr hoch gelegt, konnten dann irgendwann das Tempo nicht mehr ganz so gut halten. Die tiefen Böden im Winter waren für unsere doch eher spielerisch ausgerichtete Mannschaft sicher auch nicht von Vorteil." Unter dem Strich bleibt für den Saarländer die Erkenntnis, dass die Resultate besser waren als die gefühlte Stimmung im Umfeld. „Ich habe ja bisher nur für Kaiserslautern und den FCS gespielt. Es sind Traditionsvereine, in denen es schnell hektisch wird. Aber die Reaktionen gerade nach der Niederlage beim FCK waren schon krass und aus meiner Sicht auch überzogen. Niemand verliert gern ein Derby, aber man kann eben nicht immer davon ausgehen, dass man gewinnt. Niederlagen, so bitter sie auch sein mögen, gehören nun mal zum Fußball dazu."
Die Sommerpause ist eine gute Gelegenheit, um ein Fazit zu ziehen. Und um Abschied zu nehmen. Mindestens zwölf Mitspieler werden den Verein verlassen, zudem wird beim Trainingsauftakt am 21. Juni mit Uwe Koschinat ein neuer Trainer auf der Kommandobrücke stehen. „Es ist schon ein komisches Gefühl. Diesmal ist viel Wehmut dabei, weil wir ja teilweise über mehrere Jahre zusammen waren. Aber im Fußball gehören solche Dinge dazu, spätestens, wenn der Ball wieder rollt und neue Leute da sind, wird Alltag einkehren", glaubt der Angreifer, der zum scheidenden Trainer Lukas Kwasniok ein ausgesprochen gutes Verhältnis hatte. „Er hatte für jedes Spiel einen eigenen Plan. Er ist ein richtiger Tüftler, in der Form habe ich das auch noch nicht erlebt. Aber so ist es im Fußball, jetzt ist ein neuer Trainer da und der wird seine eigenen Vorstellungen haben", sagt Jacob, der im Januar 2018 vom 1. FC Kaiserslautern nach Saarbrücken zurückkehrte und somit nun zu den dienstältesten Akteuren beim FCS gehört.
„Gar nicht erst unten reinrutschen"
Mittlerweile ist er ein Führungsspieler und Mitglied des Mannschaftsrates. Dabei musste der damalige Trainer Dirk Lottner zunächst zu seinem Glück gezwungen werden. Der ehemalige Sportchef Marcus Mann hatte sich sehr für die Verpflichtung des Angreifers eingesetzt, der gerade eine schwere Knieoperation hinter sich hatte. Lottner war skeptisch und blieb es auch. Nachdem das Top-Duo Patrick Schmidt und Kevin Behrens den Verein verlassen hatte, traute der Kölner Jacob die Nachfolge-Rolle nur bedingt zu. „Er hat damals gesagt, dass wir jetzt keinen Stürmer mehr haben, der mehr als zehn Tore pro Saison macht. Ich denke, ich habe ihn widerlegt. Er hat sich auch später für seine Aussage entschuldigt. Wir hatten insgesamt ein gutes Verhältnis."
Nun kommt ein neuer Trainer und mit dem routinierten Angreifer Adriano Grimaldi erstmals seit Jahren wieder nennenswerte Konkurrenz für Jacob. Er nimmt es sportlich. „Koschinat hat ja bereits angekündigt, dass er einen klassischen Wandspieler verpflichten will, um mehr Optionen zu haben. Für mich ist das absolut okay. Ich glaube, dass er auch öfter mal im 4-4-2 spielen lassen wird." Ohnehin muss der 27-Jährige noch seine Verletzung auskurieren, doch bis zum Vorbereitungsstart will er wieder am Ball sein. Die Knieverletzungen, die nach Aussage vieler Experten eine Bundesliga-Karriere verhindert haben, spielen keine große Rolle mehr. „Ich bin bis zum Schluss gut durch die Saison gekommen. Ich kann mir durchaus vorstellen, noch zwei, drei Jahre auf diesem Niveau zu spielen", sagt der Saarlouiser, der derzeit in seiner Heimatstadt ein Haus baut. Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2023, danach kann sich der Sportmanagement-Student auch ein Engagement beim FCS vorstellen. „Ich würde schon gern im Fußball-Geschäft bleiben, wobei mich der Bereich Marketing derzeit eher noch mehr interessiert, als das Sportliche. Aber ich lasse diese Dinge auf mich zukommen, weil man sie ohnehin nur begrenzt planen kann."
Zunächst steht ohnehin erst mal die kommende Saison mit dem FCS im Vordergrund. Allzu große Ziele will „Sebi" keine ausrufen: „Es ist in dieser Liga einfach so. Die eine Hälfte spielt um den Aufstieg, die andere gegen den Abstieg. Wir müssen so schnell wie möglich so viele Punkte wie nötig sammeln, um gar nicht erst unten reinzurutschen. Wenn man die Konkurrenz sieht, wäre es vermessen, vom Aufstieg zu träumen." Dennoch soll die 3. Liga nicht das Ende der Fahnenstange sein: „Mittelfristig muss es sicher das Ziel des Vereins sein, noch eine Liga höher zu spielen. Dafür muss aber erst etwas wachsen. Ich weiß, dass das viele nicht gern hören wollen. Aber der FCS war immer dann erfolgreich, wenn man demütig und bescheiden war."