Mit Dynamo Dresden, Hansa Rostock und dem FC Ingolstadt kommen drei ehemalige Bundesligisten zurück in die Zweite Liga. Die Zielsetzungen sind gleich, doch die Voraussetzungen sind unterschiedlich.
Es gab in dieser Saison keinen wirklichen Überraschungs-Aufsteiger aus der 3. Liga. Am Ende standen drei Teams vorne, die nahezu jeder Trainer vor der Saison auf dem Zettel hatte.
Dynamo Dresden
Der Meister der 3. Liga kehrt nach dem äußerst bitteren Abstieg aus dem Vorjahr wieder zurück in die Zweite Liga. Bis kurz vor Ende durfte Markus Kauzcinski diese Mission als Trainer bestreiten – doch während einer kleinen Talsohle stellten die Verantwortlichen den Fußball-Lehrer frei und verpflichteten für die letzten Spieltage Alexander Schmidt. Dieser war während der Saison von Türkgücü München beurlaubt worden und kam durchaus überraschend nach Dresden. Der 52-Jährige wird nun auch in der Zweiten Liga an der Seitenlinie stehen. Mit fünf Siegen, bei denen Dynamo ohne Gegentor blieb, und einem Unentschieden machte er die Meisterschaft in der 3. Liga perfekt. In kürzester Zeit ist es ihm also gelungen, die Mannschaft wieder zurück auf die Spur zu bringen. Deshalb vertraut der Verein ihm weiterhin. Wie der Kader aussehen wird, ist derzeit noch unklar. Nach aktuellem Stand stehen 21 Spieler für die neue Saison unter Vertrag, darunter Top-Scorer Christoph Daferner, Kapitän Sebastian Mai und Stammkeeper Kevin Broll. „Anders als voriges Jahr haben wir ein sehr gutes Gerüst", so Sportchef Ralf Becker in der „Sächsischen Zeitung". Einen Umbruch soll es nicht geben.
Kein großer Umbruch bei Dynamo
Noch ist aber unklar, ob alle Leistungsträger bleiben. Daferner etwa soll nach „Bild"-Angaben eine Ausstiegsklausel haben, die ihm einen Wechsel für eine festgeschriebene Ablösesumme von 500.000 Euro ermöglichen würde. Acht Spieler haben ein auslaufendes Arbeitspapier. Marco Hartmann, Niklas Kreuzer, Marvin Stefaniak, Justin Löwe, Leroy Kwadwo, Jonathan Meier, Stefan Kiefer und Maximilian Großer. Während die Leihspieler Meier (FSV Mainz 05) und Stefaniak (VfL Wolfsburg) zu ihren Stammvereinen zurückkehren werden, könnte es bei Identifikationsfigur Marco Hartmann auf eine leistungsbezogene Verlängerung um ein Jahr hinauslaufen. „Wir schätzen ihn sehr und werden uns vernünftig austauschen", so Becker. Neben Jonathan Meier, Stefaniak, Justin Löwe und Großer dürften Max Kulke und Luka Stor zu den Kandidaten gehören, die trotz laufender Verträge für einen Abgang infrage kommen. „Fünf, sechs neue Spieler werden dazukommen", kündigt Becker in der „Sport Bild" an. Ein Kandidat soll laut „Bild" Mael Corboz vom SC Verl sein. Der zentrale Mittelfeldspieler hat sich bei den Ostwestfalen zum Leistungsträger entwickelt, steht in Verl allerdings noch bis 2023 unter Vertrag und würde entsprechend Ablöse kosten. Handlungsbedarf besteht auf der Torwartposition, da Ersatzkeeper Patrick Wiegers mit einem Kreuzbandriss und einem Meniskusanriss noch bis zum Ende des Jahres ausfallen wird. Für die kommende Saison wird aber das klassische Ziel eines Aufsteigers ausgegeben: „In der nächsten Saison geht es erst mal darum, einen Platz unter den ersten 15 zu erreichen", so Becker. Heißt also: Dynamo peilt den Klassenerhalt an. „Jetzt geht es erstmal darum, dass wir uns in der 2. Liga etablieren." Perspektivisch will Dynamo aber in Richtung Bundesliga blicken, laut der „SportBild" soll intern von einem Fünf-Jahres-Plan die Rede sein. Schon im Winter hatte Geschäftsführer Jürgen Wehlend bei seiner Vorstellung davon gesprochen, „den Traum zu verwirklichen, irgendwann wieder Bundesliga zu spielen und durch Europa zu fahren". Auch Becker sagt: „Der Verein hat unheimlich viel Potenzial. Wenn man die Wucht und Tradition von Dynamo Dresden sieht – da ist viel möglich."
Hansa Rostock
Am Ende ist es Trainer Jens Härtel dann doch gelungen, und es wurde der direkte Aufstieg mit Hansa Rostock. Oft wurde seine Mannschaft als Magdeburg-Kopie verschrien. Härtel hat jedoch einen ganz neuen Geist nach Rostock gebracht. Das zeigt sich auch in den derzeitigen Verkaufszahlen der Dauerkarten und den Mitgliederzahlen, die durch die Decke gehen. Doch nach einem Aufstieg kommen auch immer unangenehme Abschiede auf die Verantwortlichen zu. Knapp eine Woche nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hat Hansa Rostock die ersten Entscheidungen getroffen und mit Philip Türpitz, Nils Butzen, Korbinian Vollmann, Max Reinthaler, Erik Engelhardt und Lion Lauberbach sechs Spieler verabschiedet.
„Jeder einzelne der Jungs hat den F.C. Hansa ein Stück auf dem Weg in Richtung Zweite Liga begleitet und dazu beigetragen, dass wir gemeinsam unser großes Ziel erreichen konnten", sagte Sportvorstand Martin Pieckenhagen und betonte: „Dafür gebührt allen unser großer Dank. Auch wenn sich die Wege trennen werden, wird uns immer dieser große Erfolg verbinden." Türpitz war erst im Winter vom SV Sandhausen nach Rostock gekommen und hatte in 14 Partien drei wichtige Tore erzielt: die Last-Minute-Treffer gegen Verl und Meppen sowie das Siegtor in Unterhaching. Mit Lauberbach geht ein weiterer Winter-Neuzugang. Auf Leihbasis von Holstein Kiel zur Kogge gewechselt, blieb der 23-jährige Stürmer in elf Spielen ohne Tor und stand in sechs der letzten sieben Partien erst gar nicht im Kader. Auch die Dienste von Reinthaler waren zuletzt nicht mehr gefragt. Nachdem er sich Ende November einen Sehnenanriss zugezogen hatte, fiel er bis Mitte März aus, schaffte es nach der Rückkehr ins Training, aber nicht mehr in den Kader. Mit dem Abgang endet für den Italiener nun eine dreijährige Zeit in Rostock mit insgesamt 41 Spielen.
Große Transfers wurden von Hansa derweil noch nicht getätigt, vielmehr soll die Ruhe von Trainer Jens Härtel nun die Kogge auch in der Zweiten Liga in der Bahn halten. Und auch seine Transfers. Denn er verpflichtete vor allem Mentalität. Sinnbildlich ist dafür Jan Löhmannsröben, der zwar vor allem durch seine markigen Sprüche neben dem Platz auffällt, aber auch auf dem Platz als absoluter Motor agierte. Auf eben diese Mentalität wird es auch in der Zweiten Liga ankommen.
FC Ingolstadt
Den Unterschied in der Relegation machte ein geschossenes Auswärtstor – doch die Feierstimmung wurde relativ schnell wieder leicht trüb. Denn Cheftrainer Tomas Oral und der FCI gehen getrennte Wege. Damit endet die dritte Amtszeit des 48-Jährigen in der Donaustadt, bereits 2011 bis 2013 und 2018 hatte der gebürtige Ochsenfurter das Kommando an der Seitenlinie. „Wir haben Geschichte geschrieben und einen riesen Spirit in den vergangenen knapp eineinhalb Jahren entwickelt", sagt Oral und erklärt seinen Abschied so: „Es hat mich auch viel Energie und Kraft gekostet, sodass meine Vorstellungen und Planungen für die Zukunft nun andere sind. Die Verantwortlichen haben ihre Vorstellungen, ich habe meine, und wer die besondere Beziehung zwischen mir und dem FCI kennt, weiß ganz genau: Wir können uns ehrlich ins Gesicht schauen und uns frühzeitig sagen, dass sich das nicht deckt." Laut Sportdirektor Michael Henke gehe man „zweifellos freundschaftlich auseinander", wenngleich man den Weg nicht zueinander gefunden habe. „Tomas hat wirklich hervorragende Arbeit auf und neben dem Platz geleistet und eine der besten Spielzeiten der Vereinsgeschichte hingelegt. Das verdient großen Respekt und Anerkennung." Auch Geschäftsführer Manuel Sternisa betonte: „Tomas ist hauptverantwortlich dafür, dass der Verein in einer existenziell schwierigen Zeit durch den Aufstieg der Profi-Mannschaft wieder festeren Boden unter den Füßen hat." Orals Nachfolger wurde intern gefunden. Der bisherige U19-Trainer Roberto Pätzold übernimmt. Von den 16 Spielern mit nominell auslaufenden Verträgen, bleiben zehn an Bord, da sich die Arbeitspapiere wegen des Aufstiegs verlängert haben. Dies betrifft neben Kapitän Stefan Kutschke und Vize-Kapitän Marcel Gaus das Sturmduo Caniggia Elva und Dennis Eckert-Ayensa. Zudem besitzt Mittelfeldspieler und Edelreservist Maximilian Beister weiter einen gültigen Vertrag wie auch Rico Preißinger. Beim Verein bleiben zudem Thomas Keller, Jonatan Kotzke, Nico Antonitsch und Peter Kurzweg. Somit sind aus dem Aufstiegskader noch Tobias Schröck, Robin Krauße, Gordon Büch, Patrick Sussek und Caiuby ohne Anschlussvertrag an der Donau. Man befinde sich „in laufenden Gesprächen", teilt der FCI mit.