Herrliche Strände, wilde Naturparks, schroffe Vulkane – Teneriffas Gesicht ist vielfältig. Seit Jahren wird auf der kanarischen Insel auch Nachhaltigkeit groß geschrieben. Jetzt gibt es Urlaub im Öko-Dorf.
Samstagmorgens um 9 Uhr hat man die Wege im Nationalpark El Teide fast für sich allein. Nur einige Wanderer sind unterwegs. Denn diese wollen sich das spektakuläre Bild des Teides am Morgen nicht entgehen lassen. Es ist ein ungewöhnlich klarer Tag. Das Licht, das sich auf den Felsen spiegelt, ist in eine magische Farbenwelt getaucht. Das Weiß der Wolken und das Blau des Himmels leuchten in der durch vulkanische Explosionen geprägten Landschaft intensiver. Aus der Vogelperspektive sieht man Lavabrocken, die an den Hängen festkleben. Sogar die vulkanischen Schichten der Gesteinsbrocken, Lava, darunter heller Basalt, dann wieder Lava, sind klarer zu erkennen. Aus geomorphologischer Sicht handelt es sich um ein Naturwunder.
Obwohl der Norden der Insel viele Wanderwege hat, in der sich im immergrünen, heimischen Wald die Kanareneidechse ab und zu zeigt, zieht es die meisten Urlauber in den Süden. Es ist fünf Grad wärmer an den dunkelsandigen Stränden mit dem glasklaren Wasser rund um die berühmte Playa de las Américas. Wissenschaftler kommen allerdings wegen der längeren Sonnenstunden und der klaren Luft. Nirgendwo soll es einen schöneren Blick zu den Sternen geben. Und kaum ein Platz auf den Kanarischen Inseln ist so gut geeignet, um den Geheimnissen der Sonne nachzuspüren. Die geringe Lichtbeeinflussung durch Städte ist der Grund, warum hier oben in 2.500 Meter Höhe die Sternwarte mit dem größten Sonnenteleskop „Gregor" im Jahr 2012 in Betrieb ging. Mit der neuen Optik des Teleskops könnten die Wissenschaftler Magnetfelder, Turbulenzen, Sonneneruptionen und Sonnenflecken detailliert untersuchen. „Erste Bilder, die im Juli 2020 aufgenommen wurden, zeigen erstaunliche Details der Sonnenfleckenentwicklung und komplizierter Strukturen im Solarplasma", können die Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Sonnenphysik aus Freiburg als einen weiteren Erfolg verbuchen.
Windräder an der Südostküste
Die windige Südostküste Teneriffas ist allerdings auch der perfekte Standort, um die natürliche Windgewalt einzufangen und in für Menschen nutzbare Energie umzuwandeln.
Schon von Weitem sieht man die riesigen Rotorblätter gigantisch in die Höhe ragen. Mitten in einer zerklüfteten Vulkanlandschaft zwischen Meer und Bergen in der Gemeinde Granadilla gibt es ein komplett CO2-emissionsfreies Dorf.
Es wurde durch die ökologischen Grundsätze des Iter Technology Parks Granadilla entwickelt. „Es hat sich gelohnt, auf erneuerbare Energien zu setzen", sagt der ehemalige Inselpräsident Ricardo Melchior, Mitinitiator des Projektes. Wissenschaftler vom spanischen Institut Iter und er forschen seit über 20 Jahren mitten in einem Hightech-Areal in der Gemeinde für die Zukunft Teneriffas. 25 unterschiedliche Appartementhäuser mit direktem Zugang zum Meer, alle Ergebnis eines weltweiten Architektenwettbewerbs können begutachtet und gemietet werden. Manche ragen nur kurz aus der Erdoberfläche, die Dächer sind mit Gras bewachsen. „Die Steine der Häuser und die Erde bieten einen guten Temperaturspeicher, der tagsüber kühlt und Wärme aufnimmt und sie nachts wieder abstrahlt. Eine gut geplante Durchlüftung sorgt für angenehmes Raumklima", erklärt Iter-Sprecherin Miren Iriarte. Andere Häuser stehen auf einem Hügel. Die Fensterfront muss so viel wie möglich Sonne, Wärme und Licht einfangen. Hier wird mehr auf Kühlung als auf Heizung geachtet. Ein kleiner Bach, der sich durch das Hausinnere schlängelt, sorgt für angenehme Luftfeuchtigkeit. Im 500 Quadratmeter großen Garten wächst vorzugsweise Endemisches. Essen und Trinken wird wöchentlich direkt vom Ökobauern, aber auch aus dem Supermarkt im nahen Ort geliefert.
Schutzgebiet für Wale
Das Dorf soll nicht nur als Vorzeigeprojekt dienen, sondern auch für Veranstaltungen und Incentives genutzt werden. Wer sich nur einen allgemeinen Überblick im Dorf verschaffen möchte, der hat die Gelegenheit zu einer Besichtigung im Iter, dem Institut der Zukunftstechnologie.
Und Abwechslung gibt es auch hier. Nur wenige Minuten zu Fuß, dann ist man am Sandstrand fast allein, wo der Wind ab und zu ein paar Spritzer Gischt ins Gesicht weht. Aufs Meer gucken wird nicht langweilig. Hat man nämlich den richtigen Zeitpunkt erwischt, kommen Delfine in die Nähe der Küste. Sie begleiten die Boote, zeigen den Beobachtern, was sie alles können. Sie schießen pfeilschnell durchs Wasser und können bis zu sieben Meter hoch springen.
Teneriffa gilt als einer der weltbesten Orte zum Whale Watching. Denn im Vergleich zu vielen anderen bekannten Gebieten, in denen Wale in freier Wildbahn beobachtet werden können, ist das auf Teneriffa ganzjährig möglich.
Wegen der nachhaltigen Beobachtung von Walen und Delfinen wurde der Meeresstreifen Teno-Rasca, der sich in Teneriffa und La Gomera befindet, als erstes Walschutzgebiet in Europa und als Drittes weltweit ausgezeichnet. Die Unternehmen, die Walbeobachtung durchführen, sind an eine Qualitätscharta gebunden. Diese verpflichten sich auf freiwilliger Basis dazu, eine qualitativ hochwertige touristische Dienstleistung anzubieten, den Tieren mit Respekt zu begegnen und die Auswirkungen, die diese Dienstleistung auf die Meeresumwelt haben kann, so gering wie möglich zu halten. Während einer Bootstour mit lokalen Führern, die ihr Revier genau kennen, ist die Chance am größten, Orcas oder Schwertwale in freier Wildbahn zu sehen. Kommt man mit dem Boot nicht zu dicht heran, dann zeigen sich die Wale anfangs nur als kleine Flecken, die schnell wieder verschwinden. Doch kurze Zeit darauf in ihrer vollen Pracht. Ein Fernglas sollte man dabei haben. Denn nur so sieht man die kräftigen Schwanzschläge, die diese Tiere vorwärtstreiben. Auf wilde Verfolgungsjagden wird verzichtet, auf streicheln und füttern ebenfalls.