Der Audi e-tron Sportback S-Line 55 quattro ist ein voll elektrisches SUV-Coupé mit einer Leistung von 408 PS. In nur 5,7 Sekunden katapultiert der Motor die rund 2,6 Tonnen Leergewicht auf Tempo 100 km/h. Ein Test aus der Sicht des Beifahrers.
Es ist das erste Mal, dass wir ein Elektroauto so lange fahren, dass wir es selbst aufladen müssen. Allein dieser Gedanke macht mich etwas nervös, denn ich habe schon viel über verschiedene Stecker und Ladestationen gehört. Schnell ist eine Ladestation gefunden, die eine hohe Ladeleistung hat. Die steuern wir an. Nun beginnt die Suche nach der richtigen Ladesäule. Zunächst sehe ich mir alle Stecker an und vergleiche sie mit den Steckdosen unseres Testwagens. So landen wir an einer Ladesäule mit 50 kw. Zum Glück kommen gleich nette Menschen, die unseren Audi e-tron Sportback faszinierend schön finden und etwas von Ladestationen für E-Autos verstehen. Sie erklären uns, dass wir an dieser Station vermutlich einige Stunden stehen würden. Ein paar Zapfsäulen weiter bekämen wir 250 kw Ladung, was den Vorgang erheblich beschleunige.
Also parken wir um und stehen prompt neben einem anderen Audi e-tron, der schon am Kabel hängt. Schnell entspinnt sich eine nette Fachsimpelei über die Autos und deren Vorteile. Der andere Fahrer fährt seinen e-tron bereits seit Oktober vergangenen Jahres und ist äußerst zufrieden. Da unser Testwagen sowohl auf der rechten als auch der linken Seite Ladesteckdosen hat, könnte man doch vielleicht sofort beide gleichzeitig benutzen, um das Laden zu beschleunigen, schießt es mir durch den Kopf. Aber das ist natürlich Blödsinn, denn damit würde man vermutlich eher einen echten Schaden produzieren. Damit niemand auf die Idee kommt, den spinnerten Gedanken tatsächlich in die Tat umzusetzen, ist die Klappe der zweiten Dose gesperrt, sobald ein Stecker anliegt.
Trotz seiner imposanten Länge kleiner Wendekreis
Der Audi e-tron ist riesig, vermag das aber gut zu verbergen. Erst beim Einparken fällt seine tatsächliche Größe auf, denn bei unserem Test haben wir keinen Parkplatz gefunden, auf dem das Fahrzeug nicht ein Stück über die Länge des Stellplatzes hinausgeragt hätte. Trotzdem hat der Audi allerdings einen winzigen Wendekreis, der sich anfühlt, als habe er eine Allradlenkung. Seine Länge kommt aber in jedem Fall den Insassen zugute. Wir sitzen auf bequemen Sesseln, die wir vielfältig elektrisch anpassen können. Sogar die Oberschenkelauflage können wir verlängern, allerdings manuell. Das ist wirklich angenehm, wenn man längere Beine hat. Sogar die Neigung der Sitzfläche kann ich meinen Wünschen und Bedürfnissen anpassen. Platz ist somit auch für große Menschen reichlich vorhanden, sowohl in der Längsrichtung, als in der Breite. Ein Merkmal, das ich sehr schätze, denn ich mag es gar nicht, wenn es während der Fahrt zwischen Fahrer und Beifahrer „kuschelig" wird.
Audi ist bekannt für eine sachliche, nüchterne Innenausstattung. Das passt perfekt zum futuristischen Erscheinungsbild der Armaturen. In der Mittelkonsole befinden sich zwei große Displays. Das obere dient Funktionen wie Radio, Navigation, Telefon. Das untere Display ist auch für mich als Beifahrer interessant, denn hier kann ich viele Dinge einstellen. Etwa mein individuelles Raumklima, meine Sitzheizung, die Richtung des Luftstroms, sodass ich einen kühlen Kopf behalte, ohne kalte Füße zu bekommen, oder umgekehrt. Wenn mir danach ist, kann ich sogar über den Ionisator einen Raumduft versprühen lassen. Den Designern ist es gelungen, ein modernes, aber ausgesprochen behagliches Ambiente zu schaffen. Jeglicher Schnörkel fehlt, aber die Insassen finden eine angenehme Untergliederung der Armaturen.
Geräuschpegel gut abgeschirmt
Zunächst war meine Fahrerin nicht wirklich davon angetan, dass sie kaum noch Schalter zur Bedienung im Audi fand. Ein Vorbehalt, den sie jedoch schnell ablegen konnte, denn sie kam problemlos mit den fast vollständig über Touch-Elemente zu bedienenden Funktionalitäten zurecht. Wartezeiten auf Parkplätzen macht dieser Audi zum wahren Genuss. Während ich es mir auf meinem Sessel bequem mache, drehe ich die Stereoanlage von Bang und Olufsen richtig laut auf und genieße Songs von Adele oder Ed Sheeran mit glasklarem Klang. Wo und wann kann ich das besser, als auf einem Parkplatz, ganz alleine, ohne dass ich jemanden mit der schieren Lautstärke stören würde? Selbst Außenstehende stört mein Konzertgenuss nicht, denn die Verglasung unseres Testwagens ist eine Lärmschutzverglasung. Eigentlich ist sie dazu gedacht, den Geräuschpegel, der von außen in den Fahrgastraum dringt, zu reduzieren. Aber auch in umgekehrter Richtung funktioniert das ganz ausgezeichnet.
Neben einem großen Handschuhfach bietet der e-tron Sportback auch umfangreiche Ablagemöglichkeiten in der Mittelkonsole. So befindet sich unter der Armlehne ein Fach, in dem auch größere Gegenstände wie Taschenbücher oder kleine Handtaschen Platz finden. Davor ist eine Ablage, die auch als Getränkehalter dienen kann. Seitlich davon finden wir einen Clip, um ein Mobiltelefon hinein zu schieben. Dort lädt der Akku des Telefons per Induktion, also kabellos, auf, sofern das Telefon dafür technisch vorgesehen ist. Möchten die Fahrgäste dieses Angebot nicht nutzen, können sie einfach ein Lamellenrollo darüber schieben. Das sieht netter aus und bietet zusätzlich eine zweite Ablageebene.
Ein verspieltes, aber nettes Detail ist die Beleuchtung der Spiegel in den Sonnenblenden. Die Beleuchtung schaltet sich nämlich in Abhängigkeit vom Neigungswinkel der Sonnenblende ein oder aus, sofern die Abdeckung des Spiegels geöffnet ist.
Auch auf den hinteren Plätzen, auf denen drei Personen Platz finden, lässt es sich bequem reisen. Die Fahrgäste auf den äußeren Sitzen können sich, wie die vorderen Passagiere, ihr ganz individuelles Raumklima einstellen. Lediglich die Person in der Mitte der Rückbank muss dann mit einer kalten und einer warmen Körperhälfte rechnen, wenn deren Mitfahrer sich in Sachen Raumklima nicht einigen können. Ein Umstand, mit dem man gut leben kann, denn in den meisten Fällen dürfte dieser Wagen für maximal vier Personen zum Einsatz kommen.
Automatischer Türzuzug
Knallende Autotüren sind bei diesem Audi kein Thema mehr, denn alle Türen haben eine Schließfunktion, die die Türen automatisch zuzieht, wenn sie nah genug an der Karosserie sind. Eine sehr angenehme Funktion, die wir schnell zu schätzen lernen.
Der Kofferraum profitiert ebenfalls von der Länge des Autos, er ist geradezu riesig. Hier lassen sich problemlos alle Einkäufe verstauen, ohne großartig nachdenken zu müssen, wie man sie anordnet, damit die Heckklappe noch schließt, oder ob man nicht doch noch etwas auf den Rücksitzen verstauen muss. Auch hier ist Komfort Trumpf, denn auch die Heckklappe lässt sich elektrisch bedienen. Ein Merkmal, das wir künftig nicht mehr missen möchten. Eine Steigerung dieses Luxus findet sich in der Gestensteuerung der Kofferraumklappe. Ist der Wagen geöffnet oder der Schlüssel in der Nähe, muss man nur einen Fuß unter dem Heck des Audi schwingen und die Klappe öffnet sich von selbst – meistens zumindest. Nicht immer haben wir in unserem Test den richtigen Schwung gefunden. Prinzipiell ist es aber eine echte Hilfe, wenn man keine Hand frei hat, um den Schlüssel oder den Griff zum Öffnen zu bedienen.
Auch äußere Werte hat unser Audi zu bieten. Er fällt auf, positiv. Die Ingenieure bei Audi haben dem e-tron Geräuschgeneratoren spendiert, die beim Rückwärtsfahren Geräusche machen, wie man sie vom Raumschiff Enterprise kennt. Im normalen Fahrbetrieb hat man den Eindruck, neben einer Magnetschwebebahn zu stehen. Mit dieser hat unser Testwagen auch seine enorme Beschleunigung gemein. In gerade einmal 5,7 Sekunden beschleunigt er seine mehr als zweieinhalb Tonnen auf Tempo 100 km/h. Er erreicht das bei 664 Nm – ein Wert, der mit den meisten Sportwagen konkurrieren kann und jeden Überholvorgang zur Selbstverständlichkeit macht. Der permanente Allradantrieb sorgt zusätzlich für beste Spurtreue.
Uns hat der Audi e-tron Sportback S-Line 55 quattro ausgesprochen gut gefallen. Läge er in unserer Preisklasse, wäre er durchaus eine Überlegung wert.