Wer im Internet nach dem Namen Jonathan Zelter sucht, wird nicht viel über ihn erfahren. Der Sänger scheint sich auf seine Musik zu konzentrieren. Trotzdem thematisiert er auf seinem neuen Album „2030" viele Themen, die Jugendliche, aber auch junge Erwachsene und Weltverbesserer bewegen. Eine Perle auf der CD ist der Eröffnungssong, die Single „2030". Der Song nistet sich durch seinen eingängigen, mitreißenden Sound sofort im Gehörgang ein. Da kann es doch nicht schaden, wenn auch der Songtext Sinn macht: „2030" ist ein Lied gegen Intoleranz gegenüber Minderheiten. „2030… könnte doch sein" lautet die Message, in dem der Musiker eine Utopie entwirft, in der alle diese Dinge verschwunden sind und sein imaginäres Kind in einer durch und durch guten Welten aufwachsen könnte – zumindest theoretisch gesehen…
Doch diese Vorstellung bleibt vorerst eine Utopie. Das wissen auch Künstler – und gehen dennoch dagegen vor: In „Anna" besingt Jonathan Zelter die Beziehung zwischen zwei Scheidungskindern, die unterschiedlich mit der Trennung ihrer Eltern umgehen. „Normal" schildert das verzweifelte Bestreben von Perfektionisten, immer der Norm zu entsprechen und sich selbst darüber zu vergessen.
Mitreißend ist auch der Titel „Panikorchester", der wie das Kinderhörspiel „Peter und der Wolf" die Gefühle eines panischen Menschen mit Musikinstrumenten beschreibt. Während das lyrische Ich sich auf die Außenwelt konzentriert und nur jedes störende Geräusch wahrnimmt, begreift er, dass die schrägen Töne in seinem Gefühlschaos begründet liegen. Den Rahmen bildet der Abschlusstitel „Frieden in mir". Der Song handelt von einem homosexuellen Mann, der erst nach seinem Coming-out in der Lage ist, mit sich selbst im Einklang zu leben.
Musikalisch gesehen handelt es sich um hörenswert arrangierte Songs, die durch die charismatische Stimme von Zelter noch an Substanz gewinnen. Lediglich ab und zu hört man die unterschwellige Nervosität des Sängers, der mit „2030" jedoch ein unterhaltsames, engagiertes und sympathisches Album veröffentlicht hat.