Spannender Kalter-Krieg-Thriller nach einer wahren Begebenheit mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle: Ein britischer und ein russischer Spion entschärfen die Kuba-Krise und verhindern so einen Atomkrieg. „Der Spion" läuft jetzt im Kino.
Der Brite Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) ist ein unscheinbarer Geschäftsmann aus London mit guten beruflichen Kontakten nach Russland. Er raucht viel, isst gern und trinkt auch mal einen über den Durst. Durch seine häufigen Geschäftsreisen nach Moskau gerät er ins Visier des britischen Geheimdienstes MI6 und der CIA. Behutsam – um ihn nicht zu verschrecken – soll Wynne als Spion rekrutiert werden. Mit Charme und sanfter Überzeugungskraft gelingt es der CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) tatsächlich, Wynne dazu zu bringen, mit dem sowjetischen Offizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) Kontakt aufzunehmen. Penkowski ist zwar überzeugter Patriot, aber auch sehr besorgt, dass die erratischen Ausfälle und Drohungen von Kreml-Chef Nikita Chruschtschow (Vladimir Chuprikov) zu einer nuklearen Konfrontation zwischen der Sowjetunion und den USA führen könnten.
Nukleare Konfrontation verhindern
Die will Penkowski unter allen Umständen verhindern – deshalb versorgt er den Westen mit brisanten Informationen. Und Wynne lässt sich nach anfänglichem Zögern auch auf das lebensgefährliche Spiel der Spione ein. Trotz aller Vorurteile und Ressentiments entsteht zwischen diesen beiden so ungleichen Männern im Laufe der Zeit sogar eine echte Freundschaft – die allerdings auf eine harte Probe gestellt wird: Im November 1962 wird Wynne auf einer Geschäftsreise nach Budapest festgenommen, in die Sowjetunion deportiert und wegen Spionage zu acht Jahren Haft in einem Moskauer Gefängnis verurteilt. Werden die KGB-Schergen ihn brechen können? Wird Wynne seinen Komplizen Penkowski verraten? Und wird er sein geliebtes England jemals wieder sehen?
„Die Transformation des naiven Geschäftsmanns Wynne zu einem hocheffizienten Profi-Spion war für mich die größte Herausforderung", meint Benedict Cumberbatch. Mit meiner Performance wollte ich dem echten Greville Wynne unbedingt gerecht werden. Für mich gehört er – vor allem durch seine Selbstlosigkeit, ja Opferbereitschaft – zu den großen Helden des Kalten Krieges." Für diese Rolle nahm Cumberbatch über zwölf Kilo ab, um in den Folterszenen im sowjetischen Gefängnis so authentisch wie möglich zu wirken. „Diese radikale Gewichtsabnahme hat mich ziemlich mitgenommen. Dadurch war ich während der Dreharbeiten sehr verletzbar und dünnhäutig", meint Cumberbatch rückblickend. „Da ich mich in so anspruchsvolle Rollen aber immer mit Haut und Haar hineinstürze, war das völlig in Ordnung." Der britische Charakterdarsteller hat anscheinend eine große Vorliebe für die Darstellung von Personen der Zeitgeschichte, etwa als Julian Assange in „Inside Wikileaks", als genialer Mathematiker Alan Turing in „The Imitation Game" oder Thomas Alva Edison in „Edison – Ein Leben voller Licht".
Freundschaft veränderte Lauf der Geschichte
Es ist vor allem die nuancierte Schauspielkunst von Benedict Cumberbatch, die einen als Zuschauer in „Der Spion" (Regie: Dominic Cooke) hineinzieht und dem Film die nötige Tiefe verleiht. Und obwohl er in der Tradition britischer Spionage-Thriller steht, ist er meilenweit vom frivolen Eskapismus der „Bond"-Movies entfernt. „Der Spion" erinnert durch seine humanistische Tönung und die sorgfältige psychologische Zeichnung der handelnden Figuren eher an die Geschichten um John le Carrés Meisterspion George Smiley oder an Steven Spielbergs „Bridge of Spies". Wer sich dieses spannende Spionage-Drama um den „Zivilisten, der aus der Kälte kam" im Kino anschaut, wird sicher nicht enttäuscht werden. Immerhin wurde durch die besondere Freundschaft dieser beiden Männer der Lauf der Geschichte verändert – zum Guten.