Düstere Atmosphäre und überraschende Wendungen: Steven Soderberghs neuer Film „No Sudden Move" läuft jetzt im Kino.
Wenn sich ein Angebot zu gut anhört, dann stimmt damit etwas nicht: Wenn Curt Goynes (Don Cheadle, großes Bild) auf diese alte Weisheit gehört hätte, wäre ihm einiges erspart geblieben. Doch Curt sagt zu, als ihm ein Mittelsmann 5.000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit anbietet: Er soll in der Zeit auf eine Familie aufpassen. Klar, dass sich hinter dem Angebot kein normaler Babysitting-Job verbirgt, und dass es bei dem Auftrag um noch deutlich höhere Summen geht, verbunden mit einem großen Risiko. Wie groß das wirklich ist, ahnt Curt zu Beginn jedoch noch nicht.
„No Sudden Move" spielt im Detroit des Jahrs 1954. Die Stadt ist Zentrum der US-amerikanischen Autoindustrie. Und Curt ist ein Kleinkrimineller, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden ist – und Geld braucht, um sich einen Traum zu erfüllen. So kommt es, dass Curt gemeinsam mit zwei Gangstern, die er bis dahin nicht gekannt hat, zusammenarbeitet: Ronald Russo (Benicio del Toro), der immer seinen Flachmann dabei hat, und Charley Barnes (Kieran Culkin), der recht impulsiv ist. Gemeinsam sollen die drei die Familie von Matt Wertz (David Harbour) überfallen, einem Angestellten von General Motors. Curt und Ronald geben auf Matts Ehefrau und die zwei Kinder acht, während Charley mit Matt zur Firma fährt. Dort soll Matt eine Akte aus dem Safe seines Chefs stehlen. Mit dessen Sekretärin hat Matt ein Verhältnis – und die hat die Kombination zum Tresor.
Ein simpler Plan, der gehörig aus dem Ruder läuft
Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Die richtige Akte ist nicht im Safe, und Charley kehrt mit dem Auftrag zurück, alle im Haus der Familie zu töten. Bevor er das umsetzen kann, erschießt ihn zwar Ronald und rettet so die Familie. Doch für Curt und Ronald hat das große Schlamassel gerade erst begonnen. Ganz offensichtlich sind die Kleinkriminellen nur Handlanger in einem Spiel, in dem ganz andere die Fäden ziehen.
Klar, das Regisseur Steven Soderbergh, der Filme wie „Sex, Lügen und Video" (1989), „Traffic – Macht des Kartells" und „Ocean’s Eleven" (2001) gedreht hat, keinen einfachen Kriminalfilm auf die Leinwand gebracht hat. Soderbergh – der unter Pseudonym auch Kamera und Schnitt übernommen hat – ist mit „No Sudden Move" ein atmosphärisch dichter Film gelungen, der in Teilen an den klassischen Film Noir erinnert. Eine ganze Reihe von Menschen agieren zunächst unabhängig voneinander. Doch im Laufe des Films wird klar, dass all diese Handlungen miteinander verbunden sind. Wer dabei auf welcher Seite steht, bleibt lange unklar. Das Drehbuch zu dem Film hat Ed Solomon geschrieben, der unter anderem auch die Drehbücher für „Men in Black" (1997) und „Die Unfassbaren – Now You See Me" (2013) geschrieben hat. Er hat – genau wie Soderbergh – ganz offensichtlich eine Vorliebe für komplizierte Plots und überraschende Wendungen. Optisch überzeugt der Film durch eine eher düstere Atmosphäre, die erahnen lässt, dass das, was gerade passiert, nicht gut ausgehen kann. Soderbergh arbeitet mit harten Kontrasten und verwendet mitunter ein so starkes Weitwinkel-Objektiv, das das Bild am Rand grotesk verzerrt wirkt.
Alle Handlungen sind miteinander verbunden
„No Sudden Move" ist auch in Nebenrollen hochkarätig besetzt. Ray Liotta etwa hat den Part des lokalen Mafia-Bosses Frank Capelli übernommen. Und im letzten Teil des Films taucht noch ein sehr bekannter Schauspieler auf, der in den Ankündigungen zum Film bislang überhaupt nicht genannt wurde. Wer genau, wird auch hier noch nicht verraten.
Je weiter die Handlung des Films voranschreitet, umso klarer wird, dass Curt und Ronald in eine richtig große Sache hineingezogen worden sind. Ihre einzige Chance, aus der Angelegenheit heil herauszukommen, scheint zu sein, die Akte aufzuspüren, hinter der alle her sind. Und herauszufinden, wer ihr wirklicher Auftraggeber ist. Zunächst ist es die Sorge um die eigene Existenz, die die beiden antreibt. Doch dazu kommt immer stärker die Gier nach Geld – eine gefährliche Mischung.