Bedrohend schreitend wagt sich das Klavier aus dem Dunkel. Doch kurz darauf klart es merklich auf, der Rest der musikalischen Wegbegleiter steigt ein – und die „Underground Swingtapes" können beginnen. Das Debüt der Formation Gramophoniacs kann sich hören lassen.
Auf 73 Minuten hat das je nach Konzertgröße Quintett oder Septett 20 ziemlich großartig arrangierte Swingstücke gepackt. Darunter sind das eingangs beschriebene „Ev‘rybody Wants to Be a Cat" aus dem Disney-Streifen „Aristocats" oder auch „Minnie the Moocher", das unter anderem aus dem Film „Blues Brothers" bekannt ist.
Auch bei weniger oft interpretierten Songs weiß die Band aus Saarbrücken und Mannheim zu überzeugen. Ganz getragen und reduziert kommt „It Could Have Been (Very Very Beautiful)" daher – es ist eine Hommage an Kater Miles, den „Original Gramophonicat", dem Haustier eines der Bandmitglieder. Miles diente als Vorlage für das Maskottchen der Band, erlebte jedoch den Release nicht mehr.
Wo sich das traurige Intermezzo in scheinbar vor Schmerz schreiende Höhen treibt, kommt „The Big Apple Routine" heiter-beschwingt daher und lädt zum Mittanzen ein. „Room 43" klingt dreckig wie aus dem Vorspann eines Edgar-Wallace-Films. Zum Medium Film kommt das Ensemble auch mit „Cantina Band" zurück – jenem legendären Ragtime-Stück von Mastermind John Williams, das im allerersten „Star Wars"-Film zu hören ist.
Dabei klingt das 73 Minuten umfassende Album „Underground Swingtapes" durchweg homogen, organisch und aus einem Guss. Die Aufnahmetechnik macht sich hier deutlich bezahlt: Die Musiker stellten ein einziges Mikrofon in der Mitte ihres Aufnahmeraumes auf – coronabedingt das Arbeitszimmer eines der Mitglieder – und positionierten sich so, wie es am besten klang. Das ergibt ein Live-Feeling, das mitreißt und aufhorchen lässt.
Die sieben Musiker, die bereits seit vielen Jahren zusammen spielen, liefern mit „Underground Swingtapes" ein gelungenes Debüt ab, das eine spannende Bandbreite der Swingmusik abbildet.