Erstmals findet in Saarbrücken das transdisziplinäre Experimance Festival statt. Ausstellungen, Performances und Konzerte sind vom 15. bis zum 18. Juli an vier Standorten zu erleben. Mitorganisatorin Kathrin Lambert vom Verein Prospektiv weiß mehr.
frau Lambert, Sie sind in mehreren künstlerischen Bereichen tätig: darstellende Künstlerin, Mediengestalterin und DJane. Wann kamen sie erstmals mit Kunst in Kontakt beziehungsweise was prägte Sie in frühen Jahren?
So richtig in Kontakt mit Kunst kam ich eigentlich erst relativ spät über Freunde in meiner Jugend. Ich hatte zwar schon immer Interesse an kreativen Prozessen, Gestaltung und Musik, aber ich komme aus einem nicht sehr bildungsnahen Haushalt, somit haben Kunst und Kultur in meiner Kindheit beispielsweise keine Rolle gespielt.
Beeinflussen sich in Ihrem Falle die verschiedenen Kunstformen gegenseitig?
Natürlich, das eine bedingt auch ein Stück weit das andere. Ebenso bin ich auch immer dieselbe Person. Meine Grundeinstellung, Werte und Kenntnisse ändern sich ja nicht, nur weil ich mich in einem anderen Bereich bewege.
Welche Idee steckt hinter dem Experimance Festival, dessen Name sich aus den Wörtern Experience, Experimental und Performance zusammensetzt?
Diese drei Wörter stehen mitunter für den Inhalt der Veranstaltung. Wir wollen die Leute aus ihrem Alltag holen und auf eine kurze Reise mitnehmen. Die Kunst und kulturelle Angebote auch jenseits eines Museums oder einer Galerie zu entdecken, ist insbesondere für Menschen außerhalb der Kunstszene eine tolle Erfahrung, weil es einen vereinfachten Zugang bietet. Unsere Idee ist es, durch das Verknüpfen unterschiedlicher kultureller Bereiche wie der Club-, Sub- und Hochkultur ein breites Spektrum an Menschen anzulocken und diesen mit unserem Wirken neue Zugänge zu Kunst und Kultur zu ermöglichen.
Können Sie einen Abriss über die Geschichte des noch jungen Festivals geben?
Tatsächlich findet das Festival in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Jedoch gibt es die Experimance als kleinere Veranstaltung seit 2016. Begonnen hat alles im Club Mauerpfeiffer, ein Gastspiel gab es auch auf dem Theaterschiff. Im letzten Jahr traf ich die Entscheidung zur Expansion. Schnell wurde auch klar, dass wir für dieses Vorhaben ganz andere Kapazitäten benötigen. So kamen die Kooperationen mit den diesjährigen Festival-Locations zustande.
Organisator des Festivals ist der Verein Prospektiv. Wie und wann wurde der Verein gegründet und welchen Zweck verfolgt er?
Der Verein wurde vor einem Jahr im Garten unseres Ateliers gegründet. Er ist aus einem Freundeskreis und Interessenverband heraus entstanden. Die Mitglieder sind überwiegend in den Bereichen Kunst, Kultur, Veranstaltung und Musik zu Hause. Wir versuchen, durch Nutzungskonzepte und Veranstaltungen den Zugang zu Kunst und Kultur zu erleichtern und Künstlern und anderen Kulturschaffenden eine Plattform zu bieten. Darüber hinaus engagiert der Verein sich auch in soziokulturellen Projekten.
In diesem Jahr gibt es mit Garelly-Haus, Automat Artspace, Sektor Heimat und Silodom vier Locations. Ist es von Vorteil, in Zeiten von möglichen Beschränkungen durch Corona, das Festival zu entzerren?
Tatsächlich spielte Corona dabei keine Rolle, weil ja jeden Tag das Hauptaugenmerk auf einer Location liegt und uns klar war, dass wir mit dem Festival in größere Locations wechseln müssen. Unsere Vision ist es, einen Teil der Bandbreite zu zeigen, die Saarbrücken zu bieten hat und auch die unterschiedlichen Formate wie Ausstellung, Konzerte, Performances, DJ- und Live-Sets in einem Event zu vereinen.
Zuletzt hat der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans weitere Lockerungen in Aussicht gestellt. Sind Sie optimistisch, dass das Experimance Festival ohne größere Einschränkungen stattfinden kann? Sicherlich wurde im Hintergrund auch an Alternativplänen gearbeitet.
Das Festival in dieser Form ist unser Alternativplan. Ursprünglich war es über fünf Tage mit zwei Konzerttagen und Ticketvorverkauf geplant, was uns aber wegen der unsicheren Lage zu unflexibel war. Aktuell sind wir sehr optimistisch, was die Durchführung betrifft. Dies können wir aber nur behaupten, da wir fast vollständig öffentlich und privat finanziert werden. Wäre die Veranstaltung größtenteils von Eintrittsgeldern et cetera abhängig, wäre eine Durchführung dieses Jahr auf keinen Fall möglich.
Abgesehen von der Ungewissheit aufgrund aktueller Pandemieentwicklungen: Wie schwierig gestaltete es sich in diesem Jahr, das Festivalprogramm zusammenzustellen? Oder sind die Künstlerinnen und Künstler so hungrig, dass Sie sich vor Nachfragen nicht retten konnten?
Das Problem liegt hierbei eher in der Finanzierbarkeit. Das Saarland hat leider kein unbegrenztes Kontingent an Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen der Klangkunst, experimentellen Musik und Performance. Aus diesem Grund haben wir viele Gäste von außerhalb eingeladen, was natürlich ganz andere Kosten erzeugte.
Auf welche Künstlerinnen und Künstler freuen Sie sich persönlich am meisten?
Kunst und Kunst sind meistens schwer zu vergleichen, erst Recht wenn das Angebot so divers ist wie auf dem Experimance Festival. Es erwarten uns über alle vier Tage viele sehr unterschiedliche und hochwertige Arbeiten von großartigen Künstlern. Ich freue mich auf alle Arbeiten, auf die tollen Kulissen unserer Locations und vor allem auf die Wirkung der Arbeiten auf unsere Gäste.