„Leo’s Grill & Bar" in Elversberg steht dafür, einer der besten Grills des Landes zu sein. Ganz nach dem Motto „Das Bessere ist der Feind des Guten" wurde der Lockdown genutzt, um Interieur und Karte zu überarbeiten. Das Ergebnis überzeugt gleichermaßen.
Ich fahre heute nach Elversberg, gegenüber dem Fußballstadion der Sportvereinigung befindet sich „Leo’s Grill & Bar". Geschäftsführer Benedikt Dorscheid präsentiert mir das neue Haus, denn hier hat sich während des letzten Lockdowns einiges verändert. Nicht nur baulich, auch in der Konzeption. „Wir haben uns in vielen Dingen verbessert", betont Dorscheid. „Wir sind jetzt jünger, wir sind hipper, frischer, wir sind jetzt mehr sexy!" Hört, hört.
Umgebaut haben sie mit modernen Materialien. Materialien, die unserer Zeit entsprechen. Es geht ums Wohlfühlen. Für diese Art von Atmosphäre stand das „Leo’s" bereits zuvor, aber jetzt haben sie noch einen draufgesetzt. Es soll hier jetzt für jedermann ein harmonisches Erlebnis werden. Auch die Laufwege wurden optimiert, um dem Service das Leben einfacher zu machen. Die Betreiber haben einen besonderen Materialmix eingekauft, um damit in den drei Räumen des Restaurants rechter Hand, aber auch in der Bar linker Hand neue Themenwelten zu schaffen. So kann der Gast sich für seinen Lieblingsbereich entscheiden. Die einen mögen vielleicht eher den Teil mit den Marmortischen, andere den mit den Spiegeln.
Vor der Küche sieht es so aus wie in einem klassischen New Yorker Steakhouse. In der Mitte geht es um Lifestyle – modern, architektonisch, femininer als vorher. Der vordere Teil hingegen, das sieht man schon an den Tapeten, erinnert mich eher an Südamerika oder Afrika. Auch die Bar wurde renoviert, Großstadt-Feeling war die Vorgabe. Hat geklappt. Auch Benedikt Dorscheid ist zufrieden mit dem Umbau: „Der Laden könnte auch irgendwo in Berlin, München, Hamburg oder Köln sein. Er ist schon außergewöhnlich!" Stimmt, mit dem Umbau haben sie sich richtig Mühe gegeben, gefällt mir gut. Es gibt viel zu entdecken und zu sehen. Je länger man sich umschaut, umso mehr neue Details entdeckt man. Langweilig ist wahrlich anders.
Doch nicht nur optisch hat sich einiges getan, auch die alte Konzeption wurde überarbeitet. Das „Leo’s" hatte das Image, einer der besten Grills im Lande zu sein. Entsprechend interessierten sich naturgemäß weit mehr Männer für diese Bar als Frauen. Wer so oft mit unterschiedlichen Menschen essen war, wie ich in den vergangenen 30 Jahren, der weiß, dass Frauen meist anders bestellen als Männer. Darauf haben sich viele Restaurants in den vergangenen Jahren eingestellt und ihre Karten entsprechend angepasst. Wer längerfristig erfolgreich sein und sein Kundenspektrum erweitern möchte, muss sich eben manchmal verändern. Sonst wird das nix!
Yellowfin-Thunfisch in Sashimi-Qualität
Entsprechend hat sich auch „Leo’s Grill & Bar" kulinarisch breiter aufgestellt. Man kann ja schließlich das eine tun, ohne das andere zu lassen. Entsprechend lässt sich auf der Speisekarte so einges an Neuem entdecken. Die Speisekarten selbst sind aus gegerbtem Leder, mit Messingschrauben zusammengehalten. Die Seiten sind aus einem Strukturpapier, auf manchen Seiten erkennt man die verschiedenen Tapeten der Räume wieder. Bei den Grillgerichten, die natürlich auch weiterhin vielfältig vorhanden sind, ist jeweils das Land abgebildet, aus dem das Fleisch kommt – von den USA, über Argentinien bis Japan. Die Speisekarte ist breiter aufgestellt, wenngleich die Gerichte meist durchaus höherpreisig angesiedelt sind. Andererseits hat Qualität eben natürlich auch ihren Preis. Aber auch für Preisbewusste gibt es durchaus Angebote. Auch mit einem geringeren Budget kann man sich in „Leo’s Grill & Bar" einen tollen Abend machen.
Auf der Karte finde ich auch einen Blumenkohl, im Ganzen gegart, mit Tahina, Pesto, roten Zwiebeln, Koriander, Bahara. Den bestelle ich, von der Aromatik, von der Konsistenz und vom Geschmack genau mein Ding. Das Ganze schmeckt mir wirklich hervorragend. Auch bei den Vorspeisen hat sich einiges getan, die gab es so früher hier nicht. Ich finde einen jungen Kopfsalat mit frischer Vinaigrette, Schnittlauch, gehacktem Ei, knusprigen Croûtons und auch Fisch. Yellowfin-Thunfisch-Tortillas in Sashimi-Qualität, Sriracha-Crème sowie Koriander. Aber auch Tartar vom Yellowfin-Thunfisch, cremige Avocados, Sakura-Kresse und Crème fraîche. Wäre meine Frau dabei, sie würde dies vermutlich sofort bestellen. Ich entscheide mich aber für Crispy Spicy Rindertartar mit Schalotten, Kapern, Sardellenfilets, Knusperchips – und einem Hauch Chili. Hervorragend, da kommt wirklich Freude auf.
Und heute ist es, wie ich es von italienischen Freunden kenne. Bevor es zu Fisch oder Fleisch geht, gibt es Spaghetti. Aber nicht irgendwelche. Auch hier haben sie sich in „Leo’s Grill & Bar" viele Gedanken um die richtige Qualität gemacht. Die Spaghetti sind hausgemacht, aus italienischem Semolina-Grieß, und auf dem Beistelltisch steht ein großer Parmesanlaib. Dieser wurde in Handarbeit aus der herausragenden Milch autochthoner roter Kühe aus der Emilia Romagna hergestellt. Darin werden die Nudeln gewendet. Dazu gibt es eine Trüffelrahmsauce und frisch gehobelte Sommertrüffel aus Umbrien. Absolut gelungen!
Enge Zusammenarbeit mit Schwamm
Statt eines Desserts gönne ich mir heute einmal einen zweiten Hauptgang. Obwohl in vielen Restaurants der Trend mittlerweile eher gegen Schweinefleisch geht, haben die Betreiber hier sich dazu entschlossen, Schwein ganz bewusst auf die Karte zu nehmen. Genauer gesagt Schweinefleisch aus Italien. Die Tiere leben draußen in der Natur und werden artgerecht gehalten. Durch die langsame Aufzucht ist das Fleisch fest und sehr aromatisch mit einer rosigen Fettschicht. Das ist besonders wichtig, denn Fett bedeutet Geschmack. Also bestellte ich mir Gran Parino Filetto di Porco Reale – das zarteste Stück vom besten italienischen Schwein – mit Gemüse, Kartoffeln, Aji Verde und fruchtiger Chilisauce. Aber hallo – ein echter Genuss.
Dorscheid erzählt, dass man mit der Metzgerei Schwamm in Saarbrücken einen tollen Partner gefunden habe. Die Zusammenarbeit sei sehr intensiv, man beziehe das gesamte Fleisch aus Saarbrücken. Er habe dort eine große Auswahl an bester Qualität. Dienstags sucht Dorscheid seine Ware selbst aus, die er dann genauso zugeschnitten bekommt, wie er es mag, und donnerstags kann er alles abholen. Reifen dürfen besondere Fleischteile aber auch weiterhin im hauseigenen Reifeschrank.
Auch die Getränkekarte ist sehr vielseitig. Ich finde alleine zwei Seiten mit Aperitifs und Cocktails. Die Weinkarte bietet ebenfalls eine große Auswahl für jedermann. Das Glas gibt es ab 5,50 Euro bis zum Spitzengewächs aus Bordeaux, einen Léoville-Barton 2009, die Doppelmagnum für schlappe 1.200 Euro. Ich gestehe: einer meiner absoluten Lieblingsweine seit 35 Jahren. Doch es ist völlig gleich, welchen Wein man hier bestellt: Qualität wird großgeschrieben. Man merkt, dass die Karte mit großem Wissen zusammengestellt wurde. Sie ist wirklich eine ganz besondere, egal ob Kreszenzen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Es lohnt sich, im Vorfeld eines Besuchs die Karte auf der Homepage schon einmal zu studieren. Vielleicht fällt dann die Entscheidung vor Ort leichter.