Hinter dem 1. FC Saarbrücken liegen ereignisreiche Tage. Zumindest das Resultat stimmte beim Auswärtssieg zum Auftakt beim TSV Havelse. Nun wartet der VfL Osnabrück.
Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Das gilt im Positiven leider ebenso wie im Negativen. Drei Tage vor dem ersten Saisonspiel des 1. FC Saarbrücken beim TSV Havelse verletzte sich Innenverteidiger Boné Uaferro schwer. Ohne Fremdeinwirkung riss er sich während einer Trainingseinheit die Achillessehne, muss operiert werden und wird wohl neun Monate ausfallen.
Ausgerechnet Uaferro, der wie schon im Vorjahr stärkster Defensiv-Akteur der Vorbereitung war und sich damals eine Woche vor dem Start verletzte. Nach einer Meniskusoperation quälte sich der 29-Jährige durch die Saison, spielte nicht immer gut. Dennoch wurde sein Vertrag vom neuen Trainer Uwe Koschinat verlängert. Man kennt und schätzt sich aus gemeinsamen Kölner Zeiten. „Es ist menschlich ein Drama. Und sportlich ist es ein echter Rückschlag. Er ist ein wichtiger Spieler, nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine", sagte der Coach, der die Trainingseinheit abbrach und die Spieler, von denen einige mit den Tränen kämpften, nach Hause schickte. „Am Ende des Tages sind wir Profis. Es gehört zum Berufsrisiko dazu, dass solche Unfälle passieren können. Das habe ich der Mannschaft auch so gesagt, aber es ist völlig klar, dass wir als Gruppe jetzt auch für Boné da sein müssen", sagte Koschinat. Das Trikot mit der Nummer 14 hing beim Auftaktspiel in Hannover gegen den TSV Havelse über der Lehne des Trainerstuhls und wurde nach dem 1:0-Erfolg den feiernden Fans präsentiert.
Sportlich konnte der FCS den Ausfall des Innenverteidigers durchaus kompensieren. Kapitän Manuel Zeitz lieferte einen bärenstarken Auftritt ab und Neuzugang Dennis Erdmann nahm nach einer kleineren Anlaufphase schnell Fahrt auf und überzeugte mit Stellungsspiel und Zweikampfhärte. „Ich habe zweimal mit meinen neuen Kollegen trainiert. Da kann nicht alles rundlaufen. Aber wir haben es gut verteidigt. Dennoch haben wir noch genug Arbeit vor uns. Wir haben teilweise zu viele Flanken von den Außenbahnen zugelassen. Im Zentrum waren wir zwar dicht, aber es kann immer sein, dass so eine Gurke mal durchrutscht", sagte der „Earthman" trocken und verteilte gleich ein Sonderlob. „Wir haben als Innenverteidiger auch so gut ausgesehen, weil Luca Kerber auf der Sechs alles abgeräumt hat. Was der Junge mit 19 Jahren liefert, ist schon beeindruckend", lobte der Routinier. Eine Einschätzung, die auch der Trainer teilte. „Luca hat brutal gut gegen den Ball gearbeitet und sich total reingehauen. Nach vorne muss er noch etwas präziser werden, aber auch da ist er auf einem guten Weg", sagte Koschinat, der ansonsten weniger lobte, sondern vielmehr tadelte. „Wir haben gesehen, dass wir viel Arbeit vor uns haben. Wir haben unheimlich oft die falsche Entscheidung getroffen. Wir haben stabil gestanden, das war okay. Aber nach vorne haben wir kein gutes Spiel gemacht", sagte der 49-Jährige.
„Das wird noch einen Schub geben"
Bis auf Minos Gouras Tor in der 19. Minute und einer Großchance von Maurice Deville unmittelbar nach dem Wechsel wurden die Blau-Schwarzen nur selten gefährlich. „Wandspieler" Adriano Grimaldi gelang es nur selten, die zahlreichen langen Bälle vernünftig für seine Nebenleute zu verarbeiten. Die Außenspieler Gouras und Deville, die zu den besseren gehörten, hatten wenig Unterstützung, auch weil die defensiven Außenbahnen mit Dominik Ernst und Nick Galle eher die Schwachstellen waren. „Sie sind nicht hinterlaufen worden, das war für mich das Wichtigste. Nach vorne mussten wir sie ein bisschen bremsen. Es war der erste Spieltag mit hohen Temperaturen", äußerte Koschinat Verständnis für die angezogene Handbremse seines Teams, fügte aber hinzu: „Ich habe befürchtet, dass wir den Ausgleich kassieren. Havelse hatte zwar keine richtig großen Chancen, aber der Ball war sehr oft in unserem Strafraum."
Doch am Ende stand ein 1:0-Erfolg, der dann doch alle Beteiligten zufriedenstellte. „Am ersten Spieltag ist es immer schwer. Du weißt nie, wie du in die Saison reinkommst. Wir haben gewonnen und gut ist", sagte Torschütze Gouras, der sich wie Routinier Erdmann auf das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück freut. „Das wird geil, endlich wieder vor Publikum zu spielen. Ich bin sicher, dass uns das noch einmal einen Schub geben wird", sagte der 23-Jährige.
Exakt 415 Fans hatten den FCS nach mehr als einem Jahr „Corona-Pause" in die niedersächsische Landeshauptstadt begeleitet und ein heiden Spektakel veranstaltet. „Die Jungs sind völlig irre. Die haben richtig den Bau abgerissen", sagte Erdmann und fügte hinzu: „Man sieht, dass wir nicht irgendein 0815-Club sind."
Für Havelse-Trainer Rüdiger Ziehl, war es „insgesamt mal wieder schön, vor Zuschauern zu spielen, auch wenn die Saarbrücker sicher lauter waren". Die 0:1-Niederlage hatte er schnell abgehakt: „Wir haben gegen einen Aufstiegskandidaten gut mitgehalten. Das sollte uns Mut machen. Aber wir müssen torgefährlicher werden."