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WAS MACHT EIGENTLICH...

Im Jahr 2009 wird Jonas Reckermann mit seinem Partner  Weltmeister bei der WM in Stavanger, Norwegen
Foto: picture-alliance/ dpa | epa Scanpix Alf Ove Hansen

… Jonas Reckermann?

Mit Doppel-Partner Julius Brink wurde er 2012 als erster Europäer Olympiasieger im Beachvolleyball. Er war einmal Weltmeister und viermal Europameister. Seit dem Karriereende 2013 arbeitet der heute 42-Jährige als Gymnasiallehrer in Leverkusen und ist auch Vorstandsvorsitzender der Werte-Stiftung.

Wenn Jonas Reckermann heute am Landrat-Lucas-Gymnasium, einer Sport-Eliteschule, vor seinen Schülern steht, ist er zuallererst einmal Lehrer und nicht Olympiasieger. Das Interesse an seinen Erfolgen im Beachvolleyball hält sich in Grenzen: „Am Anfang sind die Schüler sehr zurückhaltend, nach und nach werden ihre Fragen konkreter", verriet Reckermann kürzlich in dem Podcast „Sag mal!" Da er 2011 im Team mit Fabian Hambüchen bei Stefan Raabs „TV Total Turmspringen" das Synchronspringen gewonnen hat, sei er von einem Schüler sogar schon mal gefragt worden, ob er denn der berühmte Turmspringer sei.

Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Reckermann derzeit für das Projekt „Schulsport-Stafette", das zehn bis 15-jährigen Schülerinnen und Schülern nach den Sommerferien ein umfangreiches Bewegungsangebot unterbreiten wird und mit einem bundesweiten Mannschaftswettbewerb in 18 olympischen und paralympischen Sportarten wie Fußball, Golf, Rollstuhlfahren oder Skispringen zusätzliche Anreize setzt. Reckermann sieht in dem Wettbewerb eine sehr gute Chance, dem coronabedingten Bewegungsmangel der Jugendlichen entgegenzuwirken: „Daher unterstütze ich die Schulsport-Stafette von ganzem Herzen und würde mich freuen, wenn diese einen Startschuss und Motivationsschub für die Wiederaufnahme von Bewegungsangeboten, Training und Wettkämpfen darstellt", betont Reckermann jetzt in einer Veröffentlichung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Experte für ZDF und Sky

Der 42-Jährige arbeitet heute als Gymnasiallehrer in Leverkusen und Vorstandsvorsitzender der Werte-Stiftung
Der 42-Jährige arbeitet heute als Gymnasiallehrer in Leverkusen und Vorstandsvorsitzender der Werte-Stiftung - Foto: picture alliance / dpa | Oliver Weiken

Eigentlich wollte Reckermann nach dem Karriereende im sportjournalistischen Bereich arbeiten und hat auch erste Erfahrungen als Experte und Kommentator bei ZDF und Sky gesammelt. So war er 2016 für das ZDF bei den Olympischen Spielen in Rio tätig. Schließlich ist er aber dann doch in der Schule gelandet, macht aber noch einiges nebenher: „Ich halte Vorträge für Unternehmen, über Motivation, den Umgang mit Niederlagen, Unterschiedlichkeit, Teamfähigkeit." Seine Kunden sind Arzneimittelkonzerne ebenso wie Telekommunikations-Unternehmen und Mittelständler: „Ich erzähle da nicht, wie toll ich war, sondern es soll ja ein Bezug zur Unternehmenssituation geschaffen werden. Die Leute sollen was mitnehmen für ihre eigene Arbeit", erklärt Reckermann. Außerdem war er schon zu aktiven Zeiten Markenbotschafter, etwa für den Automobilhersteller Smart oder die Bekleidungsfirma Camp David. Heute nehme er diese Aufgaben in umfunktionierter Form weiter wahr, erzählt Reckermann in einem Interview mit ispo.com. Zusammen mit seinem Doppelpartner Julius Brink hat er außerdem im Vorfeld der Olympischen Spiele 2016 für den DOSB und das ZDF Filmporträts von deutschen Olympiateilnehmern umgesetzt.

Für Reckermann ist Beachvolleyball heute definitiv keine Randsportart mehr. Seit seiner Olympia-Premiere 1996 habe es sich hervorragend entwickelt und biete längst ein hochattraktives Werbeumfeld und den Aktiven eine Komfortzone: „Ich zum Beispiel war immer Voll-Profi, selbst im ersten Jahr, durch die Sponsoren und die Förderung durch Sporthilfe und Verband." Der Olympiasieg von Brink/Reckermann 2012 hat dem Beachvolleyball in Deutschland und Europa einen enormen Schub verschafft. Dennoch können nach Reckermanns Einschätzung hierzulande nur die drei bis fünf Nationalteams und dahinter etwa drei weitere Teams, also insgesamt vielleicht zwei Dutzend Spieler, als Vollprofis von ihrem Sport leben.

Spielt heute gerne Tennis

Heute, neun Jahre nach Reckermanns Olympiasieg, ist das Interesse der Wirtschaft schon etwas abgeflaut. Es reiche nicht, „Olympiasieger" auf seine Visitenkarte zu schreiben. Als Werbepartner und Vortragsredner müsse er schon Inhalte liefern, um weiterhin gut im Geschäft zu bleiben. „Aber ich bin da auf einem guten Weg", betont der umtriebige Gymnasiallehrer. Er hat sogar eine eigene Firma gegründet: trainingslagercheck.de, die Trainingslager für verschiedenste Sportarten prüft und vermittelt.

Stolz ist Reckermann rückblickend auf seine olympische Goldmedaille und die Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt 2012. Von seinen vielen Trophäen hat er allerdings kaum welche mit nach Hause genommen, sondern die meisten an Helfer und Freunde verschenkt. Bis heute fasziniert ihn aber, was eine Olympiateilnahme mit einem macht: „Das hat sich fast surreal angefühlt und mich komplett übermannt", gestand er im Vorjahr dem Podcast „Sag mal". Selbst sportlich betätigt sich Reckermann heute am liebsten noch beim Tennis, wo er in der drittuntersten Liga spielt und sich dort über einen Sieg eigentlich genauso freut wie bei seinen großen Beachvolleyball-Erfolgen. Nur zum Spaß nahm er 2012 an den „TV Total Pokerstars" teil und siegte im Finale gegen Stefan Raab. Auch an Raabs „Wok-WM" 2014 war der vierfache „Beachvolleyballer des Jahres" mit von der (Rutsch)Partie!

Ehrenamtlich fungiert Reckermann heute als Vorstandsvorsitzender der „Werte-Stiftung", die wertebasiertes Handeln in Gesellschaft, Wirtschaft und Sport fördert. Zudem engagiert er sich gegen Homophobie.

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