Endlich dürfen Frauen eine formvollendete Sanduhrfigur zeigen, denn Korsetts haben es zurück in die Fashiontrends geschafft. Höchste Zeit, sich das eine oder andere schicke Teil für den eigenen Kleiderschrank anzuschaffen.
Fans des Netflix-Serienhits „Bridgerton" dürfen sich freuen: Das Must-have der damaligen Zeit ist nämlich wieder da und erlaubt auch ihnen sich zu fühlen wie die elegant gekleideten Damen am Filmset. „Regencycore" nennen Experten übrigens den Trend zur nostalgischen Liebe zu Kostümen. Und der scheint, angesichts der prunkvollen Kleidung der Serienlieblinge zu Zeiten von Corona-Jogginganzügen, nicht ganz zufällig daherzukommen.
Korsetts lassen die Sehnsucht nach weiblichen Formen wahr werden, denn sie schmälern Hüft- und Bauchpartie, heben aber gleichzeitig das Dekolleté in den Blick des Betrachters. Ideal also, um sich formvollendet zu kleiden und ganz nebenbei das ein oder andere überschüssige Kilo geschickt abzubinden. Diese Vorteile entdeckte man bereits im 16. Jahrhundert, denn da kamen die ersten Korsetts in Mode. Man trug sie unter dem Gewand, um die Figur „fraulicher" zu schnüren. Die ersten Modelle waren alles andere als bequem, denn es fiel schwer, in ihnen zu atmen, zu sitzen oder gar zu essen. Außerdem musste immer mindestens eine Bedienstete bereitstehen, um der Dame beim Ankleiden zu helfen. Alle Bänder zum Schnüren befanden sich schließlich am Rücken. Ein großer Aufwand für den perfekten Look. Und so ganz können sich Designer auch heute noch nicht davon trennen, denn immer wieder flammt der Korsett-Trend neu auf. Den ersten Schritt zur Neuentdeckung machte Pop-Queen und Modeikone Madonna bereits im Jahr 1990. Jean Paul Gaultier entwarf ihr ein Modell für ihre Bühnenshow, und natürlich wurde nicht nur der Song ein Hit, sondern auch das passende Outfit dazu. Der erste Schritt war getan, das Korsett aus dem Schattendasein der Unterwäsche zu heben und es salonfähig für den großen Auftritt zu machen. Seitdem gibt es immer mal wieder schicke Neuentwürfe auf den Laufstegen zu entdecken.
Im 16. Jahrhundert in Mode gekommen
Dieser Sommer bildet dazu keine Ausnahme. Und doch ist so manches neu und dürfte selbst diejenigen erfreuen, die eher locker fallende Kleidung bevorzugen. Neben durchgehenden Entwürfen, die sich von der Brustfalte bis hinunter zu den Hüften erstrecken, gibt es schmale Korsett-Gürtel, luftige Tops und Halb-Korsetts über den Bauchbereich zu entdecken. Die sind perfekt für Einsteigerinnen geeignet, denn sie kleiden einen, ohne zu stark einzuengen oder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und mit der Aufmerksamkeit ist es eben auch so eine Sache: Korsetts fallen auf, speziell wenn Frau oben herum nichts anderes trägt als eben das. Stars wie Model Hailey Bieber, Reality-Sternchen Kim Kardashian oder Schauspielerin und Sängerin Selena Gomez präsentieren bei größeren Veranstaltungen trotzdem gerne, wie schick so ein Korsett aussehen kann. Wenn Frau sich denn traut, viel Haut zu zeigen. Für all jene, die es dezent mögen, empfehlen Styling-Experten der Zeitschrift „Vogue", das Korsett einfach über der Kleidung zu tragen. Besonders romantisch wirken Korsetts über weich fließenden Chiffon-Kleidern. Einfach cool zu Hemdblusen und Jeans. Wem das zu viel Stoffgefummel ist, der darf das Korsett gerne einkleiden, indem er eine coole Bikerjacke oder einen eleganten Blazer darüber kombiniert. Jedes Styling lässt sich durch das außergewöhnliche Accessoire entsprechend aufwerten und angemessen verändern. Und das hat noch einen weiteren großen Vorteil: Korsetts von heute müssen nicht mehr unangenehm eng sitzen und einem die Luft zum Atmen rauben. Sie schmiegen sich weich, fast wie eine zweite Haut, an den Körper an. Bindemöglichkeiten in Form von Bändern oder kleinen Schnallen sind meist im vorderen Bereich angebracht, sodass Frauen sie problemlos alleine anlegen können.
Materialen wie weiches Leder, Samt oder Satin
Materialien wie weiches Leder, Samt und Satin mit einem hohen Stretchanteil tragen ihr Übriges dazu bei, dass nichts zwickt und zwackt. Wie schön das aussehen kann, zeigen Designer wie Zac Posen, Gaultier und Balmain. Hier sind die Korsagen-Oberteile perfekt angepasst auf die Röcke und weich fallenden Kleider darunter. Schultern zeigen ist im Sommer absolutes Muss, deshalb präsentieren sich die Modelle bei Givenchy und Alexander McQueen offenherzig. Hier liebt man es romantisch, deshalb entscheidet sich der Designer für eine blassrosa Korsage zu einem mehrstufigen Rock. Überhaupt scheinen die Laufstege voll von Rock-Oberteil-Kombinationen zu sein. Je enger und knapper das Korsett ausfällt, desto großzügiger sind die Röcke dazu geschnitten. Fast so, als wolle man sich wirklich distanzieren von dem einst anrüchigen Image als sexy Lingerie, die den Korsetts innewohnte. Und doch gibt es sie immer noch, die wilden Dinger mit viel Spitze, Transparenz und Lederschnüren, die eher im Gothic-Bereich anzusiedeln sind, aber auch im Burlesque- und Erotik-Sektor nach wie vor eine große Rolle spielen. So haben beide Geschlechter etwas davon. Frauen wollen sich verlieben und ihren Körper neu spüren. Männer wollen sich auch verlieben in die Facetten des weiblichen Körpers, der ihnen nun direkt vor den Augen dargeboten wird. Eben eine große Liebe für beide Seiten. Wer weiß schließlich schon, dass die Bezeichnung Korsett aus dem Altfranzösischen stammt und genau das meint: Körper? Vielleicht ist auch das ein Grund, warum Karl Lagerfeld diesen Trend schon im Jahr 2010 mit weisem Zukunftsblick für den Catwalk absolut salonfähig gemacht hat, so als wüsste er, wie viele tolle Entwürfe den seinen noch folgen dürfen?
Jeden Trend gibt es natürlich nicht nur in hochpreisig direkt in den exklusiven Designerstores dieser Welt, sondern in günstig, aber keinesfalls billig nachzustylen. Asos Design zeigt zum Beispiel ein sehr weibliches Balconette-Korsett im aktuellen Sortiment aus angenehm weichem Satin in schlichtem Weiß. Das passt perfekt zu jedem Style, egal ob allein getragen oder über eine Bluse oder ein Kleid drapiert. Urban Outfitters legt da noch einen Stoffbesatz oben drauf und versieht das weiße Korsett-Top mit verführerischer Spitze. Ebenfalls ein Trend, an dem kaum eine Korsett-Liebhaberin vorbeikommt. Viele angesagte Modelle sind mit Spitzenbesatz aufgehübscht, auch transparente Einsätze sind oft zu finden. Der Vorteil an den Tops ist, dass sie eine stützende Funktion für die Taille und die Brust haben, jedoch so einfach anzuziehen sind wie ein normales Spaghetti-Top. Perfekt für Einsteiger in diese neue Modelinie. Wer sich mit den Tops nicht so recht anfreunden kann, für den sind Korsagen-Gürtel eine gute Alternative.
Zwischen schlicht, unaufgeregt und unsagbar sexy
Die bedecken nur den Unterbauch oder die Taille und sind dementsprechend unaufgeregt in den Alltagsstyle zu integrieren. Schöne, bezahlbare Modelle gibt es unter anderem bei Zalando, Shein oder Alaia. An Stoffen kommen häufig Leder oder Leder-Imitate zum Einsatz, diese sind besonders robust. Als Verschluss nutzen die Hersteller Lederschnüre, Hacken oder Schnallen, die sich allesamt bequem von vorne verschließen lassen. Neben schlichten Modellen können die Gürtelversionen eines echten Modeklassikers auch schicke Verzierungen in Form von Nieten oder Schlaufen aufweisen. Die Farben siedeln sich häufig zwischen Schwarz, Braun und Weiß an. Das macht es besonders praktisch, die coolen Accessoires mit einfach jedem Lieblingsstück im eigenen Kleiderschrank zu komponieren. Selten war ein Modetrend so vielseitig, irgendwo zwischen schlicht unaufgeregt und unsagbar sexy anzusiedeln. Wichtig ist, das Korsett mit einer Spur Selbstsicherheit zu präsentieren, denn es soll die Formen optimal in Szene setzen. Tragbar ist es deshalb für einfach jede Figur immer auch abhängig vom eigenen Wunsch, sich mal mehr und mal weniger stark einzuschnüren. Soll das Korsett raus auf die Straße, gilt der Grundsatz: Entweder oben drüber oder unten drunter ein anderes Kleidungsstück zu kombinieren. Oder um es mit einem Zitat der berühmten Modedesignerin Coco Chanel zu formulieren: „Weibliche Nacktheit muss man den Männern mit dem Teelöffel geben, nicht mit der Schöpfkelle!"