In dem hochbrisanten Thriller „The Marksman – Der Scharfschütze" (ab sofort als DVD, Blue-Ray und Download erhältlich) kämpft Liam Neeson bis zum letzten Atemzug gegen das Böse. Und das Böse schießt zurück.
Verwaschenes hellblaues Hemd, abgerissene Jeans, Strohhut – Jim Hanson (Liam Neeson) sieht aus wie eine Vogelscheuche. Und genauso fühlt er sich auch. Seine Frau ist vor kurzem gestorben, seine heruntergekommene Ranch gehört längst der Bank. Eigentlich hat er nichts zu verlieren. Wo früher Leben war, gähnt jetzt ein schwarzes Loch.
Wenn der pensionierte US-Marine nicht gerade Kojoten schießt, patrouilliert er zum Zeitvertreib an der Grenze von Arizona und Mexiko, die ein meterhoher Zaun trennt. Plötzlich springt ein Junge vor Jims verbeulten Ford Pickup. Mit seiner Mutter (Teresa Ruiz) ist er auf der Flucht vor einem mexikanischen Kartell. Durch ein Loch im Zaun sind sie mit knapper Not ihren Verfolgern entkommen. Auf der anderen Seite des Zauns stehen bereits die schwer bewaffneten Gangster.
Ihr Anführer Mauricio (Juan Pablo Raba) versucht Jim mit Drohungen einzuschüchtern und dazu zu bringen, die beiden wieder zurück nach Mexiko zu schicken. Wenn er das nicht täte, würde es ein Blutbad geben. Jim – mit seinem Gewehr im Anschlag – meint trocken: „Ich krieg’ nicht so leicht Angst". Danach eskaliert die Situation. Schüsse krachen. Jim packt Mutter und Sohn in seinen Pickup und rast davon. Doch die Mutter überlebt den Kugelhagel nicht lange. Sterbend bittet sie Jim um Hilfe. Er soll ihren Sohn Miguel (Jacob Perez) zu Verwandten in Chicago bringen. Jim zögert. Eigentlich will er als gesetzestreuer US-Bürger den illegalen Einwanderer der mexikanischen Polizei übergeben. Zumal ihn seine Tochter (Katheryn Winnick), die bei der US-Grenzkontrolle arbeitet, darin bestärkt.
Katz-und-Maus-Spiel mit Kartell-Killern
Doch als er sieht, wie Mauricio mit seinen Schergen in die USA einreist, um Miguel zu töten, fasst er den Entschluss zu handeln. Er nimmt Miguel unter seine Fittiche und macht sich mit ihm auf die lange Reise nach Chicago. Das tödliche Katz-und-Maus-Spiel zwischen den skrupellosen Kartell-Killern und Jim und seinem Schützling endet schließlich mit einem blutigen Showdown in einer Scheune irgendwo im Nirgendwo.
Man merkt diesem schlanken Road-Movie-Thriller deutlich an, dass Regisseur Robert Lorenz 25 Jahre an der Seite von Hollywoodstar Clint Eastwood Filme gemacht hat. Als Produzent von Eastwoods Regiearbeiten „Mystic River", Letters from Iwo Jima" und „American Sniper" wurde er dreimal für den „Bester Film"-Oscar nominiert. Und als Lorenz 2012 sein Regiedebüt mit dem Baseball-Familiendrama „Back in the Game" gab, spielte natürlich Eastwood die Hauptrolle.
Ruhige Szenen, aber auch harte Kampf-Sequenzen
In „The Marksman – Der Scharfschütze" setzt Lorenz Versatzstücke des Thriller- und Road-Movie-Genres sehr ökonomisch und stringent ein. Die Handlung ist zielführend und dient der Story. Die einzelnen Figuren werden schnörkellos, aber sorgfältig skizziert. Besonders gelungen ist die einfühlsame Inszenierung der anfangs sehr schwierigen Beziehung zwischen Jim und Miguel. Wie sich die beiden im Laufe der Zeit einander annähern, ist das emotionale Zentrum des Films. Liam Neeson geht in der Rolle des Beschützers sichtlich auf. Lakonisch, ohne Pathos aber mit viel Herz spielt er den durch Schicksalsschläge verhärmten „einsamen Wolf", der sich langsam öffnet (siehe auch Interview Seite 102).
Aber keine Sorge: Neeson, durch etliche harte Action-Reißer wie zum Beispiel das „96 Hours"-Franchise gestählt, sorgt auch bei diesem Film für knallharte Fight-Sequenzen. Hier bewegt er sich souverän auf Eastwoods „Dirty Harry"-Territorium. Allerdings ohne dessen zynische, menschenverachtende Art.
Und dass bei „The Marksman – Der Scharfschütze" sogar ein politischer Ansatz mitschwingt (die skandalöse Behandlung mexikanischer Flüchtlinge durch US-Behörden), eröffnet dem Film noch eine zusätzliche Dimension.