Jetzt beginnt wieder das, was gemeinhin als „Ernst des Lebens" gilt. So zumindest hieß es in meinen jüngeren Jahren noch, und die liegen schon ein paar Tage zurück. Der erste Schultag nach den großen Ferien ist immer noch ein besonderes Ereignis, dem Eventcharakter macht die Pandemie ein bisschen einen Strich durch die Rechnung. Sich aber endlich mal wieder zu sehen, hat dafür einen besonderen Stellenwert. Dass das immer noch mit Maskenpflicht und allen anderen Bedingungen einhergeht, zeigt: Schulen bereiten eben doch aufs wirkliche Leben vor. Dass sich die Aufstände dagegen diesmal in überschaubaren Grenzen halten, zeigt vielleicht ein Stück gelernter Vernunft.
Zu lernen gibt es noch einiges, neuerdings auch Informatik. Ob die aber zu mehr Verständnis über die jüngste Diskussionen um Inzidenzzahlen hilft, sei mal dahingestellt. Erst haben wir vor etwas mehr als einem Jahr mühsam gelernt, wie sich das mit den Inzidenzen verhält, dann sind die als Grenzwerte in Gesetze geschrieben worden, damit wir uns daran halten. Jetzt sollen sie gar nicht mehr so wichtig sein, obwohl sie ein Jahr lang unser Leben bestimmt haben. Gut, da waren wir noch ungeimpft. Das verändert natürlich alles. Also lernen wir in der zunehmend geimpften Welt neue Wörter. Hospitalisierung. Statt Infektionsgeschehen soll nun die Quote der Erkrankten, die im Krankenhaus landen, Orientirung geben. Oder die Belegung von Intensivstationen. Weil diese Zahlen glücklicherweise wegen Impfungen längst nicht mehr so hoch sind, sollen auch höhere Inzidenzzahlen nicht mehr so schlimm sein. Ein bisschen krank wird man halt routinemäßig, Schnupfen im Herbst ist auch normal. Nur löst der halt keine Long-Covid-Folgen aus.
Ja, glücklicherweise sind nicht so viele Covid-Patienten auf Intensivstationen. Die krebsen aber trotzdem am Rande der Überforderung. Viele Pfleger haben aufgegeben, in der Folge mussten vielerorts Betten ausrangiert werden mangels Fachpersonal, und das war vorher schon knapp. Spätestens ab diesem Punkt stellen sich neue Fragen.
Mag sein, dass wir noch viele neue Parameter lernen dürfen. Entscheidend bleibt, dass wir lernen, mit dem Virus zu leben, Masken und die anderen bekannten Regeln werden zum „Ernst des Lebens" in der ‚neuen Normalität’ absehbar dazugehören.