Sie tragen uns durchs Leben – und dennoch finden sie nur wenig Beachtung: unsere Füße. Dabei brauchen sie gerade in der warmen Jahreszeit viel Pflege und Zuwendung.
Die sind ganz unten und doch die Größten: unsere Füße. Sie sind das Fundament des Körpers, technische und künstlerische Meisterwerke, die uns täglich Tausende Schritte weit tragen. Im Sommer genießen sie die Freiheit, sich ganz unbekleidet in hübschen offenen Schuhen zu zeigen. Doch, ehrlich nachgefragt: Schauen sie schön und manierlich gepflegt aus oder werden sie einfach nur ausgepackt und in der Damenwelt einzig mit Nagellack gepimpt? Die Antwort lautet wahrscheinlich „Nein" oder „Jein". Denn so routiniert wie andere Körperteile wie die Zähne oder das Gesicht werden Füße einfach nicht umsorgt. Doch die alte Weisheit „Es ist nie zu spät" gilt auch hier, und das bedeutet, unverzüglich mit der Hege und Pflege zu beginnen. Was nicht in ein Power-Programm ausarten muss. Im Gegenteil. „Weniger ist mehr", weiß Sindy Burow, Podologin, Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Deutschen Verbandes für Podologie (ZFD) und studierte Gesundheitspädagogin.
Die Pflege beginnt mit dem Hausmittel Fußbad: Dieses sollte maximal fünf Minuten andauern und das Wasser kalt oder lauwarm sein. Am besten um die 37 Grad, damit die Haut nicht austrocknet. Fußbäder auf Meersalzbasis oder mit Mineralien regen die Durchblutung und Zellregeneration an, erfrischen und spenden neue Energie. Ein selbst gemachtes Fußbad aus Wasser und Milch im Verhältnis eins zu eins kann ebenfalls der Auftakt einer Pediküre sein. Eine Wellness-Auszeit für die Füße – einmal die Woche oder alle zwei Wochen – besteht aus dem Pflege-Quintett Fußbad, Peeling, Eincremen, Nagelschneiden und Hornhautentfernung.
Das A und O bei der Nagelpflege ist das Eincremen
Das A und O bei der Nagelpflege, erzählt die Podologin, ist das Eincremen. Dabei kommt es auf das Mischverhältnis von Feuchtigkeit und Fett an. „Ist eine Creme zu fettig, werden die Poren verschlossen", schildert Burow ein Hindernis, welches den Fuß beim Schwitzen am Austritt von Feuchtigkeit hindert. So wie das tägliche Zähneputzen sollte auch das tägliche Eincremen zum Basisprogramm gehören. Weniger morgens, wenn die Zeit knapp ist, sondern vielmehr als Abendritual sowie zwischendurch, wenn den Füßen ein Rundum-Pflegepaket zuteilwird.
Auf der Couch vorm Fernseher oder vor dem Zubettgehen funktioniert es am unkompliziertesten. Für letzteres Szenario platziert man die Pflegecreme auf dem Nachttisch, sodass man automatisch daran erinnert wird. Lässt man der Creme eine Viertelstunde Zeit, kann sie gut einziehen. Das Ganze hat auch noch einen anderen, nicht zu unterschätzenden Mehrwert. Die Wahrnehmung der vielfach stiefmütterlich beachteten Füße wird immens gesteigert oder vielleicht überhaupt erst geschärft.
Wer mit Cremes im Sommer nichts anfangen kann, könne, so die Berlinerin, auch zu einer Kräuterlotion als Spray greifen. Mit kühlender Minze kann es mehrmals täglich als Fußerfrischer eingesetzt werden.
Die Laufapparate neigen zur Hornhautbildung. Zu viel Hornhaut ist meist ein Zeichen für Belastung und mangelnde Feuchtigkeit. Regelmäßig angewendete Fuß-Peelings reduzieren diese unschöne Hautbildung. Am Anfang sollte jedoch mit Bedacht agiert werden. „Zu viel Feilen ist kontraproduktiv. Wie bei der Bearbeitung von Holz mit Schmirgelpapier wird die Hornhaut heiß. Das wiederum regt die Zellteilung an", erklärt die 39-Jährige und rät daher, für die Erstpflege im Sommer einen Profi aufzusuchen, dem auch die richtigen Gerätschaften zur Verfügung stehen. Anschließend kann die Hornhaut im heimischen Badezimmer mit einem Bimsstein, einer Hornhautfeile oder einem elektrischen Pediküre-Sets entfernt werden.
Ein „Weniger ist mehr" führt die Podologen-Landesverbandsvorsitzende auch beim Thema Fußmasken ins Feld. Für sie überflüssig, rät sie jenen, die anderer Meinung sind, unbedingt auf die Inhaltsstoffe zu achten und keine zu säurehaltigen Produkte zu verwenden. Zuviel Salicylsäure beispielsweise mache die Hornhaut weicher und schutzloser.
Auch schöne Nägel sind kein Wunder, sondern Arbeit. Ein No-Go ist das komplette Abschneiden der Nagelhaut. Ist sie nicht existent, ist die empfindliche Nagelwurzel Bakterien ausgeliefert und könnte sich entzünden. Besser die vorher in einem Fußbad eingeweichte Nagelhaut sanft mit einem Hautschieber zurückschieben und überstehende Nagelhaut mit einer Hautzange entfernen. „Nägel sollten am besten gerade, spatenförmig und lieber etwas länger gefeilt werden", rät Sindy Burow, „das verhindert das Einwachsen."
Auch Sonnenschutz für Füße ist ein Muss
Schuhe aus und barfuß laufen dient ebenfalls dem Wohl der Sommerfüße – am besten auf unebenem Untergrund, über den Strand, auf Rasen, auf Rindenmulch. „Dadurch wird der Fuß stabilisiert, die Durchblutung angeregt und die Muskeln aktiviert", führt sie aus.
Nackte Füße in offenen Schuhen sind ein saisonales Gefühl der Freiheit. Doch nicht jedes Fußkleid ist optimal. So angesagt und beliebt Zehentrenner gerade in der Damenwelt auch sind: Für die Expertin sind sie suboptimal, da es darin dem Fuß an Stabilität fehle und sich die Zehen zu stark krallen würden. Besser: ein Sommertreter mit Fersenriemen.
Um es einem gepflegten Fuß in einem geschlossen Schuh behaglich zu machen, hüllt man ihn in ein Füßli, ein Baumwollsöckchen. So wird möglicher Schweiß aufgesogen – praktikabel sind Fußdeos – und auch Blasen vorgebeugt. Dennoch sollten Schuhe regelmäßig desinfiziert werden.
Es liegt auf der Hand, kann allerdings nicht oft genug betont werden: Sonnenschutz ist auch für Füße ein Muss. Die Podologin rät zu einem Lichtschutzfaktor von maximal 30, ein höherer würde die Vitamin-D-Produktion unterbinden.
Der Pflicht folgt die Kür, das Lackieren. „Dem sollte eine Nagelpflege mit Nagelöl vorausgehen", so die Podologin, die alternativ ein gutes Olivenöl empfiehlt.
Den Sommer für den Aufbau des Fußpflege-Rituals zu nutzen und damit eine Grundsanierung vorzunehmen, bereitet die täglich äußerst beanspruchten Körperteile für die Monate und Wochen in Socken und Boots vor. Mit einer gesteigerten Wahrnehmung stehen die Chancen gut, ihnen auch die verdiente Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wenn sie sich wieder aus dem öffentlichen Leben zurückziehen.