Der „Handelshof" erstrahlt in neuem Glanz, wie die aufwendige Renovierung verrät. Hier hat sich ein Team gefunden, das sich für die Zukunft aufgestellt hat. Klassisch-französisches Handwerk, serviert in gemütlichem Ambiente, ist jetzt das Motto.
Es war ein sonniger Augustmittag, als ich nach langer Zeit hier mal wieder essen wollte. Ich trat ein und traf gleich zwei alte Bekannte: Jutta und Peter Kuntz. Die beiden hatten mehr als 30 Jahre den „Handelshof" zu einer meiner Lieblingsadressen gemacht. Jetzt speisten sie hier genüsslich bei einem guten Glas Wein. Als ich sie fragte, wie es ihnen schmecke, ging der Daumen hoch! Mittags gibt es ein Drei-Gang-Menü, wie in alten Zeiten. Und abends bieten die Betreiber zwei Feinschmecker-Menüs an. Natürlich kann man hier immer à la carte bestellen. Jede und jeder nach seinem Gusto.
Nachdem ich mir die Speisekarte zu Gemüte geführt hatte, wusste ich, der „Handelshof" hat sich für die Zukunft gut aufgestellt – und präsentiert sich neu und frisch. Wie aus dem Ei gepellt. Hier wurde kräftig renoviert. Die Garderobe kam weg, es wurde ein neuer Boden verlegt. Neue Tische in hellem Holz, die einladend wirken. Bestuhlt mit bequemen Sesseln. Und eine neue Terrasse wurde gebaut. Das Konzept für Küche und Restaurant ist hier Kontrast zwischen neu und alt. Klassisch, aber modern. Die beiden neuen Betreiber sind Restaurantleiter Mo Seer und Küchenchef Marcus Wend.
Dieser ist beim Kochen überzeugt vom klassisch-französischen Handwerk. Also: Die Sauce ist die Visitenkarte des Kochs, und es gibt nur frische Produkte. Eine Karte der Jahreszeiten. Das gilt auch für Fisch, denn auch bei Fischen gibt es einen Kalender, wann sie gefangen werden. Dabei wird alles sehr filigran angerichtet, denn das Auge isst mit! Sie verzichten auf überladene Teller und konzentrieren sich lieber auf den Geschmack des Produktes. Überflüssiger Krimskrams hat keine Chance. Und vegetarisch zu kochen ist beim Küchenchef Überzeugung. Seit Jahren kocht er schon gern vegan und vegetarisch. Und seine Jus aus Gemüsen hat eine Konsistenz wie Marmelade. Er bietet immer wieder neue Kreationen, die von allen bestellt werden, die das Gute lieben.
Bei Restaurantleiter Mo Seer gibt es zu Hause nur vegetarisches Essen. Mo ist Quereinsteiger, studierte Betriebswirtschaft und arbeitete viele Jahre in der IT-Branche. Er hat den leer stehenden „Handelshof" im vergangenen Jahr entdeckt und wollte sich unbedingt selbstständig machen – und zwar mit diesem Restaurant. Glücklicherweise traf er auf einen Vermieter, der ihm mit seinem Rat zur Seite stand. So wurde ein neuer Holzboden verlegt, Fischgrätenparkett. Sieht toll aus. Und der Vermieter legte auch die Terrasse an. Es wurde eine zeitgemäße Theke installiert, aus Edelstahl.
Jedes Detail haben sie selbst gestaltet. Ein passendes Bild über dem Kamin, neue Kronleuchter. Sie arbeiteten viel mit Naturmaterialien. Die Tische und der Boden sind aus Wildeiche. Eingedeckt ohne Tischdecken. Dafür mit Platztellern. Edel! Und das Besteck ist barock. Über der Eingangstür kann man eine Wandverzierung sehen: eine Frau. Und ihren Kopf haben sie auch auf ihren Jacken. Mo erzählte mir dazu Folgendes: „Die Geschichte ist ein Mythos. Die Frau, Magdalena mit Namen, war die Maitresse von Fürst Wilhelm-Heinrich von Nassau-Saarbrücken. Es gibt historische Unterlagen, die besagen: Stengel musste dieses Haus im Auftrag des Fürsten für Magdalena bauen." Wieder was gelernt!
Die Küche ist sehr abwechslungsreich
Mo Seer und Marcus Wend haben sich mit diesem Restaurant einen Traum erfüllt. Die Speisekarte las sich sehr gut. Ich lasse prinzipiell jeden so essen, wie er es für richtig hält. Die gleiche Einstellung fordere ich aber auch für mich. Hier spielt jetzt auch die vegetarische Küche eine große Rolle. Das kam mir entgegen. Denn seit meiner Kindheit kenne ich eine abwechslungsreiche Küche. Schon seit langer Zeit bin ich davon überzeugt, dass die Gesundheit aus der Küche und weniger aus der Apotheke kommt. Die Apotheke ist für Notfälle. Allerdings muss die Küche, die ich sehr liebe, abwechslungsreich sein. Zweimal die Woche etwas aus dem Wasser, zweimal vegetarisch oder vegan, ein Suppentag und ein-, zweimal Fleisch. Einseitige Ernährung ist nicht mein Ding.
Schon beim Mittagsmenü konnte ich jeden Gang zwischen traditionell und vegetarisch wählen. Denn jeder Gang hatte zwei Positionen, die mir diese Entscheidung offenließen. So gab es als Vorspeise die Wahl zwischen tomatisierter Fischsuppe/Kräuter-Lachs-Klößchen oder Pilzstrudel/gebackener Zwetschgen. Als Hauptgang stand auf der Karte Dorade/Weißweincreme/gegrilltes Gemüse/Kartoffelplätzchen oder Gemüse-Risotto/Grießnocken/Tomatensud. Das angebotene Dessert war Joghurtschnitte/getränktes Hefegebäck/Apfel-Karamell-Sorbet. À la carte hatten sie an diesem Tag auf der Karte gebeizten Lachs/Rübchen-Carpaccio/Tomate/Wildkräuter/Limettenvinaigrette. Und geschmorte Rinderbäckchen/Selleriepüree/Chinakohl und tourniertes Gemüse. Weiterhin Wolfsbarsch/gestockte Kräuter-Polenta/Ratatouille/Beurre Blanc und Salat. Außerdem Spinatknödel/Edelpilze/Nüsse/vegane Jus. Als Dessert wurde Crème brûlée/Gebäck/getrocknete Früchte angeboten.
Mir schmeckte es hervorragend. Die Handschrift der Küche gefiel mir. Küchenchef Marcus Wend hat sich viele Gedanken gemacht und exquisite Kompositionen geliefert. Beim Menü am Abend gibt es fünf Gänge. Oder auch weniger, wenn der Gast es wünscht. Abends werden hier zwei Menüs angeboten und zwar gleichberechtigt. Und das ist gut so. Eines für die vegetarische Fraktion, eines für die Traditionellen. Und dies ist im Haus auch die Botschaft: Alle sind willkommen, sie kochen hier für jeden, wie er es mag. Marcus Wend hat einige Stationen, in denen er klassische Küche kochte, hinter sich: Er kochte vor allem jahrelang bei Jens Jakob in den unterschiedlichen Restaurants.
Handschrift des Kochs überzeugt mit Kompositionen
Die Weinkarte ist noch im Aufbau. Sie haben ja noch keine zwei Monate auf. Doch ein gutes Tröpfchen zu finden ist kein Problem. Etwa von Markus Molitor. Ein Riesling von der Mosel, Haus Klosterberg. Oder Volz, großes Gewächs von der Saar aus dem Hause Van Volxem. Regional aus dem Saarland bieten sie Weine vom Biowinzer Ollinger-Gelz aus Sehndorf an. Auch einen Rotwein von der Saar entdecke ich. Gaius, Trauben Spätburgunder und Regent vom Weingut Inga Schmitt. Und weitere Kreszenzen, die ich mir bestellen würde. Sauvignon Blanc von der Loire vom Winzerdenkmal Henri Bourgeois. Oder einen Chablis aus dem Hause Vrignaud. Weitere Rotweine stammen aus Frankreich, Italien und Spanien. Aus Bordeaux, der Rhône und dem Languedoc. Auch Liebhaber von Weinen aus Italien und Spanien werden fündig. Etwa gute Tropfen aus Valpolicella und Rioja.
Mo Seer legte beim Abschied noch auf folgende Feststellung wert: „Wir kümmern uns auch um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn diese sich hier wohlfühlen, dann werden sich auch die Gäste wohlfühlen. Das ist ein Automatismus, den muss man verstanden haben!"
Und genau das ist der Weg, wie ich ihn auch von wenigen anderen Häusern kenne. Bocuse befreite seine Arbeitskollegen damals aus dem Keller und polierte das Berufsbild des Kochs mächtig auf. Es wird Zeit, dass dies für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Restaurants zählt. Die Zeit ist reif.