Der Film „Godzilla vs. Kong" um die namensgebenden Kolosse war zu seinem Start der weltweit erfolgreichste Kinostreifen der Corona-Zeit. Berechtigt? Dazu kann man sich beim Streamingdienst Sky Ticket oder auf DVD/Blu-ray eine Meinung bilden.
Wen interessieren schon Menschen? Das mag sich Adam Wingard gedacht haben, als er die Regie des Abenteuer-Action-Streifens „Godzilla vs. Kong" übernommen hatte. Die menschlichen Figuren in dem Film, dessen Kinostart wegen Corona mehrfach verschoben wurde, bis er Anfang Juli doch noch in Deutschland anlief, sind dementsprechend holzschnittartige Charaktere, die nicht viel mehr machen, als die Handlung voranzutreiben. Gerade hier aber mag das Geheimnis des Erfolges des vierten Streifens aus dem „MonsterVerse" liegen – immerhin war das Aufeinandertreffen der beiden Monster-Ikonen der bis zum Zeitpunkt seines Starts weltweit erfolgreichste Kinofilm während der Pandemie.
Tatsächlich liegt gerade in der Rückbesinnung darauf, den Fokus eines Godzilla-Filmes auf das beziehungsweise die Monster zu legen, der Hauptreiz von „Godzilla vs. Kong".
Purer Eskapismus auf hohem Niveau
Wie in den besten Streifen der schon fast 70-jährigen Geschichte der erfolgreichen Reihe aus den japanischen Toho-Studios, legen die Monster alle möglichen Städte in Schutt und Asche. Kong tauchte erstmals 1933 auf, also vor fast 90 Jahren. Die Titanen genannten Kolosse zerlegen in diesem Film menschliche Errungenschaften besonders spektakulär und bildgewaltig – es ist purer Eskapismus auf hohem technischem Niveau.
Und ein großes Manko zumindest der beiden „Godzilla"-Vorläufer wurde hier endlich behoben: Die Kämpfe in „Godzilla" (2014) und besonders in „Godzilla II: King of the Monsters" (2019) wurden in verwackelten „actionreichen" Bildern umgesetzt, die so abgedunkelt waren, dass es wirklich mühsam zu erkennen war, wer gerade gegen wen kämpft. Die ständigen schnellen Schnitte machten es nicht besser. „Godzilla vs. Kong" nun orientiert sich eher am bonbonfarbenen Look von „Kong: Skull Island" von 2017.
Und ein bisschen Story gibt es dann ja doch auch noch: Fünf Jahre ist es her, dass Godzilla im zweiten Teil den dreiköpfigen Todesflügler King Ghidorah zum Kampf stellte und natürlich besiegte. Die in „Skull Island" eingeführte Neuinterpretation des Riesenaffen ist parallel deutlich gewachsen – kein Wunder, war die Handlung doch 1973 zur Zeit des Vietnamkrieges angesiedelt und Kong eben noch um einiges jünger. Während der Affe auf seiner Insel unter der Beobachtung des Konzerns Monarch steht, greift Godzilla scheinbar grundlos einen Stützpunkt der Organisation an. Das ruft Millie Bobby Brown auf den Plan. Der „Stranger Things"-Star verkörpert erneut Madison Russell, wie bereits in „Godzilla II". Damit ist sie eine der wenigen Charaktere, die im „MonsterVerse" mehrere Auftritte haben. Madison vertraut dem Podcaster Bernie Hayes (Brian Tyree Henry), der hinter den Vorgängen eine Verschwörung glaubt, bei der die Titanen um Kong und Godzilla für finstere Zwecke eingespannt werden sollen. Mit ihrem Kumpel Josh Valentine (Julian Dennison) und später Bernie gelangt sie in ein geheimes Labor und trifft auf einen Prototypen: Mechagodzilla, eine mechanische Version von Godzilla.
Angriffe werden immer destruktiver
Parallel wird Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgård) ins Spiel gebracht, der als Spezialist für die Theorie der hohlen Erde gilt. Diese vermutet er als ursprüngliche Heimat der Titanen, und so macht man sich auf die Suche nach dem Eingang, der natürlich auf Antarktika liegt.
Erst mal in der hohlen Erde angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Während Jia (Kaylee Hottle), die Stieftochter von Kong-Expertin Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall), mit Kong per Gebärdensprache kommuniziert und Godzillas Angriffe immer destruktiver werden, wird auch noch Mechagodzilla aktiviert – es kommt zum Showdown.
Wie in bester James-Bond-Manier wechseln Protagonisten und Titanen stetig und munter die Schauplätze, entführen die Besucher an exotische Orte und in fantastische Welten.
„Godzilla vs. Kong" wagt den Sprung aus den Pfaden der ersten beiden Godzilla-Filme des „MonsterVerse" aus dem Hause Legendary Entertainment und Warner Bros. Wo diese bemüht düster und überfrachtet waren und viel zu wenig Monster-Action zeigten, macht es hier einfach Spaß, dem Zerlegen diverser Städte und Gebäude zuzuschauen. Der Kniff, Kong in die hohle Erde zu folgen, sorgt zudem für einen Touch Jules Verne und der Riesenaffe ist denn auch emotionaler Anker des Films. So ist der vierte Streifen der neuen Reihe perfekt für verregnete Sonntagnachmittage – genau wie die japanischen Originale. Zu sehen ist er bei Sky Ticket oder auf DVD beziehungsweise Blu-ray.