Warum das Verbot des Verbrennermotors zu kurz gedacht ist
Manche der heutigen sogenannten Silver Ager werden sich mit Vergnügen an die rebellischen 60er-Jahre zurückerinnern, als ein – neudeutsch – Comedian namens Jürgen von Manger aus Herne dem Ruhrpott mit seiner typischen schrägen Denke und Spreche im „Ruhrpott-Deutsch" als Adolf Tegtmeier die Hörsäle der Universitäten und die Kleinkunstbühnen füllte. „Immer Mensch bleiben …"
Die intellektuelle und aufmüpfige Jugend war begeistert. Unvergessen sein „Schwiegermutter-Mörder". Ebenso sein Solo als Fest-Redner aus Anlass der Schließung und Versiegelung einer Kohlegrube. Sinngemäß trug er da vor: „... und so kann ich Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, heute voller Stolz mitteilen: Unter diesem Deckel ruht die modernste Kohlegrube Europas!"
Geschichte wiederholt sich, aber nicht nur im Bergbau, sondern auch in anderen Branchen, etwa der deutschen Autoindustrie. Unbestritten ist, dass die deutschen Autobauer – Hersteller wie Zulieferer, die immer vergessen werden – in den vergangenen Jahrzehnten einen Erfolgskurs ohnegleichen hingelegt haben. Erst haben sie die amerikanische Autoindustrie überflügelt, dann die japanischen und auch koreanischen Marktangriffe erfolgreich abgewehrt. Inzwischen reicht der Weltmarktanteil der deutschen Hersteller breit gefächert an 25 Prozent heran – hart erarbeitet in mehr als 140 nationalen Automärkten der Welt. Im Gegensatz zum weltgrößten Autobauer China, der seine jährlich 25 Millionen produzierten Verbrennerautos ausschließlich im eigenen Reich der Mitte absetzt, und auf dem Weltmarkt fast nicht vertreten ist.
Erfolgsmotor der deutschen Autoindustrie im wahrsten Wortsinn war die ausgeklügelte und hocheffiziente Diesel- und Ottomotoren-Technik, bei der die deutschen Hersteller von allen Wettbewerbern unerreicht Weltmeister sind. Die allerdings, wie sich im Zeichen der Klimakrise immer deutlicher herausstellte, auf fossile Brennstoffe angewiesen waren, um die im Trend stetig wachsende Anzahl von Pferdestärken zu füttern. Und fossile Brennstoffe – ob Benzin oder Diesel – verursachen bei der Verbrennung CO2-Emissionen, die von der Klima-Wissenschaft für den Klimawandel verantwortlich gemacht werden.
Die Politik musste also handeln – und hat gehandelt. Seit zwei Jahrzehnten werden die Abgasnormen für Verbrennermotoren sukzessive verschärft, wird es für die Autobauer immer schwerer und kostspieliger, die gesetzlichen Normen zu erfüllen. Als Alternative lenkte die Politik die Nachfrage mit hohen Kaufprämien und Ladenetz-Subventionen für Elektroautos, von denen sie sich den erhofften Klimaschutz versprach. Was aber nur – wie ebenfalls von der Wissenschaft vielfach bewiesen, nur dann global gesehen der Fall ist, wenn der Strom zum Antrieb des Boliden „grün", also umweltfreundlich, hergestellt wird. Und zusätzlich bei wachsender Flotte von Elektroautos auch im Überfluss vorhanden ist, sodass bei den verbleibenden Stromverbrauchern deren „schmutziger" schwarzer Strom durch grünen Strom ersetzt werden kann, wie es zum Klimaschutz notwendig ist.
Schlimmer noch: Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Elektroautos, so sie mit schmutzigem Kohlestrom betrieben werden, erheblich umweltschädlicher sind, als effiziente moderne Verbrennermotoren. Welche Absurdität! Grüner Strom ist weder in Deutschland noch in Europa auf Jahre hinaus im Überfluss vorhanden, die wachsende Flotte von Elektroautos muss zwangsläufig in Summe mit Kohlestrom betrieben werden. Unabhängig von dieser Erkenntnis plant die EU-Kommission, die CO2-Emissionsgesetze bis 2035 so zu verschärfen, dass sie von Verbrennermotoren nicht mehr erfüllt werden können. Außerdem wird überlegt, den Termin für die Verschärfung auf 2030 vorzuziehen.
Das bedeutet im Klartext den Tod des Verbrennermotors. Damit tritt die absurde Situation ein, dass qua gesetzlicher Verordnung ein relativ umweltfreundliches Antriebsaggregat – der Verbrennermotor – durch ein (derzeit noch) relativ umweltschädliches Aggregat – den Elektromotor – ersetzt werden muss. O santa simplicitas! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.