Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind die zwei besten Spieler der vergangenen 15 Jahre – vielleicht sogar aller Zeiten. Messi verließ seine große Liebe aus Barcelona für das Scheich-Konstrukt aus Paris, Ronaldo kehrte zu dem Verein zurück, der ihn einst groß machte.
Als Thomas Müller über den Transfer-Wirbel um Lionel Messi befragt wurde, war er kurz nicht nur Spieler des FC Bayern München, sondern einfacher Fußball-fan: „Ich hätte gern gesehen, dass Cristiano Ronaldo mit Lionel Messi zusammenspielt", meinte der 31-Jährige nach dem 5:0 der Münchener gegen Hertha BSC bei Sky: „Das wäre eine interessante Mischung gewesen." Ein Wunsch, der unerfüllt bleibt. Messi spielt seit dieser Saison bei Paris Saint-Germain. Bei Cristiano Ronaldo ist die Rückkehr zu Manchester United ebenfalls vollzogen. „Cristiano ist mittlerweile ein sehr, sehr starker Abschlussspieler geworden", meinte der Bayern-Star: „Und Messi und Neymar wären dann durch das Mittelfeld spaziert." Aber auch Ronaldos Rückkehr zu United „hat was", befand Müller. „Das ist noch mal eine heiße Kiste."
Der Weg zu dieser „heißen Kiste" war aber nicht ganz so unbeschwert, wie die Rückkehr zu United für Fußballromantiker scheint. Denn alle Indizien deuteten darauf hin, dass Ronaldo nicht etwa nach zwölf Jahren zu seiner alten Liebe United zurückkehrt, sondern wohl das himmelblaue Trikot des Lokalrivalen Manchester City tragen werde. Doch dann die Wendung und die Rückkehr des verlorenen Sohns zu United. Dass er natürlich auch als Marke für United fungiert, ist klar, seinen sportlichen Wert hat er in der Länderspielpause aber erneut untermauert. Dort hat er seine Portugiesen zum Sieg und sich selbst zum besten Nationalmannschaftstorschützen geschossen. Auch ManUnited-Coach Ole-Gunnar Solskjaer wagte eine durchaus einfache Prognose: „Er wird uns besser machen." Davon ist sicherlich auszugehen, auch weil Ronaldo vollmundig ankündigte, dass „noch einmal Geschichte geschrieben wird." Diese Nachricht solle Bruno Fernandes an die anderen Spieler bei United weitergeben. Cristiano will sein Team zur ersten Meisterschaft nach über neun Jahren führen.
Solskjaer: „Er wird uns besser machen"
Als die romantische Rückkehr endlich perfekt war, schwärmte Cristiano Ronaldo von seiner alten Liebe. „Manchester United ist ein Club, der immer einen besonderen Platz in meinem Herzen hatte", sagte der Heimkehrer in einer ersten Botschaft an die Fans der Red Devils. „Ich bin überwältigt von all den Nachrichten, die ich seit der Bekanntgabe am Freitag erhalten habe", ergänzte der 36-Jährige. „Ich kann es kaum erwarten, in Old Trafford vor einem vollen Stadion zu spielen und alle Fans wiederzusehen." Nachvollziehbar, da der Portugiese in seinen insgesamt acht Jahren im Old Trafford zu einem Weltspieler gereift ist und die Marke CR7 sich richtig entfaltete. Großen Einfluss darauf hatte die Trainer-Legende Sir Alex Ferguson. Sein Statement zum Wechsel beendete Ronaldo mit den Worten: „Sir Alex, das ist für Sie". Eine gewisse Fußballromantik ist da nicht von der Hand zu weisen.
Weniger romantisch hingegen verlief der Wechsel des anderen Weltfußballers Lionel Messi. In Barcelona groß geworden, in Barcelona zum Weltfußballer gereift, insgesamt sechsmal Weltfußballer, vier Champions-League-Titel. Eigentlich stand es nie zur Debatte, dass Messi irgendwann in einem anderen Trikot spielen wird als in dem des FC Barcelona. Doch in diesem Sommer war plötzlich Schluss.
Wechsel kurbelt Trikot-Verkauf massiv an
Ein wenig Fußballromantik gab es auch bei Messi. Sein Abschied war tränenreich, denn er war eigentlich gar nicht gewollt. Die Statuten des Financial Fairplay der spanischen Liga ließen es aber nicht zu, die Gesamtschulden des Clubs sollen sich Medienberichten zufolge für den Abrechnungszeitraum 2019/2020 auf einen Betrag von 1,17 Milliarden Euro belaufen. Davon seien 730,67 Millionen Euro kurzfristige Verbindlichkeiten. In Paris wird Messi unter anderen mit den Superstars Kylian Mbappé und Neymar zusammenspielen. Die Mannschaft des argentinischen Trainers Mauricio Pochettino zählte schon vor der Messi-Verpflichtung zu den besten Teams Europas. Die Mannschaft, die zuletzt im Halbfinale der Champions League an Manchester City und im Jahr davor im Endspiel am FC Bayern gescheitert war, hatte zuletzt auch den italienischen Europameister Gianluigi Donnarumma fürs Tor sowie die ehemalige Real-Madrid-Ikone Sergio Ramos verpflichtet. Messis Wechsel steht eigentlich völlig konträr zu dem von Ronaldo. Messi verlässt seine große Liebe, Ronaldo kehrte zu seiner großen Liebe zurück. Messi ist in Paris vor allem eine Marke, in den Plänen der Scheichs soll er das fehlende Puzzleteil sein, um nun endlich einen großen Coup zu landen.
Bei einem tieferen Blick in die Materie gibt es aber auch andere Seiten innerhalb des Profigeschäfts, die sicherlich eine große Rolle spielten. Zum einen die Arbeitskleidung der Spieler. Messis PSG-Trikot hatte sich in den ersten sieben Minuten seit Veröffentlichung 150.000-mal verkauft und soll damit einen Ertrag von 20 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Allein Basketball-Legende Michael Jordan, dessen „Jumpman"-Logo die Trikotbrust in Kooperation mit Ausstatter Nike ziert, soll bisher einen Gewinn von sieben Millionen US-Dollar aus dem Verkauf generiert haben. Dazu kommen unzählige Fanshirts mit dem Konterfei des Argentiniers und seiner Rückennummer 30, die PSG parallel in den Verkauf gebracht hat, um die hungrige Messi-Meute zu stillen. Gleiches Bild mit Ronaldos Trikot bei United. In den ersten zwölf Stunden nach Verkaufsbeginn des neuen Man-United-Trikots mit der Nummer 7 soll das Hemd laut lovethesales.com bereits einen Umsatz von 32,5 Millionen Pfund (37,93 Millionen Euro) generiert haben. Noch nie verkaufte ein Premier-League-Club demnach so viele Trikots eines einzelnen Spielers in den ersten zwölf Stunden nach Erscheinen. Dementsprechend ist es zwar eine schöne Sache, Messi in einem anderen Trikot und Ronaldo in seinem alten Trikot wiederzusehen, die Beweggründe dieser Wechsel waren aber größtenteils nicht sportlicher Natur.