An Lautsprechern, die auf ein gesprochenes „Hey, Siri", „Alexa" oder „OK, Google" reagieren, scheiden sich die Geister. Die einen fürchten sie, die anderen haben sie bereits im Haus. Doch wozu sind sie tatsächlich geeignet? Ein Selbsttest.
Eine gängige Meinung zu „Smart Speakern", den Lautsprechern mit eingebautem Mikrofon und Internet-Verbindung zu Apple, Amazon oder Google, ist häufig eine sehr klare: „Das braucht doch kein vernünftiger Mensch, und ich hole mir doch keine Spitzel ins Haus!" Immer wieder hört man, dass zumindest bei Alexa Amazon-Mitarbeiter auch mal mithören, obwohl der Nutzer gar keine Kommandos ausgesprochen hatte.
Die Bedenken sind natürlich berechtigt, früher haben Geheimdienste Wohnungen „verwanzt", heute tun die Bewohner dies selbst. Wer Angst hat, belauscht zu werden, sollte Smart-Speaker deshalb nicht ausprobieren. Es kann nämlich passieren, dass er sich anschließend doch einen ans Bett stellen will.
Im Smartphone oder Tablet sind Google Assistant, Apple Siri, Amazon Alexa & Co. bereits mit dem Betriebssystem eingebaut, allerdings nicht automatisch aktiviert. Mancher nutzt sie bereits zum Diktieren oder um das Smartphone im Auto per Sprache zu bedienen („Okay Google, rufe Chef an!"). In dem Moment, in dem eine Frage gestellt wird, greift der Google Assistant dabei auf Google und andere Internetquellen wie Wikipedia zurück.
Permanente Internetverbindung ist Voraussetzung
Der Internetzugriff erfolgt nicht erst zum Beantworten einer Frage, sondern bereits zur Spracherkennung. Diese funktioniert auf den Servern des Anbieters schneller als im Smartphone, und es wird deshalb alles, was man nach dem Kommando spricht, das den Sprachassistenten aktiviert, übers Internet zu Amazon, Google oder Apple übertragen. Es ist also eine permanente Internetverbindung notwendig, während beispielsweise die Spracherkennung des VW ID.3 oder von PC-Software auch ohne diese auskommt – dafür aber etwas langsamer arbeitet. Bei der Diktierfunktion von Android ist auch ein Offline-Betrieb möglich, bei den „OK Google"-Befehlen dagegen nicht. W-Lan ist deshalb Bestandteil aller Smart Speaker. Einige Modelle haben zusätzlich einen drahtgebundenen Ethernet-Anschluss und sind so auch ohne W-Lan einsetzbar.
Neben Wissens- und Wetterabfragen sind Smart Speaker auch zum Musik- und Radiohören geeignet. Allerdings prinzipiell auch hier über Internet – Empfänger für UKW oder DAB+ enthalten sie nicht. Das hat leider den Nachteil, selbst für das Hören lokaler Sender unnötigen Datenverkehr zu erzeugen. Bei einer schwachen DSL-Leitung können zudem Aussetzer auftreten. Außerdem ist Internet-Radio mit Smart Speakern oft besonders stark zeitlich verzögert – eine Uhr nach einer Radio-Zeitansage stellen sollte man deshalb auf keinen Fall.
Der Senderwechsel erscheint per Sprachkommando besonders einfach, allerdings wird oft beim Umschalten erst mal ein Werbespot vorgeschaltet, was nervt, wenn man eigentlich gerade wegen eines Werbeblocks im Radioprogramm umschalten wollte.
Neben Radio, das über den Internetdienst Tune-In abgerufen wird, können die Lautsprecher auch Musik und Wortbeiträge von Streamingdiensten wie Spotify, Youtube Music oder Amazon Music abrufen. Das funktioniert erstaunlich gut, selbst unbekanntere Aufnahmen werden gefunden, und man kann wie auf Youtube stundenlang auf Musikreise gehen – allerdings nur, wenn man ein kostenpflichtiges Abo bei einem dieser Dienste abschließt. Kostenlos kann man dagegen nur Musik von einem Kanal hören, die der des gewünschten Künstlers ähnelt, aber kein bestimmtes Musikstück.
Der Klang der Lautsprecher ist unterschiedlich. Er ist auf jeden Fall deutlich besser als der von analogen Funklautsprechern, die Digitaltechnik bringt hier einige Vorteile wie Rauschfreiheit. Einzelne Smart Speaker geben aber meist nur mono wieder, nur etwas größere Modelle enthalten zwei Kanäle. Meist können zwei Smart Speaker desselben Systems auch als Stereo-Paar betrieben werden – natürlich zum doppelten Preis.
Zur Steuerung von Smarthome-Funktionen geeignet
Ebenso können mehrere Lautsprecher in der Wohnung dieselbe Musik synchron wiedergeben, was als Multiroom-Fähigkeit bezeichnet wird. Beim Streamingdienst ist dies sogar zwingend notwendig, weil das Abo nur eine Wiedergabe pro Account erlaubt, doch auch bei anderen Quellen ist es lästig, wenn man in der Küche einen Werbeblock gehört hat, für die Nachrichten ins Wohnzimmer wechselt, doch der Lautsprecher dort gerade erst bei der Werbung angekommen oder bereits beim Verkehr ist. Klanglich neigen viele der Lautsprecher aufgrund ihrer Bauweise (Bassreflex) zum Dröhnen bei tiefen Tönen – insbesondere, wenn sie in einer Ecke oder einem Regal aufgestellt sind. Die besseren Modelle können auf den Aufstellungsort (freistehend, Regal, Ecke) konfiguriert oder zusätzlich im Klang justiert werden. Manche klingen allerdings wie das viel beworbene Bose-Radio, dessen bassstarken Klang man ungefähr zehn Minuten höchst beeindruckend findet und dann nur noch nervig …
Was infolge von Richtmikrofonen erstaunlich gut funktioniert, ist die Spracherkennung, auch wenn der Lautsprecher bereits Musik wiedergibt. Macht man nach dem Aktivierungswort („Alexa", „OK Google") eine kurze Pause, wird auch die Musik im Pegel abgesenkt, sodass einen der Lausprecher noch besser versteht.
Auf dem Schritt zum Smarthome kommen neben dem reinen „Dialog" zwischen Mensch und Lautsprecher, der auf eine Frage eine Antwort liefert oder auf ein Kommando etwas abspielt, noch andere Dinge hinzu. Man kann beispielsweise Rollläden öffnen und schließen, die Heizung verstellen oder das Licht einschalten lassen. Abgesehen von einigen Smart Speakern, die selbst eine Lichtquelle enthalten, ist hierfür jedoch zusätzliche Gerätschaft erforderlich.
Zudem ist das Ganze technisch schon sehr kompliziert: Das Kommando wird vom Smart Speaker empfangen, über das Internet an Google, Amazon oder Apple geschickt, dort verarbeitet, über das Internet zurückgeschickt und geht dann über das W-Lan, die Bridge und das andere Funknetz zur „intelligenten Lampe". Diese schaltet ein, bestätigt das in ihrem Netz, das Signal geht zur Bridge zurück und übers W-Lan zum Smart Speaker, der dann „Das Licht wurde eingeschaltet" spricht. Das kann schon mal einige Sekunden dauern und ist auch vom Stromverbrauch her aufwendig, da alle beteiligten Geräte ständig aktiv sein müssen und die Server bei Google, Amazon oder Apple sowie die Internet-Infrastruktur ebenfalls zum Stromverbrauch beitragen.
Das Spektrum der Smart Speaker beginnt preislich bei dem regulär knapp 200 Euro kostenden, doch teils schon unter 100 Euro erhältlichen Pure DiscovR. Hier liegt nicht einmal ein Netzteil bei, nur ein USB-Kabel. Dafür ist der Lautsprecher mit Akku ausgerüstet und sehr kompakt, sodass man ihn im ganzen Haus, auf dem Balkon oder im Garten nutzen kann. Für seine Kompaktheit bietet er einen ausgewogenen, angenehmen Klang und eine praktische Lautstärkeeinstellung mit Fingerdrehen auf der Oberfläche, wie es sonst von iPod und iPhone bekannt ist. Dies liegt daran, dass Pure-Inhaber des Patents auf diese Bedienungsweise ist und nur Apple es bislang lizensiert hat. Der Lautsprecher nutzt Alexa von Amazon als Schnittstelle, man benötigt also einen Amazon-Account, um ihn nutzen zu können. Nach dem Einschalten benötigt er allerdings eine Weile, um Kommandos entgegennehmen zu können.
Dann gibt es natürlich die Smart Speaker von Amazon, Google und Apple selbst, doch auch viele weitere Produkte von Drittherstellern auch aus dem Hi-Fi-Sektor. Diese haben meist direkten Netzanschluss und sind nicht mehr tragbar, dafür allerdings auch jederzeit empfangsbereit. Sie können üblicherweise sowohl mit Apple- als auch Android-Smartphones vernetzt werden, die zum Einrichten notwendig sind. Danach kann der Smart Speaker normalerweise selbstständig agieren, aber auch via Bluetooth als Freisprechanlage für das Smartphone dienen oder Musik von diesem wiedergeben –Letzteres aber mangels hochwertigen Bluetooth-Codecs nicht immer in optimaler Tonqualität: Für Android ist hier apt-X notwendig, AAC funktioniert nur mit Apple-Geräten.
Preise liegen meist zwischen 200 und 400 Euro
Diese meist ebenso zylindrischen Lautsprecher kosten zwischen 200 und 400 Euro. Der Harman Kardon Citation One MK II liegt dabei im unteren Preissegment und ist sehr leistungsfähig, hat jedoch keine Klangregelung und könnte auf dem Nachtschränkchen deshalb unangenehm basslastig dröhnen. Der LE03 ist dagegen quadratisch im klassischen Braun-Design, wobei die Technik hier wieder von Pure kommt. Er kostet knapp 350 Euro und hat Klangeinstellmöglichkeiten.
Bei Zusatzgeräten wie intelligenten LED-Lampen wird es komplizierter: Wenn sie überhaupt über eine Funkbrücke steuerbar sind, fallen hier die meisten vorhandenen Funktionen wie eine einstellbare Lichtfarbe weg und es verbleibt das reine Ein- und Ausschalten. Auch bei anderen fernsteuerbaren Geräten wie Heizungssteuerungen oder Rollläden sollte man vorher überprüfen, was davon auch über die Sprachschnittstelle verfügbar ist und welche Hard- und Software dazu notwendig sind.
Marktführer mit den besten Funktionen, aber auch dem höchsten Preis, ist bei Beleuchtung Philips mit seinen Hue-Lampen, doch der Autor wurde beim Lebensmittel-Discounter mit einem Einsteiger-Set aus intelligenter LED-Lampe und Funkbrücke schon für unter 20 Euro fündig. Bei diesem störte nur das extrem kurze Ethernet-Kabel, um die Brücke an den Router anzuschließen – so ist keine vernünftige Funkreichweite zu erreichen. Mit einem längeren Ethernet-Kabel und einer Leuchte mit Kunststoff-Fassung sind dagegen immerhin vier Meter per ZigBee überbrückbar.