Offiziell ist die Handlung von „Keine Zeit zu sterben" noch streng geheim. Doch Fans haben schon einen möglichen Plot identifiziert. Der letzte James-Bond-Film mit Daniel Craig läuft ab dem 30. September im Kino.
Wie ist der neue James-Bond-Film geworden? Diese Frage stellen sich zurzeit nicht nur die eingefleischten Fans der Reihe. Doch seriös beantworten lässt sie sich bislang nicht. Das, was bislang an Material an die Öffentlichkeit gelangt ist, sieht vielversprechend aus. Aber ob der Film wirklich gut ist – darüber sollte niemand ein Urteil abgeben, der ihn nicht angeschaut hat.
Bislang haben nur wenige Menschen „Keine Zeit zu sterben" – Orginaltitel „No Time to Die" – gesehen. Auch Journalisten bekommen ihn erst zeitgleich mit der Premiere am 28. September gezeigt. Und zwei Tage später kommt der Film schon in die Kinos. Das war nicht immer so knapp, „Skyfall" zum Beispiel konnten sich im Jahr 2012 Medienvertreter schon mehr als eine Woche vor der Premiere anschauen. Raum also für Spekulationen. Die werden von den Fakten, die über die Produktion bekannt sind, von Aussagen von Beteiligten und vorab veröffentlichten Filmausschnitten genährt.
Spektakuläre Stunts sind ein Muss
Klar ist, dass der neue Bond mit spektakulären Stunts aufwarten wird. Die Bilder von einem waghalsigen Sprung mit dem Motorrad etwa in der süditalienischen Bergstadt Matera sind bekannt. Und zahlreiche Zuschauer haben die Dreharbeiten gefilmt und ins Internet gestellt. Auch die Verfolgungsjagd in einem Nachbau des Aston Martin DB 5 aus „Goldfinger" war schon zu sehen. Überhaupt werden die Fans der britischen Edel-Automarke auf ihre Kosten kommen: Neben dem klassischen Bond-Auto ist ein V8 Vantage Volante im Einsatz, ähnlich dem aus „Der Hauch des Todes" (1987). Und auch zwei neuere Modelle des Herstellers sind zu sehen.
Bekannt ist, welche Figuren in dem Film vorkommen: Daniel Craig hat wieder – und zum letzten Mal – die Rolle von James Bond übernommen. Oscar-Preisträger Rami Malek verkörpert seinen Gegenspieler Lyutsifer Safin. Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux), die bereits in „Spectre" mit dabei war, spielt eine tragende Rolle. Neu im Team ist Lashana Lynch als Nomi, eine Doppelnull-Agentin. Christoph Waltz ist wieder als Ernst Stavro Blofeld zu sehen, Jeffrey Wright spielt nach „Casino Royale" und „Ein Quantum Trost" zum dritten Mal den CIA-Agenten Felix Leiter, als kubanische CIA-Agentin Paloma tritt Ana de Armas in Erscheinung. Und selbstverständlich sind auch Moneypenny (Naomie Harris), Q (Ben Wishaw) und M (Ralph Fiennes) wieder mit von der Partie.
Regie geführt hat Cary Joji Fukunaga. Er ist für so unterschiedliche Filme verantwortlich wie „Sin Nombre" (2009) – einem Film über Bandenkriminalität und illegale Einwanderung von Mexiko in die USA – und Jane Eyre (2011), einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charlotte Brontë aus dem Jahr 1847. Außerdem hat er ab 2014 bei der ersten Staffel der vielgelobten Fernsehserie „True Detective" Regie geführt. Bei „Keine Zeit zu sterben" ist er wenige Wochen vor Drehbeginn eingestiegen, nachdem Danny Boyle aus dem Projekt ausgestiegen war.
Die fünf Bond-Filme mit Daniel Craig bilden eine Einheit. Vom Start im Jahr 2006 mit „Casino Royale" bis zu dem nun herauskommenden Film werden verschiedene Seiten der Persönlichkeit des Agenten beleuchtet – und es gibt eine Reihe von durchgehenden Handlungssträngen, die die Filme viel stärker zusammenhalten als es früher der Fall war. Bond durchläuft dabei eine Entwicklung: Vom jungen, noch etwas unerfahrenen Agenten hin zu einem etwas desillusionierten Mann, der innerlich auf Distanz zum Geheimdienst gegangen ist. Auch wenn er sein Geschäft immer noch beherrscht.
Als gesichert gelten darf, was in der offiziellen Ankündigung des Films steht: „James Bond hat seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist."
Bond-Fans haben sich allerdings die Mühe gemacht, anhand der vorab veröffentlichten Trailer und der Informationen über die Dreharbeiten die mutmaßliche Handlung des Films zusammenzustellen. Das geht so weit, dass ein Fan die bekannten Filmschnipsel in eine chronologische Reihenfolge gebracht und im Internet veröffentlicht hat. Selbst Ausschnitte von den Schlußszenen wären danach schon bekannt.
Viele Spekulationen um die Handlung
Zur Erinnerung: Am Ende des 2015 herausgekommenen Films „Spectre" fahren Bond und Madeleine Swann im Aston Martin DB5 davon. Hier setzt der neue Film an. Offenbar ist es zwischen den beiden etwas später zu einem Streit gekommen. Beide sind in Italien gewesen, in Matera. Bond hat dort das Grab von Vesper – seine große Liebe aus „Casino Royale" – besucht. Im Anschluss wird Bond von Männern, die ihn töten wollen, gejagt. Unter Beschuss im Aston Martin hat er Madeleine dann Verrat vorgeworfen. Und an einem Bahnhof in Italien haben sich die Wege der beiden getrennt. Fünf Jahre danach lebt Bond auf Jamaika und hat die Lizenz zum Töten abgegeben. Dort kontaktiert ihn Felix Leiter und bittet ihn um Hilfe. Eine wichtige Person, wohl ein Wissenschaftler, ist entführt worden und wird offenbar auf Kuba festgehalten. Seine Forschung hat wohl etwas mit Gentechnik und Klonen zu tun. Bond soll ihn herausholen. Dabei trifft Bond auf die Agentin Nomi, eine Doppelnull-Agentin, die möglicherweise die 007 von ihm übernommen hat. Nachdem die Mission auf Kuba nicht so verlaufen ist wie geplant, macht sich Bond auf den Weg nach London. Dort trifft er Moneypenny und Q, und schließlich auch M. Beim MI6 trifft er auch wieder auf Madeleine. Blofeld, der seit dem Ende von „Spectre" Gefangener des Geheimdiensts ist, gibt ihm einen wertvollen Tipp. Der führt ihn zu seinem Gegner, Lyutsifer Safin, der eine riesige unterirdische Anlage in Norwegen betreibt.
Um es klar zu sagen: All das ist weitgehend Spekulation. Die Reihenfolge der Szenen kann auch anders sein. Und höchstwahrscheinlich sind noch wichtige Passagen des Films unbekannt. So soll Regisseur Cary Joji Fukunaga mindestens drei verschiedene Enden für den Film gedreht haben. Welches er davon wirklich verwendet hat, wissen vermutlich nicht einmal die Schauspieler.
Eines gilt in James-Bond-Filmen als sicher: James Bond stirbt nicht. Ob in einem Wasserbecken voller Haie, in einer explodierenden Raumstation oder schlichtweg unter Dauerbeschuss: 007 findet immer einen Weg, aus der gefährlichsten Situation herauszukommen, um kurz darauf wieder an einem Wodka Martini zu nippen. Seit Daniel Craig die Rolle des Geheimagenten übernommen hat, ist Bond zwar verwundbarer geworden, an dem ehernen Gesetz wagte aber niemand zu rütteln. Doch bei allem, was bislang über „No Time to Die" bekannt ist, stellt sich die Frage, ob diese Grenze nicht diesmal überschritten wird.
Ein offenes Ende scheint denkbar
Realistisch betrachtet: Wahrscheinlich nicht. Dafür sprechen eine Reihe von Überlegungen: Sollte Bond in dem neuen Film sterben, dann steht das mit ziemlicher Sicherheit gleich nach der Premiere in den Schlagzeilen. Bei solch einer Nachricht zählt das Versprechen, keine Spoiler zu verbreiten, nicht mehr. Das muss auch den Produzenten klar sein – und auch, dass dann die ganze Geheimniskrämerei um den Film nutzlos ist. Dazu kommt: Mit Bond wird viel Geld verdient. Schwer vorstellbar, dass die Produzenten da auf neue Filme verzichten wollen. Und außerdem: Bislang haben sich alle Beteiligten so geäußert, dass es weitere Bond Filme geben wird.
Immer wieder gibt es unter den Fans Diskussionen, ob nicht ein Bond sterben, und dann ein neuer James Bond übernehmen kann. Das hieße allerdings, dass „James Bond" nur ein Codename wie „M" oder „Q" wäre – und das ist unlogisch, schließlich ist der Codename von Bond „007". Entsprechend unbeliebt ist dieser Gedanke bei den Fans; und das dürften auch die Produzenten wissen.
Klar ist: „No Time to Die" ist der letzte Film der Reihe mit Daniel Craig. Die Produzenten müssen also einen Weg finden, ihm einen würdigen Abgang zu verschaffen und gleichzeitig die Basis für einen Neuanfang zu legen – mit einem neuen Schauspieler. Einem Mann, da hat sich Produzentin Barbara Broccoli festgelegt. Sie halte nichts davon, Männerrollen mit Frauen zu besetzen, hat sie einmal gesagt.
Denkbar wäre vor diesem Hintergrund ein offenes Ende, eines, bei dem man nicht weiß, ob Bond am Leben bleibt. Das würde sogar zu den Büchern von Ian Fleming passen; zweimal gab es solche Enden. Und es wäre auch ein Weg für einen weiteren Relaunch der Reihe.