Der Schriftsteller und Jurist John Grisham ist seit Jahrzehnten erfolgreich, seine Bücher werden regelmäßig zu Bestsellern und wurden in 40 Sprachen übersetzt. Klassiker wie „Die Akte" sichern sich immer wieder einen Platz in den oberen Verkaufsbereichen. John Grisham schreibt seine stets umfangreichen Werke fast wie am Fließband: Über 30 Romane zählen zu seinem bisherigen Repertoire – und das, ohne dabei an Substanz zu verlieren. Nun hat er wieder ein Buch veröffentlicht, diesmal heißt es „Der Polizist" und schildert Grauzonen aus dem juristischen Labyrinth des Alltags: Schuld, Unschuld, Wahrheiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch subjektiv betrachtet aus allen Blickwinkeln zunächst der Realität entsprechen.
Stu Kofer ist ein gewalttätiger Säufer. Eines Nachts kehrt er mit besonders schlechter Laune heim, streckt seine Freundin mit einem mächtigen Schlag nieder – und wird von ihrem Sohn erschossen. Notwehr oder Mord? Der Fall muss vorsichtig erörtert werden, denn Stu Kofer war ein angesehener Polizist.
Die Stadt fordert die Todesstrafe für den Täter. Doch dieser ist gerade mal 16 Jahre alt. Der Anwalt Jake Brigance übernimmt die Verteidigung des Jungen ohne zu ahnen, welche persönlichen Konsequenzen dies für ihn hat.
John Grishams Roman ist ein unterhaltsames Werk, in dem er bewusst mit juristischen Klischees brechen will, auch wenn er die Gesetzesgrundlagen natürlich gut kennt. Der Autor legt dennoch nicht primär Wert auf eine realitätsgetreue Schilderung. Ihm geht es um gute Unterhaltung. Dies wird besonders dann deutlich, wenn Grisham schildert, wie Anwalt Jake Brigance sich zu einer Art Ziehvater für seinen Mandanten entwickelt und auch dessen misshandelte Schwester fast zur eigenen Tochter für ihn wird. Dies könnte man nun als künstlerische Verblendung bezeichnen, die meisten werden es aber so sehen, wie es ist: „Der Polizist" ist ein weiterer gelungener Roman des Profis. Nicht mehr und nicht weniger.