Eine Reise in die einmalige Fluss- und Auenlandschaft des Spreewalds sollte immer auch eine kulinarische sein. Wer sich dabei auf saure Gurken, Hefeplinse und Quark mit Leinöl beschränkt, verpasst eine ganze Menge.
Jahrhunderte formten den Spreewald zu einer einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft mit dichten Wäldern, saftigen Wiesen und verschlungenen Fließen mit besten Bedingungen für die Landwirtschaft. Inmitten dieser Idylle hat sich interessanterweise ein Sachse als Spreewald-Koch einen Namen gemacht. Bekannt wie ein bunter Hund und entsprechend gewandet, wirbt Peter Franke, Gründer der Spreewälder Kräutermanufaktur und des „Unkrautladens", unermüdlich für einheimische Gewächse und demonstriert im Kräuter-Hotel „Zum Stern", welche Gaumenfreuden sich daraus zaubern lassen. Denn alles, was für eine gesunde, ausgewogene und trotzdem ausgesprochen leckere Ernährung empfehlenswert ist, findet er vor seiner Haustür und bei benachbarten Landwirten. Oder auf den Wiesen und im Wald, wo er schon im Morgengrauen Kräuter sammelt und sich dabei gern von Wissbegierigen begleiten lässt.
Spreewald ist Hauptanbaugebiet für Meerrettich
Er variiert und kombiniert und würzt jedes Gericht mit Witz und Humor und Empfehlungen, die man so leicht nicht vergisst und die durchaus auch Ehen retten können. Darum reibt sich Peter Franke ganz besonders für Meerrettich im wahrsten Sinne und mit wachsender Begeisterung auf. Er bereitet ihn in bis zu 30 Varianten, zum Beispiel mit Kräutern, Roter Bete oder Mohrrüben. Bestens geeignet für einen gesunden Brotaufstrich, aber auch dafür, einem die Tränen in die Augen zu treiben. Deshalb nennt der Koch seine Kräutermanufaktur auch gern „Peters Tränenbar" und seine Brote „Tränenschnitten".
Der Spreewald ist das deutsche Hauptanbaugebiet für Meerrettich, denn der liebt es warm und feucht, und da ist er im Biosphärenreservat genau richtig. Schon wegen der Regionalität liebt Franke das scharfe Gewächs, aber auch wegen seines Geschmacks, seiner vielen Einsatzmöglichkeiten und der zahlreichen Gesundheitseigenschaften. Mit seinem freundlichen Hang zur Übertreibung preist er seinen kulinarischen Liebling als großartige Grippeschutzimpfung und wirksamen Penicillin-Ersatz an. „Das ist Gesundheit, die man schmecken kann!", sagt Franke. „Und zudem noch ein ehelicher Konfliktlöser. Meerrettich abends auf die Bemme, und der Partner schnarcht nicht – versprochen."
Spreewaldgurke steht für Qualität und ist beliebt
Bei diesem Tausendsassa von Wurzel ist es schon fast merkwürdig, dass es kein Meerrettich-Eis gibt. Keineswegs abwegig, schließlich schreckt das Café Urban im Kurort Burg unweit des beschaulichen Hafens auch nicht vor Quark-Eis mit Leinöl oder Spreewaldgurken-Eis zurück. Das sind Verbeugungen vor der Region, aber auch die Lust, stets Neues auszuprobieren und die Gäste zu überraschen. Tatsächlich ist das Quark-Eis der pure Genuss und das darüber geträufelte Leinöl geschmacklich eher unaufdringlich. Wer auf gehäckselten und geeisten Gurkensalat steht, wird auch mit dem Gurken-Eis glücklich und alle anderen spätestens mit dem Marzipan-Mohn-Eis.
„Was klart den Kopf bei Mann und Frau? Saure Gurken aus Lübbenau." Die Lübbenauer waren von diesem seit Jahrzehnten überlieferten Spruch nie sonderlich begeistert, sahen sie sich doch zu sehr auf ihr bekanntestes Erzeugnis reduziert. Heute gehen sie gelassener damit um, schließlich ist die Spreewälder Gurke zum Qualitätsprodukt mit Herkunftsgarantie aufgestiegen und als „to go" in der Büchse ein Verkaufshit, der in keinem Touristen-Rucksack als Mitbringsel fehlt. Wie die Gurken in den verschiedensten Geschmacksrichtungen von chili-scharf bis honig-süß eingelegt und abgefüllt werden, kann jeder Besucher in der Konservenfirma Rabe im Lübbenauer Ortsteil Boblitz nachvollziehen und viele Sorten probieren.
Doch weil sie so appetitanregend sind, muss der nächste Weg unweigerlich in eines der Traditions-Gasthäuser zu anderen regionalen Spezialitäten wie Hecht in Spreewaldsoße, Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl oder Zander mit Schmorgurken führen. Nur zu Fuß, per Kahn oder Rad geht’s zum rustikalen „Gasthaus Wotschofska" auf eine traumhafte Erleninsel mitten im Hochwald. Dieser einmaligen Idylle verdankt das berühmte Ausflugsziel schon einige hinreißende Auftritte in den beliebten ZDF-Spreewaldkrimis. Wer nach der Einkehr direkt am Wasser unter mächtigen alten Eichen satt und zufrieden nach einem Digestif lechzt, kann zum beliebten Spreewälder Kräuterbitter greifen oder zu einer weiteren Verkostung nach Schlepzig in den Unterspreewald eilen. Und die beruht auf einer absoluten Schnapsidee, die drei Berliner Unternehmer in ihrer „Spreewood Distillers" verwirklichen. Auch bei ihnen, inmitten des 600-Seelen Dorfes, eingerahmt von Stieleichen-, Buchen- und Erlenwäldern, stößt der Gast auf die allgegenwärtige Gurke, nur diesmal in Form eines Geistes. Ebenso kann sich der Genießer an Omas Apfelkuchen-Likör laben, doch besonders hoch im Kurs stehen die verschiedenen Sorten Whisky. Vor allem der aus einheimischem Roggen wird von der internationalen Fachwelt gelobt und mit Preisen geadelt. Das erlesene Getreide, die gute Wasserqualität im Biosphärenreservat, die überlieferte Brenntradition und das für die Fassreifung förderliche besondere Mikroklima verleihen den Destillaten ein einzigartiges Aroma.
Einzigartiges Aroma garantiert
Die Spirituosenmanufaktur liegt idyllisch in dem alten Spreewalddorf Schlepzig, das mit Kopfsteinpflasterstraße, knorrigen Obstbäumen auf Spreewiesen und durchzogen von Fließen auf das Schönste den Reiz der wundervollen Naturlandschaft unterstreicht. Natürlich hat die Brennerei auch einen eigenen Zugang zum weitverzweigten, 1.575 Kilometer langen Gewässernetz, von denen etwa 275 Kilometer für Touristen erschlossen sind. So steht einer zünftigen Fahrt mit einem der berühmten Spreewaldkähne (beliebtester Spruch der Kahnführer: „Wer im Spreewald ertrinkt, ist nur zu faul zum Aufstehen.") spätestens jetzt nichts mehr im Wege.
Sollte die etwas zugig ausfallen, kommt Peter Franke wieder ins Spiel. Er schwört auf eine wohltuende Schmand-Suppe, wenn’s im Hals kratzt und die Nase zu laufen beginnt. Die zu kochen sei kinderleicht, denn dafür braucht man lediglich eine gute Brühe, in die man Schmand oder Crème fraîche einrührt und schließlich mit frisch geriebenem Meerrettich zur wirksamen Stütze der Abwehrkräfte veredelt. „Natürlich auf keinen Fall aufkochen", gibt Franke noch eindringlich mit auf den Weg, „sonst gehen alle gesunden und immunstärkenden Inhaltsstoffe verloren!"
Weitere Infos: www.spreewald.de, www.spreewaldverein.de