Make-up, Lippenstift, Mascara, Puder und Co. stecken zumeist in Plastikverpackungen oder Tiegeln. Selbst bei naturbelassenen veganen Inhalten ist es dadurch schwer, wirklich umweltbewusst einzukaufen. Doch Hilfe naht, denn mittlerweile erkennen immer mehr Labels: Zero Waste funktioniert.
Zugegeben, das Angebot an echter Naturkosmetik ohne Plastikverpackungen ist überschaubar. Und doch gibt es sie, die Ausnahmen von der Regel. Eine davon ist das Familienunternehmen „we luv eco". Die Gründer Sabine und Adem haben ein klares Ziel: „Unsere Vision ist eine Welt, in der nachhaltige Alternativen die Plastikflut in unseren Badezimmern für immer ersetzt haben." Zum Angebot gehören Lippenbalsame, die allesamt zu 100 Prozent vegan und nachhaltig produziert sind. Zu den Inhaltsstoffen zählen ausschließlich natürliche Zutaten, auf Palmöl und sonstige Zusätze verzichtet das Ehepaar bewusst. Die Herstellung der wertvollen Sheabutter für die Produkte findet in traditioneller Handarbeit in Ghana statt. Das sichert den Frauen dort ein Einkommen und das mit einem Fairtrade-Zuschlag von mindestens 40 Prozent. Neben Menschen liegen den Stuttgartern auch Tiere und Pflanzen am Herzen. Deshalb setzen sie sich bewusst für das Tierwohl ein und verwenden ausschließlich Inhaltsstoffe, die ohne Tierversuche auskommen. Das Eden Refosteration Projekt ist ebenfalls eine Herzensangelegenheit der Jungunternehmer. Für jedes verkaufte Produkt wird ein Baum gepflanzt. Inzwischen sind es Millionen und die wachsen nun in Kenia, Haiti, Madagaskar und vielen anderen sehr armen Ländern dieser Erde. Für ihre Pflanzarbeit erhalten die Dorfbewohner natürlich auch einen Lohn. So schließt sich der Kreis und für das Wohl aller ist gesorgt, nicht zuletzt für das gute Hautgefühl der zufriedenen Kunden. Die schönen Lippenbalsame kommen in einer recycelbaren Altpapierverpackung über den eigenen Onlineshop direkt ins eigene Zuhause. Und das Angebot wächst stetig. Genauso wie bei Nelumbo Kosmetik. Unter dem Motto „Natürlichkeit spricht für sich" werden im Jerichower Land seit acht Jahren in liebevoller Handarbeit Naturkosmetik und Pflegeprodukte hergestellt. Zum Einsatz kommen Zutaten aus der Region wie Schafsmilch, Hanföl, handgesiedetes Solesalz und Bio-Öle. Auf problematische Inhaltsstoffe verzichtet das Unternehmen ganz bewusst. Bei der Herstellung und Verpackung ist es dem Nelumbo-Team wichtig, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen. Deshalb kommen Kosmetikprodukte wie die hochwertige BB-Creme ausschließlich in Glastiegeln in viele Unverpackt-Läden oder sind direkt über den gut sortierten Onlineshop zu bestellen.
Ressourcen schonen und auf die Umwelt achten
Statt Glas setzt man bei Couleur Caramel auf umweltgerechte Verpackungen aus Papier und Holz. Bereits seit 2003 existiert das französische Label von David Reccole und Cédric Ferréol. In dieser Zeit ist das Angebot stetig gewachsen und wird inzwischen in über 30 Ländern angeboten. Neben einer Make-up-Linie gehört auch tierversuchsfreie und vegane Mascara ebenso zum Sortiment wie Bio-Highlighter auf der Basis von Aprikosen-Öl und Bienenwachs. Den Gründern kommt es bei der Entwicklung neuer Produkte nicht allein darauf an, dass sie ein Mittel sind, die Schönheit jeder einzelnen Kundin zu unterstützen. Sie wollen vielmehr eine Lebenseinstellung verkörpern, indem sie unserem Planeten Erde Respekt zollen und versuchen, seine Vollkommenheit und die in ihm liegenden Ressourcen bestmöglich zu schützen.
Doch selbst hier, bei durchdachten Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen ist Zero Waste noch ferne Zukunftsmusik. Doch mit recycelbaren Tiegeln und Paletten klappt es zumindest etwas Müll einzusparen und den schädlichen Plastikanteil bis auf null zu reduzieren. Less Waste ist ein guter Anfang in die richtige Richtung. Doch es geht noch besser mit sogenannten Refill-Produkten. Diese sind in wiederverwertbaren Verpackungen abgefüllt. Nach der Verwendung müssen diese in den Verkaufsstellen abgegeben werden oder gelangen auf dem Postweg zurück zum Hersteller. Der reinigt sie und füllt darin neue Produkte ab. Als Alternative dazu können Kunden die Tiegel aus Holz, Metall oder Glas auch behalten und dann selbst Nachfüller kaufen. Die sind in der Regel günstiger als das Originalprodukt und lassen sich unkompliziert verwenden. Gute Beispiele für Kosmetikhersteller, die mit Refill-Verpackungen arbeiten, sind puroBio Kosmetik oder auch Zao. Letzteres ist Ecocert-zertifiziert. Dieses Siegel bekommen Naturkosmetikprodukte von der Organisation Ecocert Greenlife verliehen, wenn sie ihre Inhaltsstoffe aus erneuerbaren Rohstoffen gewinnen und gegenüber dem Verbraucher transparent arbeiten. Außerdem verpflichten sie sich, Produktions- und Herstellungsprozesse umwelt- und gesundheitsfreundlich zu gestalten. Bei Zao setzt man auf Bambus. Aus dem schnell nachwachsenden Holz entsteht die Verpackung der hochwertigen dekorativen Naturkosmetik, made in Frankreich. Die handlichen Gefäße sehen dadurch nicht nur schick aus, sie orientieren sich auch an den gängigen Umweltschutzstandards. Aktuell ist es allerdings so, dass Refiller wie Puder noch in recycelbaren PET-Kunststoffverpackungen abgepackt sind. Das soll sich laut Hersteller aber bald ändern und man möchte auf Umschläge aus Pappe zurückgreifen. Diese Vorgehensweise nutzen auch die kreativen Köpfe hinter Benecos. Das Sortiment an dekorativer Kosmetik erreicht in der Refill-Variante ausschließlich in vollständig abbaubaren Papierverpackungen die Endkundinnen. Die „It-Pieces Refill-Palette" bildet den Grundstein dieses Refill-Systems. In ihr sind sämtliche Schminkbausteine wie Lidschatten, Puder und Rouge enthalten. Ist ein Baustein leer, lässt sich dieser mit Refillern wieder ersetzen und das so oft es einem gefällt. Die Möglichkeiten immer neuer Kombinationen der Lieblingsprodukte beziffert Benecos auf 29.723. Da findet sich für jeden genau das richtige Produkt. Bislang gibt es dieses praktische Mehrweg-Kombisystem leider nur für Schminke, nicht aber für Pflegecremes. Die lassen sich auch bei Baims Natural Make-up nicht anders kombinieren, die Cremes befinden sich jedoch in einer wunderschönen Refill-Bambus-Lösung. Dort hinein kommen hier nicht nur Pflegeprodukte, sondern selbst Lippenstifte, Make-up und Puder. Für diesen ökologischen Lösungsansatz, kombiniert mit den natürlichen Inhaltsstoffen der Produkte erhielt auch Baims Natural Make-up das Ecocert-Siegel. Etwas teurer, aber ebenso refill-erprobt sind CCPD-zertifizierte Naturkosmetikprodukte von Kirsten Kjaer Weis. Das CCPD-Siegel geht an Produkte, die umweltfreundlich produziert und organischen Ursprungs sind. Passend zum exklusiven Metall-Design der Umverpackungen kombiniert die Dänin dekorative Kosmetika mit höchsten qualitativen Ansprüchen. Als Lohn für die Mühe des Refills dürfen sich Kundinnen hier über großzügige Rabatte freuen. Wie das Neubefüllen funktioniert, erklärt eine übersichtliche Anleitung.
Umschläge aus Pappe statt recycelbare PET-Kunststoffverpackungen
Refill-Produkte in Glastiegeln, Metalldosen oder Bambusgefäßen haben laut Verbraucherzentrale den Vorteil, dass sie sich eben öfter nutzen lassen und deshalb eine bessere Ökobilanz aufweisen als Einmalverpackungen. Außerdem lässt sich das System unkompliziert anwenden und die Nachfüller sind meist deutlich günstiger zu haben als das „Erstprodukt". Trotzdem gibt es hier Verbesserungsbedarf, denn zur Produktion von Glas oder Holz wird ja immer noch viel Energie gebraucht. Außerdem bedeuten Refiller für den Verbraucher eine Bindung an das Produkt und den Hersteller. Sie sind wenig flexibel bei der Auswahl. Außerdem durchlaufen viele Systeme einen großen Aufwand, wenn sie zum Wiederbefüllen eingesammelt, gereinigt, aufbereitet und wieder in den Handel zurückgegeben werden.
Auf lange Sicht kann es deshalb sinnvoll sein, über eine weitere, deutlich umweltbewusstere Lösung nachzudenken: der Handmade-Variante für dekorative Schminke. Im Internet gibt es inzwischen ein breites kostenloses Angebot an Herstellungstipps für Lippenstifte, Puder und Co. Hier kann jeder selbst bestimmen, welche natürlichen Inhaltsstoffe Einzug in das neue Lieblingsprodukt halten. Noch dazu ist die Herstellung leicht. Das fertige Produkt hält dann drei bis sechs Monate im Kühlschrank oder an einem anderen kühlen, dunklen Ort. Ein gutes Beispiel zum Selbermachen sind Lippenstifte. Die Basis bildet wahlweise Kokosöl, Bienenwachs, Kakaobutter oder Olivenöl. Dazu kommt ein natürlicher Farbstoff wie Kakao, Zimt, Kurkuma oder Rote-Bete-Pulver. Zunächst das Basisprodukt einschmelzen, darin die Farbe einrühren, abfüllen und auskühlen lassen. Wer mag, der gibt vor dem Einfüllen noch ein bis zwei Tropfen ätherischer Öle dazu, um einen schönen Duft zu erzeugen. Hier ist es wichtig, sehr vorsichtig zu dosieren, sonst riecht es schnell zu intensiv. Lippenstifte lassen sich übrigens auch problemlos umfunktionieren. Etwas Produkt auf das Oberlid aufgestrichen ergibt einen romantischen Augenaufschlag. Auf die Wangenpartie getupft ersetzt der Lippenstift das Rouge. Neben Lippenstiften lassen sich auch Make-up, Eyeliner, Mascara und vieles mehr selbst herstellen. Da es dazu spezieller Inhaltsstoffe wie Talkum, Mica-Pulver, Zinkoxid und Farbpigmenten bedarf, kann es leichter sein, diese fertig zu bestellen und anschließend zuzufügen. Das ist dann allerdings nicht ohne Verpackungsaufwand möglich.
Trotzdem ist es sinnvoll, bei Unsicherheiten zu den Verfahren und Inhaltsstoffen als Anfänger auf eine DIY-Box zurückzugreifen. Darin finden sich übersichtliche Anleitungen und alle Basisprodukte die es braucht, um dekorative Kosmetik in wenigen Schritten selbst herzustellen.
Es ist also möglich, sich nachhaltig zu schminken, sei es mit eigenen oder gekauften Produkten. Und während die Inhaltsstoffe besonders ökologisch ausfallen, hapert es an einigen Punkten noch mit der Verpackung. Ein erster Schritt ist das Bewusstsein für dieses Problem und der vielfältige Versuch, eine optimale Lösung zu finden zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt.