Unser Gastro-Kolumnist hatte bei seinem Besuch einige sehr berührende Momente. Nach vielen Monaten Krankheit durch einen schweren Covid-19-Verlauf konnten zwei menschliche Juwelen ihr Restaurant „Dorfbrunnen“ in Kirkel-Altstadt wieder öffnen: Gabi und Michael Petry.
Der „Dorfbrunnen“ war vom 2. November 2020 bis zum 6. Oktober 2021 geschlossen. Zuerst des angeordneten Lockdowns wegen. Doch für die Betreiber dieses wunderbaren Restaurants im Saarpfalz-Kreis gab es in dieser Zeit noch eine weitere Hiobsbotschaft: Gabi und Mike Petry hatten sich beide mit Covid-19 infiziert. Und beide hatten einen schweren Verlauf, es ging um Leben und Tod. Beide brauchten viel Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Und beide haben es geschafft. Gott sei Dank!
Wir stehen uns am Stehtisch im „Dorfbrunnen“ gegenüber. Mike erzählt: „Mittwoch nach Ostern 2020 war ich gemeinsam mit meiner Frau einkaufen. In zwei Geschäften hier in der Nähe. Zwei Tage später wurde Gabi positiv getestet, ich negativ. Doch einen Tag später wurde auch ich positiv getestet. Zuerst hieß es, wir sollten zehn Tage zu Hause bleiben. Das ginge wieder weg. Doch es wurde immer schlimmer. Nach neun Tagen ging gar nichts mehr, und ich musste mit dem Notarzt ins Krankenhaus. Ich kam zuerst nach Neunkirchen, wurde aber sofort in die Universitätsklinik nach Homburg verlegt. Gabi genauso. Gabi lag zehn Tage auf der Intensivstation, ich drei Wochen. Innerhalb einer Woche habe ich 13 Kilo abgenommen. Mein Leben stand auf der Kippe.“
13 Kilo weniger − sein Leben stand auf der Kippe
Der Zustand der beiden war schlimm. Bei Mike noch etwas mehr als bei Gabi. Er hatte eine Lunge, die nur noch zu 30 Prozent funktionierte. Das reichte noch nicht mal, um sich selbstständig im Bett zu drehen. Nach drei Wochen auf der Intensivstation wurde er anschließend auf der Lungenstation wieder aufgebaut. Jede Menge Therapien, er musste nochmal laufen lernen – mit einem Rollator. Dann ging es mit einem Sauerstoffrucksack nach Hause. Gabi war schon dort. Das Familienleben stand Kopf, da Frau und Tochter mit dem Schlimmsten rechneten. Die Nerven lagen blank. Doch Mike ist ein Kämpfer. Täglich Spaziergänge mit Gabi und Hund. Er wollte nicht aufgeben. Immer noch mit dem Sauerstoffrucksack. Auch nachts. Langsam ging es aber aufwärts.
Dann konnte er endlich in den Schwarzwald in die Reha. Dort ist eine der wenigen Spezialkliniken in Deutschland für die Wiedergenesung von an Covid-19-Erkrankten. Er lernte vieles neu, auch Atemtechniken und machte dort ein Sportprogramm, ging täglich wandern. Nach vier Wochen ging es zurück. Zu Hause musste er wieder an Gewicht zulegen, mehr als 13 Kilogramm. Gabi war dann auch noch in Reha, die ebenfalls gut lief. Laut ärztlichem Rat war vorgegeben, Mike dürfe nochmals arbeiten, wenn sein Lungenvolumen bei 80 Prozent sei. Und daran arbeitete Mike hart. Er hatte auch kognitive Probleme, vergaß Dinge. Bis heute macht er Übungen, etwa Rätsel in Zeitungen. Doch nur Abwarten bringt gar nichts. Er trainierte hart weiter. Die Ärzte sagten ihm, er sei einer der ganz wenigen, die nach einem halben Jahr wieder gesund seien. Normal sei mindestens ein Jahr Krankenschein.
Wer im Saarland die Perlen auf dem Lande sucht, wird hier fündig, denn diese Perle liegt im Kirkeler Ortsteil Altstadt: der „Dorfbrunnen“. Hier wird gepflegte Gastlichkeit zelebriert. Man erlebt in diesem Haus Kompetenz, Herzlichkeit und Liebe mit einem wohlüberlegten Gastronomiekonzept. Betreiber sind Gabriele und Michael Petry. Und dies seit mehr als 33 Jahren. Zurzeit nehmen sie nur etwa 40 Gäste pro Abend an, die Nebenzimmer werden noch nicht belegt. Den ersten Abend hatte er ja schon hinter sich. Ich fragte, wie er den gestrigen Tag verkraftet habe? Er antwortete: „Ich hatte Hilfe in der Küche, auf die ich mich verlassen kann! Heute Morgen tat mir aber jeder Knochen weh.“
Denn auch die Vorbereitungen vor der Eröffnung waren hart. Ein Restaurant, welches knapp ein Jahr geschlossen war, kann man nicht einfach so wieder aufsperren. Es gab Probleme bei Spülung, Abzug und Elektrik. Bei der Kaffeemaschine war die Dichtung kaputt. Das alles musste erst mal repariert werden. „Das musst Du auch nervlich hinbekommen“, sagt Mike. Und die Probleme hören ja nicht auf. Sämtliche Coronahilfen des Staates müssen jetzt versteuert werden. Er sagte mir, er sei froh, dass sie Eigentum haben, sonst würde es nicht gut aussehen.
Eine weitere Besonderheit hier sind die Gäste, die ihren „Dorfbrunnen“ lieben – und auch das Personal. Von 13 Mitarbeiterinnen musste eine junge Frau kündigen, weil sie ihr Studium in einem anderen Bundesland fortsetzte. Alle anderen sind noch hier und lieben die familiäre Atmosphäre und die Zusammenarbeit mit Familie Petry. Und gerade in der schweren Zeit der letzten Monate war das für die Betreiber sehr wichtig. Mitarbeiterin Laura Meyer bringt es auf den Punkt: „Unser Team im ‚Dorfbrunnen‘ ist super. Hier fühlt man sich wie zu Hause in der Familie. Und jeder hilft jedem. Hier herrscht Empathie untereinander. Wir freuen uns alle, bei Familie Petry arbeiten zu dürfen.“
Und auch die Familie wird die beiden in Zukunft stärker unterstützen. Tochter Sina und ihr Freund David Schmidt regeln an diesem Abend Theke und Service. Sina kennen schon viele hier, David machte an diesem Abend seine erste Schicht. Ruhig, gelassen, aber sehr aufmerksam. Das wird was! Sina erzählt: „Ich bin ja seit meiner Kindheit hier. Es gibt wohl keinen Stammgast, der mich nicht kennt! So können wir meine Mutter entlasten, das ist unsere Motivation. Sie soll sich donnerstags dann mal einen freien Tag gönnen.“ sagte Sina und brachte ein Tablett voller Getränke an den Tisch.
Gesundheit ist halt einfach das höchste Gut
Der freundliche Umgangston hier verströmt eine positive Energie im Raum. Hier bekommt man nicht nur ein gutes Essen, ein besonderes Bier und einen tadellosen Wein, hier wird man mit einer Herzlichkeit empfangen, die einfach Lust auf den nächsten Besuch im „Dorfbrunnen“ macht! Die meisten Gäste sind Freunde und dem Haus schon lange treu. Am ersten Abend hätte Familie Petry ohne Weiteres 40 Reservierungen mehr annehmen können. Aber es ging noch nicht. Natürlich habe ich an diesem Abend wieder ausgezeichnet gegessen. Ich liebe diese Landküche im „Dorfbrunnen“. Tagliatelle „Garibaldi“ mit Pfifferlingen, etwas Spinat und Karotten, eine wunderbare, sehr geschmackvolle Sauce. Danach ein „Salade à la maison“ mit Steakstreifen und einem herausragenden Dressing. Fragen Sie mal meine Frau, alleine wegen dieser Salatsauce liebt sie den „Dorfbrunnen“. Und der alte Spruch gilt: Die Saucen sind die Visitenkarte des Kochs. Und Mikes ist herausragend!
Ein Rumpsteak vom argentinischen Angusbullen, schön medium gebraten. Dazu frische Pfifferlinge und Kartoffelplätzchen. Mit einer ganz leichten Schnittlauchcremesauce, die mich mehr als überzeugte. Ein kulinarisches Erlebnis. Eine Landhausküche, comme il faut! Was will der geneigte Feinschmecker mehr? An diesem Abend trank ich keine Spezialitäten von der gut sortierten Weinkarte, denn ich entdeckte ein neues Bier der Bitburger-Brauerei. Das „Eifelbräu Landbier“ hat eine hellgoldene Farbe. Die Hopfenmischung ist „Perle“ und „Tradition“. Würzig. Schmeckt nach mehr! Hat mich auch restlos überzeugt.
Ein emotionaler Besuch. Klar war alles wieder hervorragend, kenne ich ja nicht anders hier. Doch wichtiger ist mir, dass diese beiden „Perlen auf dem Lande“ wieder gesund sind. Denn Gesundheit ist das höchste Gut der Menschheit!