Im Frühjahr 2020 wusste man noch nicht, welche langfristigen Auswirkungen die gerade aufkeimende Pandemie auf die komplette Musikindustrie haben würde. Viele Bands und Labels mussten sich kurzfristig entscheiden, ob sie ihre Veröffentlichungspläne verschieben oder
doch durchziehen sollten. Eine derartige Situation gab es vorher noch nicht, und daher existierten auch keine Masterpläne. Auch die schwedische Band Katatonia wurde von den sich überschlagenden Ereignissen rund um die Welt regelrecht überrumpelt. Dennoch veröffentlichte sie ihr elftes Studioalbum „City Burials" im April 2020. Sie konnte damals noch nicht wissen, dass bis heute, anderthalb Jahre später, keine klassischen Live-Tourneen mehr stattfinden würden, und so ist „City Burials" trotz großartiger Rezensionen in der Versenkung verschwunden. Grund genug, sich noch einmal ausführlicher mit diesem Album zu befassen, welches in der Diskografie der schwedischen Meister der Melancholie einen Sonderstatus bekommen wird. Nicht nur, weil die Scheibe inmitten einer beginnenden Katastrophe veröffentlicht wurde, sondern auch weil „City Burials" vom ersten bis zum letzten Song überzeugt. Wer Katatonia kennt, weiß, dass sich die Band um Frontmann Jonas Renkse über die Jahre zu einer der weltweit führenden Dark Progressive Rock/Metal-Bands entwickelt hat. Wer die Band noch nie gehört hat, für den ist „City Burials" das perfekte Einstiegsalbum. Die Mischung aus düsteren Ambientklängen, Progressive Rock und dunklem Metal ist einzigartig in ihrer Art und vor allem fantastisch produziert und arrangiert. Hervorzuheben sind der treibende Prog-Wave-Rocker „The Winter Of Our Passing", der ausufernde Opener „Heart Set To Divide", die dunkle Ambient-Hymne „Lacquer" oder „Untrodden" mit seiner für Katatonia so typischen Melancholie.
„City Burials" ist ein Album, für das man sich Zeit lassen sollte, denn es erschließt sich keinesfalls beim ersten Hören. Zu viele Details sind zu entdecken. Ein dunkles Manifest einer der unterschätztesten Rockbands unserer Zeit und ein Muss für alle, die sich gerne tiefergehend mit anspruchsvoller Musik beschäftigen.