Wer hätte daran noch ernsthaft geglaubt? Nach all den teils unterirdischen Auseinandersetzungen rund um Corona sind nicht alle Umgangsformen den Bach runtergegangen. Er möge alle verfügbaren Informationen „noch einmal auf sich wirken lassen", hofft der Regierungssprecher, und reagiert damit auf einen impfunwilligen Fußballnationalspieler. Und weil so einer auch ein Vorbild ist, klinkt sich selbst die Vorsitzende des Ethikrates verständnisvoll ein, schließlich gebe es noch „viele, die Fragen haben oder etwas falsch verstanden haben".
Nun gut, jetzt ist wohl nach noch nicht einmal einem Jahr Impfkampagne kaum zu erwarten, dass jeder schon Zeit hatte, alle Informationen auf sich wirken zu lassen. Und irgendwie stimmt ja auch, dass nach diesem einen knappen Jahr kaum mit absoluter Sicherheit vorauszusagen ist, was in ein paar Jahren der Fall ist. Mit der Unsicherheit sollte ein Fußballer, ob Amateur oder Spitzenprofi, aber umgehen können. Schließlich ist in der Regel beim Anpfiff auch nicht mit Gewissheit klar, wie es nach 90 (plus ein paar) Minuten aussieht.
Aber schön, dass wir darüber mal so gesittet geredet haben. War ja nicht immer der Fall. Dabei ist die Diskussion ja durchaus ernst.
Ernst sind allerdings auch die Hinweise in Sachen Kontaktnachverfolgung. Von einem funktionierenden System hängt schließlich ab, ob Infektionscluster früh erkannt und damit weitere Ausbreitungen eingedämmt werden können. Auch das sollten wir eigentlich seit der ersten Pandemiewelle gelernt haben. Wenn es dort offensichtlich zu erheblichen Problemen kommt, die Nachverfolgung nicht einigermaßen verlässlich sichergestellt ist, sind Lockerungen nicht wirklich vertretbar.
Dass dabei die zunächst hochgejubelte Luca-App ein Flop ist, ist nicht erst seit gestern bekannt. Umso befremdlicher, dass über vieles intensiv und heftig gerungen wird, eine effektive Kontaktnachverfolgung aber offenbar keine besondere Priorität hat. Unverständlich, weil es wirklich kein Geheimnis ist, dass nicht nur einzelne Fußballprofis etwas wohl „falsch verstanden" haben oder „verfügbare Informationen noch mal auf sich wirken lassen" müssen.