Im kleinen Laden „Saar-Lor-deLuxe" von Josèphe Blondaut und Kilian Heinz in der Nauwieserstraße in Saarbrücken finden sich allerlei Schätze für Genussmenschen und alle, die Wert auf Regionalität legen. Um die 500 Produkte haben sie aktuell im Sortiment.
Im Sommer vor fünf Jahren lernte ich den Laden von „Saar-Lor-deLuxe" kennen. Eröffnung war am 9. Juli 2016, und Betreiber damals wie heute sind Josèphe Blondaut und Kilian Heinz. Schon damals war ihr Ladenlokal in der gleichen Straße in Saarbrücken, doch damals noch auf der anderen Straßenseite. Genauer gesagt neben der Kultkneipe „Bingert", in jenem Ladengeschäft, das viele Jahre lang vom Friseur Valente betrieben wurde. Doch mit der Zeit wurde dieser Standort zu eng. Deshalb wechselten die beiden vor zwei Jahren mit ihrem Geschäft in die Nauwieser Straße 30, direkt am Nauwieserplatz.
Ihre Motivation war und ist es, gute Produkte aus der Großregion zu finden und zu verkaufen. An einem Ort wertige und seltene Produkte der Region anzubieten. Also im Grunde ihren Kunden den Weg von Hofladen zu Hofladen oder von Markt zu Markt zu ersparen und eine Plattform zu schaffen, wo man all diese Produkte zusammen bestellen kann. Wobei Plattform auch im übertragenen Sinne gemeint ist, denn alle Produkte lassen sich tatsächlich auch via Internet bestellen und werden den Kunden dann zugeschickt.
Plattform für Regionales
Als Josèphe Blondaut und Kilian Heinz damals anfingen, erkundeten sie zunächst die kulinarische Region: Gourmetmärkte, Bauernmärkte und in Frankreich auch Märkte an Weihnachten. „Wir machten uns natürlich Gedanken darüber, wie man wieder an die Produkte rankommt, die wir auf dem Markt gekauft haben. Es gab bis dahin kein Geschäft im Saarland, wo ich all diese Produkte erstehen konnte", erinnert sich Kilian Heinz. „Da gab es auch in den großen Supermärkten noch keine regionale Schiene. Jeder kleine Produzent arbeitete für sich."
Damals musste man schon viele Kilometer fahren und immer hoffen, dass der kleine Hofladen auch geöffnet hat. Auch die Online-Vermarktung steckte bei vielen noch in den Kinderschuhen. Und so hatten Josèphe Blondaut und Kilian Heinz die Idee, all diese besonderen Produkte in ihrem Geschäft zu bündeln oder an einem Ort zu verkaufen. Damals glaubten sie noch, der Onlinehandel würde der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit werden, denn sie hatten Kunden aus der gesamten Großregion im Visier. Deshalb gibt es die Onlineplattform auch auf Deutsch und auf Französisch. Heute beträgt der Umsatz des Onlinehandels etwa 40 Prozent, der Rest wird im Laden umgesetzt. Mittlerweile verschicken die beiden ihre Produkte weit über die Großregion hinaus. Saarländische Bestellungen machen nur etwa zehn Prozent des Online-Umsatzes aus.
Als sie anfingen erstellten sie eine Liste von knapp 1.000 Produkten, die infrage kommen könnten. Aus ihrem Freundeskreis bekamen sie aber immer wieder zu hören, sie sollten nicht nur online vertreiben, sondern bräuchten auch einen kleinen Laden. Das sei viel persönlicher. Zum Glück hörten sie auf diese Ratschläge. Es gibt eben viele Menschen, die die Lebensmittel sehen, an ihnen riechen oder sie sogar zuerst probieren wollen. Gerade bei frischen Sachen.
Veranstaltungen im Ladenlokal
Also entschlossen sich Josèphe Blondaut und Kilian Heinz dazu, auch einen Laden aufzumachen. Von ihren Lieferanten ließen sie sich etwa 200 Produkte schicken. Ganz nach dem Prinzip, der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler, luden sie etwa 30 Freunde ein und machten mit ihnen zu Hause einen Verkostungsabend. Jeder bewertete, und bald schon stand das Sortiment für den Anfang fest. Heute haben die beiden zwischen 400 bis 500 Produkte in ihrem Shop.
Schon vor der Eröffnung 2016 nahmen sie erste Kontakte zu potenziellen Kunden und Produzenten auf: Sie beteiligten sich im Mai 2016 auf dem Gourmetmarkt in Saarbrücken St. Arnual. Kilian Heinz erinnert sich: „Den Markt gab es ja damals noch, mit den schönen weißen Zelten. Da wollten wir unser Konzept testen." Das Publikum fand die Auswahl spannend und bestärkte die beiden in ihrer Sicht der Dinge.
Die Klientel von Josèphe Blondaut und Kilian Heinz sind Menschen, die das besondere Produkt suchen. Hier gibt es wenig Laufkundschaft. Eher Menschen, die sich bewusst entschieden haben, Hochwertiges zu kaufen. Natürlich kann ich heute in jedem Supermarkt Rapsöl kaufen. Wo dieses allerdings herkommt, weiß ich oft nicht. Aber bei Saar-Lor-deLuxe steht etwa das Rapsöl der Bliesgau-Ölmühle. Und nicht nur das, sondern deren ganzes Sortiment hochwertiger Öle.
Feine Auswahl an Frischem
So ist es auch nicht verwunderlich, dass in dem Ladenlokal immer wieder Veranstaltungen stattfinden. Gin-Tastings etwa, Käse-Verkostungen, Kaffee-Seminare mit Röstmeister Pauli Michels, Craftbeer-Tastings oder auch Gewürz- und Öl-Tastings. Wie gesagt, sie haben bald eher 500 Produkte als 400 im Sortiment. Deshalb lohnt sich vor Besuch des Ladens ein Blick auf die Internetseite. Unterteilt in Rubriken finden Kunden hier besondere Produkte der Region Saarland, Lothringen, Elsass, Rheinland-Pfalz und auch Belgien. Alles unter den Rubriken Antipasti und Aperitif, Aufstriche, Deluxe, Essig und Öl, Fertiggerichte, Gedrucktes, Getränke, Gewürze, Kaffee und Tee, Kosmetik und Kerzen, Mehl und Hülsenfrüchte, Nudeln und Soßen, Süßes, Wurst und Fleisch. Dazu kommt noch die Abteilung „Frisches".
Mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an frischen Produkten, die es nur im Laden in Saarbrücken gibt, möchten sie auch Fans frischer Produkte glücklich machen. Dafür arbeiten sie nur mit regionalen Erzeugern zusammen, die für beste Qualität, kurze Transportwege und nachhaltigen Genuss stehen. Teilweise sind die Produkte nur auf Vorbestellung im Shop oder Laden erhältlich. Hier finde ich dann etwa den Wolfsbarsch vom Saarbrücker Unternehmen Seawater oder die Bio-Edelpilze von Mirko Kalkum. Natürlich auch das Eis von Henry’s Eismanufaktur. Und manchmal haben sie einen besonderen Käse vorrätig.
Gemeinsam mit ihren Partnern entwickeln die beiden auch Produkte. So arbeiten sie beispielsweise eng zusammen mit Rimoco, dem Laden für beste Gewürze in der Saarbrücker Talstraße. Gemeinsam haben sie „Magie de Luxe" kreiert – ohne Glutamat und Konservierungsstoffe, basierend auf Schwarzkümmel, Bockshornklee, Meersalz, Koriandersamen, Ajowan, Salbei, Basilikum sowie Chili aus kontrolliert biologischem Anbau. Ein Universalgewürz, nicht nur für Suppen und Saucen. Außerdem fanden sie eine Trüffelmayonnaise in Belgien, von einem Familienbetrieb in vierter Generation. Dort werden auch Senf und Saucen hergestellt. Die Trüffelmayonnaise ist etwas Besonderes, denn viele Trüffelgerichte haben ja nur Trüffelöl oder Trüffelaroma. Die Mayonnaise enthält zwar wenige, aber dafür echte Trüffel. Und das schmeckt man.
Hochprozentiges neu im Soriment
Ich stöbere bei meinem Besuch etwas im Sortiment. Zuvor hatte ich mir auf dem Nachmittagsmarkt auf dem Max-Ophüls-Platz ein Brot bei der Demeter-Bäckerei Sander gekauft. Und bei „Saar-Lor-deLuxe" kaufe ich mir dann Mirabellenterrine von les Delices d’Aline aus Lothringen dazu. Und noch Rillettes pur Canard vom Bauernhof Porten aus Nordlothringen. Außerdem haben sie hier die Produkte der Délisoeurs aus dem Saarland, die in allen großen Fachzeitungen ausgezeichnet werden. Das Abendessen ist schnell geklärt.
Neu im Programm sind ab sofort auch Produkte der Distillerie du Castor aus Troisfontaines in Lothringen. Etwa der Ingwerlikör und der Pastis de la Moselle, mittlerweile mein Lieblingspastis. Natürlich haben sie aber auch den Pastis de la Sarre und Hochprozentiges vom einem besonderen Edelbrenner – Monter aus dem saarländischen Hemmersdorf. Etwa den berühmtesten saarländischen Edelbrand: Monter’s Mispelbrand „Hundsärsch".
Was gibt es noch Neues? Die Betreiber wollen im nächsten Jahr in ein größeres Ladenlokal. Der Laden platzt nämlich schon wieder aus allen Nähten. Und sie wollen noch viel mehr Veranstaltungen mit ihren Kunden machen. Den Kunden auch ihre Händler präsentieren. Es bleibt also spannend.