In Krisenzeiten verändern sich Menschen. Die einen kapitulieren gleich, andere scheitern erst nach vielen zermürbenden Jahren – und wieder andere wachsen über sich hinaus. Das beste Beispiel dafür ist ein trauriges Kapitel der deutschen Geschichte, an das immer wieder erinnert werden muss – weil es nicht selbstverständlich ist, dass eine Tragödie wie der Nationalsozialismus sich nicht wiederholen könnte.
Die Historikerin und Schriftstellerin Julia Kröhn widmet sich in ihrem zweiteiligen Roman „Die Alster-Schule. Zeit des Wandels" und dem Nachfolgeband „Die Alster-Schule. Jahre des Widerstands" einer Form der Gegenbewegung, die in der Öffentlichkeit selten erwähnt wird: pädagogischer Widerstand in Schulen und Universitäten. Natürlich kennt fast jeder die bekanntesten studentischen Kämpfer: die Geschwister Scholl oder Willi Graf. Doch diese mussten für ihre Courage und ihre Vorstellung für eine bessere Welt sterben, weil sie von den Nazis verurteilt wurden, bevor der Krieg zu Ende war.
Die Autorin der Romane verknüpft in der Handlung der Bücher fiktive Charaktere mit realen Persönlichkeiten – eine davon ist die Hamburger Lehrerin und Reformpädagogin Erna Stahl. Der von ihr initiierte Lesekreis in den 1930er-Jahren schuf die geistige Grundlage für die „Weiße Rose".
Im Mittelpunkt der Handlung stehen weitere Figuren, die unterschiedliche Verhaltensweisen gegen Ende der Weimarer Republik im Jahr 1930 und während des Dritten Reichs demonstrieren sollen: Opportunisten, Mitläufer, Widerstandskämpfer, Opfer, Täter. Sie wandeln bisweilen zwischen unterschiedlichen Verhaltensmustern, sind mal gut, mal weniger gut, aber immer eines: glaubwürdig.
Eine der Protagonistinnen ist die junge, idealistische Lehrerin Felicitas, die ihre neue Stelle mit humanistischen Bildungszielen angeht – und wütend wird, als die Nazis immer mehr Macht erlangen. Plötzlich müssen sich die Pädagogen zwischen Menschlichkeit und Überleben entscheiden. Eine Dilogie, die man lesen sollte.