Die niederländische Trendforscherin Li Edelkoort ernannte Grün bereits im Jahr 2020 zur wichtigsten Trendfarbe des Jahrzehnts. Wie es scheint, soll sie Recht behalten.
Die Farbe Grün steht für Optimismus und Harmonie. Aber auch für die Natur, die uns umgibt. Kein Wunder, dass wir uns darin so wohlfühlen, dass wir uns am liebsten einhüllen würden wie eine Raupe in ihren Kokon. Den Trend zu Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Hoffnung auf eine bessere Welt hat natürlich auch das berühmte Pantone Color Institute längst erkannt und wählte Leprechaun zu einer der fünf Trendfarben für dieses Fashionjahr. Leprechaun ist ein Koboldgrün, welches an das irische Wahrzeichen erinnert, den lustigen Kobold mit der grünen Mütze und dem schicken gleichfarbigen Anzug. Und wo Forscher die Richtung vorgeben, lassen sich Designer natürlich gern inspirieren. Von Louis Vuitton über Versace bis hin zu Azuma Makoto sind die Models nun reihenweise in koboldgrüne Kleider, Anzüge und Mäntel gehüllt. Da darf auch schon mal eine echte Pflanze auf dem Kopf thronen (Noir Kei Ninomiya) oder Moos Verwendung finden (Azuma Makato). Das hält dann nicht für die Ewigkeit, aber zumindest eine Weile dank modernster Aufbereitungsmethoden für Echtpflanzen.
Zartes Salbeigrün, Minze und Olive Branch
Und damit Leprechaun nicht langweilig wird, gibt es zum Glück wunderbare Nuancen. Zartes Salbeigrün zum Beispiel, aber auch Minze, Olive Branch, Lime und Grasgrün sind beliebt. Während Letztere vor allem im Sommer ein großes Thema waren, geht es zum Herbst hin mehr in eine dezentere Richtung. Olive Branch zum Beispiel erinnert tatsächlich an die Farbe von Oliven und tendiert vom Grundschema eher zu einem grünlichen Ocker. Es harmoniert dadurch wunderbar zu Herbstdauerbrennern wie Hellbraun, Creme, Senfgelb, aber auch zu Fuchsia und Orange lässt sich Olive Branch problemlos kombinieren. Dadurch eröffnen sich ganz neue Farbspiele, die ein bisschen an umherwehende Herbstblätter erinnern und damit optimal sind für die kühlere Jahreszeit. Insbesondere dann, wenn man einfach genug hat vom Einheitsbrei in Schwarz, Weiß und Grau. Hier darf ruhig etwas Farbe dazu und schon wertet es das Outfit ungemein auf und schenkt ihm eine beschwingte Note. Kobold-Grün ist hierfür eine ebenso gute Kombinationsmöglichkeit wie Minze oder Salbei.
Ein Ton, den Designer wie Stella McCartney und Jacquemus lieben. Ist er doch sanft, nicht zu aufdringlich und trotzdem fröhlicher als die klassischen Herbsttöne. Deshalb dürfen sämtliche Entwürfe ruhig mit zartgrünen Säumen umrahmt sein, als möchten sie sich in Form und Design der Natur ergeben und wirken dadurch selbst wie eine wertvolle Pflanze, die der Betrachter nie zerstören würde. Eine Botschaft mit Tiefgang und eine, die einfach toll ausschaut und jeder Frau gut zu Gesicht steht. Aufgrund der Tiefe von Grün und den unterschiedlichen Nuancen passt es perfekt zur blassen Winterhaut, kann aber auch bei dunklerer Haut wunderbar aussehen. Bei Lime, Olive Branch und Leprechaun schwingt stets eine Spur heiterer Eleganz mit, sodass sie nicht nur die lässige Freizeitkleidung optimal ergänzen, sondern ebenso den ganz großen Auftritt hinlegen können. Einen wie den von Influencerin Chiara Ferragni auf den Filmfestspielen in Cannes. Sie entschied sich für ein schulterfreies, limettenfarbiges Abendkleid von Giambattista Valli, das sofort zum Hingucker des Abends avancierte. Nicht allein wegen der Farbe, aber sicher wegen der langen Schleppe und den überlangen halbtransparenten Armen. Auf der gleichen Veranstaltung waren dann noch zwei weitere hinreißende Kleider in Grün vertreten. So trug Influencerin Leonie Hanne ein minzfarbenes Tüllkleid von Nikole + Felicia Couture. Obenherum gab es viel Haut zu sehen, im Beinbereich dafür Lagen von Tüll. Das wirkte fast, als wäre die Jetsetterin in eine Wolke gehüllt. Die ergänzte sie gekonnt durch leuchtende Ketten und Armbänder aus dem Hause Pomellato. Schmuck war für Schauspielerin Abigail Breslin kein so großes Thema, sie beschränkte sich eher darauf, ihren petrolfarbenen Traum von einem Schleppenkleid wirken zu lassen. Dank Herzausschnitt und Beinschlitz war auch das eine gelungene Komposition von Dolce & Gabbana, die einmal mehr zeigte, wie elegant Grün doch sein kann.
Viel Farbe, weniger Schmuck
Was bei einem einzelnen Kleid noch einfach erscheint, stellt so manche Fashionista im Alltag vor Herausforderungen. Wie schließlich lässt sich Grün am besten kombinieren? Hierzu gibt es drei Möglichkeiten. Ein Blickfang ist der All-over-Green-Look wie er zum Beispiel bei Josefine Vogt, einer skandinavischen Influencerin, zu sehen ist. Sie kombiniert sanfte Nuancen mit sehr kräftigen Grüntönen und schafft dadurch ein echtes Trendstyling. Wo so viel Farbe dominiert, da dürfen sich dann Schmuck und Accessoires gern zurückhalten. Angesagter Perlenschmuck oder dezente Goldelemente sind hier genau der richtige Weg. Wer sich nicht herantraut an so viel unterschiedliche Farbaspekte, der wählt Variante zwei: den Monochrom-Look. Hier darf man sich von Kopf bis Fuß in die Lieblingsnuance hüllen. Anzugkombinationen aus Blazern und Hosen oder Röcken funktionieren ebenso gut wie lange Kleider. Beim Trendstyling Nummer drei heißt es: Zeichen setzen! Grün kann und darf ruhig eine Signalfarbe sein. Wer also noch nicht ganz warm geworden ist mit dem echten Evergreen, der sucht sich ein Lieblingsstück aus und bleibt ansonsten seinem Alltagsstyling treu. Eine Bluejeans mit Sneakern und einer grünen Bluse wäre zum Beispiel eine schöne Abwechslung. Oder eine ausgefallene grüne Oversized-Bomberjacke zum sonst schlichten Look? Wer es noch dezenter angehen möchte, der entscheidet sich für Boots in Tannengrün. Auch die passen zu vielen klassischen Herbsttönen wie Braun, Beige, Dunkelblau, Grau, Schwarz und Weiß. Selbst zu Bordeauxrot, Senfgelb und Blasslila ist Grün eine wunderbare Ergänzung. Wer dem Ganzen etwas mehr Schwung geben möchte, der entscheidet sich für farbenfrohe Accessoires in Pink, Gelb oder Orange. Grün verzeiht fast alles. Solange es nicht zu bunt zugeht.