Fünf dunkle Lindt Excellence-Schokoladen, kombiniert mit fünf Weinen von Vinzery: Sommelière Charlotte Ganter wählte den Inhalt für vorweihnachtliche Pairing-Pakete aus.
Vier Rote, ein Weißer. Drei pure und zwei Schokoladen mit Extras. So kommt das „Lindt Excellence"-Paket bei mir an. Fünf Weine und fünf dunkle Schokoladen bitten darum, nach den Empfehlungen von Sommelière Charlotte Ganter vom Online-Weinhändler Vinzery verkostet zu werden. Ganter traf ihre Auswahl aus allen Schokoladen der Excellence-Reihe von Lindt. „Ich habe dazu 27 Weine von Vinzery ausgesucht und alle Weine mit allen Tafeln durchprobiert." Dreieinhalb Stunden später standen die Pairings vom Profi. Sie werden nun in diversen Paketen über www.vinzery.de angeboten und verschickt.
Basis sind die fünf dunklen Tafeln mit den puren 70-, 85- und 90-prozentigen sowie mit einer Chili- und einer „Orange Intense"-Schokolade. Wir erhalten sie im „5+5 Excellence Paket" mit drei Italienern, einem Franzosen und einem Deutschen. Es gibt weitere Pakete, bei denen durch beispielsweise ausschließlich französische Weine, deutsche Rieslinge oder alkoholfreie Weine ganz andere Geschmackseindrücke möglich sind. Gedacht sind die Pakete für „Einstiegsverkoster" und „Einstiegsschokoladenprobierer", die entweder noch nicht über das Pairing von Schokolade und Wein nachgedacht oder sich nicht so recht an die dunklen Tafeln herangetraut haben.
„Ich habe mich gefragt: Welche Schokoladen machen Sinn für jemand, der noch keine Ahnung davon hat?", sagt Charlotte Ganter. Insbesondere bei den puren Schokoladen lohne es sich, genauer hinzuschmecken, um die Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten wahrzunehmen.
In munterer Viererrunde mit Fotograf und Freundinnen geht’s ran an die Tafeln und Flaschen: Wir sortieren per Quiz die vermuteten Pairings einander zu, schieben nicht nur zu Foto-Zwecken das Arrangement auf dem Tisch herum. „Orangenschoki und Muskatteller. Das war einfach!", sagt die eine Freundin. Stimmt. Bei den Prozente-Schokoladen und den Italienern wird’s schon schwieriger – Valpolicella, Nero d’Avola oder Salento Rosso zu 70, 85 oder 90 Prozent? Ich tippe auf den Nero d’Avola zu Chili – und liege falsch. Deshalb gibt’s online eine Spielanleitung mit den genauen Zuordnungen.
Pakete richten sich an „Einstiegsverkoster"
Wir starten korrekt mit dem Barone d’Albius Nero d’Avola 2019 und der puren 70-Prozentigen. Es empfiehlt sich, beim Probieren die Schokolade erst im Mund anschmelzen zu lassen und dann einen Schluck Wein dazu zu nehmen. Als „milde Lindt-Schokolade mit kräftigen Fruchtaromen" wird diese Tafel beschrieben. Wir sagen: „Eine schöne, mehrheitsfähige Schokolade für ein Einsteigerpairing." Der Nero d’Avola vom Weingut Mezzacorona verheißt intensive Tanninnoten, kommt uns aber vergleichsweise leicht vor. „Das war nicht der schwerste Rotwein, den ich je getrunken habe", merkt die Freundin an. Das spricht für die von Charlotte Ganter beabsichtigte Harmonie anstelle von Kontrast in dieser Kombi. Die Lindt-Informationen weisen uns auf den „matt-satinierten Glanz" der hochwertigen Edelkakao-Schokoladen hin. Den haben die Tafeln zweifellos, die meine Freundinnen und ich als Käuferinnen insbesondere der Orangen-, Limonen- und Granatapfel-Varianten bereits kennen. Und jetzt wird hingehört und die Schoki mit den Ohren gegessen! „Wenn Sie ein Stück Schokolade abbrechen, sollte ein prägnantes Knacken zu hören sein und sich eine glatte Bruchkante zeigen", heißt es in den Infos. Ist weniger cremiges Fett als etwa in einer Vollmilchtafel enthalten, knackt die Schoki hörbarer und lässt sich nicht „wegbiegen".
Wir nehmen den Abzweig nach Frankreich, zum Castelbarry Saute Rocher Rouge IGP St. Guilhem Le Dèsert, und zur 85-Prozentigen. Damit sind wir versehentlich falsch abgebogen, denn geplant wäre diese Kombination erst eine Runde später. Macht aber nichts. Stellen wir den Roten in den Gläsern noch einmal zurück und lassen ihn ein wenig an die frische Luft.
Atmen: Ja. Dekantieren: Nein. So lässt sich Charlotte Ganters Empfehlung kurz zusammenfassen. Die Weine sind bis auf den Salento Rosso von 2017 aus den Jahrgängen 2019 und 2020. So viel Jugend ist sofort trinkbereit. Wer hat auch schon vier Karaffen im Haus, um die Rotweine vorab zu belüften? „Aufmachen, Loslegen und Spaß haben", sei das Motto, sagt die Sommelière. Auf das „Reinriechen, auf sich wirken lassen und sagen, wonach es schmeckt", komme es an. „Man muss nicht fünf Verrenkungen vorher machen."
Reinriechen und einfach auf sich wirken lassen
Wir lassen Wortstanzen wie „rund im Abgang" beiseite und stellen der kräftigen Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Marselan, Merlot und Syrah das dann doch wieder altbekannte Zeugnis „vollmundig" aus. Es ist gar nicht so einfach, eigene Bezeichnungen zu finden. Bei der 85-prozentigen Schokolade gelingt das der einen Freundin sofort: „Sie erinnert mich an den echten Van-Houten-Kakao in meiner Kindheit, der bei uns ausschließlich getrunken wurde." Kein Wunder, dass mit wenig Zucker in der Tasse aus ihr eine echte Bitterschokoladen-Liebhaberin wurde.
Beim L’Essenza di Puglia IGT Salento Rosso 2017 bin ich eher in meinem Element. „Endlich richtige Schokolade!", rufe ich aus, als wir die Chili-Tafel zum leicht angekräuterten und durch die Mischung von Primitivo und Malvasia Nera durchsetzungsstarken Roten zu uns nehmen. Der Wein lockt die Schärfe aus der angenehm milden Chili-Schokolade hervor. Gut für mich und den schärfeempfindlichen Fotografen. Für die Freundin mit den indisch sozialisierten Geschmacksnerven ist das dagegen extrem zart dimensioniert: „Ich könnte noch ein paar Pickles obenauf vertragen." Die andere Freundin sagt: „Das ist der Bruch, der Beschwingtheit hervorbringt."
Wir sind definitiv mehrheitlich Team Kontrast und starker Sinnesreiz. Bei aller Liebe zu gutem Kakao und dunkler Schokolade haben wir alle Respekt vor dem Anbrechen der 90-prozentigen Tafel. Wird die brettharte Schokolade nach dem klaren Knack stauben? Das tut sie glücklicherweise nicht. Der sanft-erdige, leicht kirschige Le Bignele Valpolicella Classico DOC 2019 dimmt die Bitterstoffe der Schokolade auf ein ausgeglichenes Maß herunter.
Irgendwie sind wir mit der Reihenfolge noch etwas mehr entglitten. Wahrscheinlich haben wir uns den 2019er Muskateller vom Pfälzer Weinhaus Andres in aller Vorfreude auf die Orangen-Schokolade bis zuletzt aufgehoben. Aber hey, so haben wir mitten im November noch einmal richtig Sommer im Glas und im Mund! Die intensive Orange ist mir angenehm vertraut; der zitrusfruchtige Weiße mit einem Tick Birne, Mandeln und Zimt sorgt begleitend für den heiteren Auskehrschwung aus dem Abend. Trotz ordentlicher Grundlage mit orientalischen Mezze schaffen wir es nicht, die Flaschen zu leeren. Schließlich sind bewusstes Probieren, Denken, Palavern und Fotografieren durchgängig angesagt.
Für je nach Trinkfestigkeit vier bis fünf Personen mit Spaß am Hin- und Her-Verkosten kommt das Paket für 36,90 Euro sehr gut hin. Alternative ist, die Korken aufzuheben und jedem eine Flasche und einen Rest Schokolade nach Hause mitzugeben. Mein persönliches Fazit: Eine überbordende Freundin der puren, dunklen Schokolade werde ich auch nach diesem Pairing und Tasting nicht mehr werden. Ich hab’s probiert. Für ein „Fortgeschrittenen-Paket" dagegen wäre ich jederzeit zu haben. Ich wünsche mir deshalb fürs kommende Jahr die intensiven Feinherben von Lindt mit Fleur de Sel, Birne, Limone-Ingwer und gern auch Salz-Lakritz zu ungewöhnlichen oder lange gereiften Weinen.